[The Fighter] ☆Zwölftes Kapitel☆

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Boah ey, ist es bei euch auch so warm? Ich sitz hier so in meinem Zimmer und hab das Fenster zugemacht, weil mir die Luft von draußen einfach viel zu heiß war .__. Aber trotzdem, ich liebe Sommer^^ Ihr auch?

"Ich komme, Rebecca. Warte ein paar Tage und dann rette ich dich. Hab ein wenig Geduld, Schatz, ja?"
"Ich kann nicht warten", keuchte ich in das Telefon. Ich wusste, dass ich undankbar war, aber er musste jetzt bei mir sein, jetzt sofort und nicht erst in ein paar Tagen. In ein paar Tagen konnte es bereits zu spät sein. "Du musst jetzt kommen. Sofort. Hast du verstanden?" In der Leitung knisterte es, nein, da seufzte jemand. Thomas seufzte. Über mich. Er hielt mich wahrscheinlich für total paranoid, aber mit den dunklen Gestalten, die da draußen vor der Tür unseres fragilen Hauses ihr Unwesen trieben, war keinesfalls zu spaßen. Er hatte nicht das Recht, mich für ängstlich zu halten. Ich war nicht ängstlich. Im Gegenteil. Ich war stark. Ich war die einzige, die sich nicht in einem Wandschrank oder unter dem Sofa versteckt hatte, sondern ich stand mitten im Raum, keine zwei Meter von der klapprigen Tür entfernt, und holte Hilfe. Oder versuchte es zumindest. "Es ist wirklich ernst, Thomas."
"Rebecca... ich kann jetzt hier nicht einfach wegfahren. Ich muss einen Antrag auf Beurlaubung stellen, und dann muss ich mir einen Flug buchen... ernsthaft, es dauert noch mindestens drei Tage, bis ich hier wegkomme. Es gibt eine Menge Szenen, die wir noch drehen müssen, morgen bin ich das erste Mal dran. Du hast doch die Bücher gelesen, oder, Maus? Ich bin später mit Bran Stark unterwegs, dieser kleine Junge, den Jaime vom Turm geschmissen hat, weil er ihn und seine Schwester erwischt hat. Unfreiwillig natürlich. Der, der Bran spielt ist wirklich ein netter Junge, sein Name ist Isaac. Er ist neun Jahre jünger als ich, aber man kann echt gut mit ihm reden. Und wenn wir drehen, werde ich sowieso jünger aussehen, als ich bin. Die Leute von der Maske haben mein Make-Up schon ausprobiert, so viel mussten sie gar nicht verändern. Aber trotzdem, mal ehrlich, ich musste schon lachen, als ich mein Gesicht gesehen habe. Ich sehe aus, als würde ich direkt aus einer anderen Welt kommen." Er lachte in mein Ohr und ich hielt den Hörer auf Abstand, während Thomas einen weiteren Redeschwall über mich ergoss. Wie konnte er nur so lange ohne Pause auf mich einreden, wenn mit der Situation, in der ich mich befand, doch so offensichtlich nicht zu spaßen war? Wie konnte er nicht auch durch das Telefon hören, dass meine Zähne hart aufeinander schlugen? Wie konnte er sich von den ganzen Emotionen abschirmen, die durch jede Silbe jedes Wortes flossen, das ich aussprach?
"Thomas", sagte ich eindringlich und unterbrach ihn damit direkt im Wort. Die rostige Klinke der einsturzgefährdeten Tür, vor der ich stand, bewegte sich auf und ab. Ich machte einen hastigen Schritt nach vorn und umklammerte sie mit beiden Händen. Ich wusste, dass ich schwach war, aber ich machte mir trotzdem Hoffnungen, dass ich die Tür vielleicht noch für ein paar Sekunden vom Öffnen abhalten könnte. Ich wollte wieder nach dem Handy greifen, dass ich mir unter das Kinn geklemmt hatte, doch dann merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Das, was da an meiner Hand klebte - war das Blut? Ja, das war eindeutig Blut. "Thomas!", kreischte ich. Auf der anderen Seite der Leitung blieb es still, während sich das Blut aus meinen Händen wie ein Sturzbach über den hölzernen Fußboden ergoss. In Rinnsalen lief die rote Flüssigkeit an meinen Handgelenken und dann am gesamten Unterarm hinab und durchtränkte die hochgeschobenen Ärmel meines Schlafanzugs. Die Tür wurde heftig aufgestoßen, und ich taumelte, als das Holz direkt in mein Gesicht schlug. Das Handy fiel auf den Boden und ertrank in der Blutlache, die sich zu meinen Füßen gebildet hatte. "Thomas!" Jetzt schrie ich aus vollster Seele und mit vollem Bewusstsein. Angst zerfraß mich von innen nach außen und ließ meine Umgebung um mich kreisen. Das letzte, was ich sah, war das wutverzerrte Gesicht meines Vaters, dann wurde es dunkel.
"Thomas", flüsterte ich. "Thomas." Immer und immer wieder wiederholte ich seinen Namen, bis sich die Bewegung meiner Lippen automatisiert hatte. Es wurde heller um mich herum, und meine Stimme wurde lauter, bis sie schließlich zu einem Schrei anschwoll. "Thomas!", brüllte ich, setzte mich ruckartig auf und blickte in eine Reihe besorgter Gesichter. Von einer Welle der Erleichterung erfasst ließ ich meinen Kopf zurück auf das Kissen sinken und betrachtete die Menschen, die sich um mich herum versammelt hatten, Menschen, von denen ich es nicht ertragen könnte, wenn ihnen etwas zustieße. Da waren Judy und Clare, Allison und Ben und Jessy, Isabelle und Catherine. Und dann war da meine Mum, das blonde Haar mit einem Buntstift zu einem wuscheligen Knoten zusammengesteckt und einen besorgten Gesichtsausdruck im Gesicht. Schweigend hielt sie mir ein Handy hin und ich ergriff es, nicht ohne mich vorher zu wundern, dass das Blut von meinen Händen verschwunden war. Nur ein Traum. Nur ein schlimmer Traum.
"Thomas?", fragte ich mit dünner Stimme.
"Nein, hier ist Isaac. Ein Kollege von ihm, Thomas ist gerade in der Maske. Kann ich irgendwie behilflich sein?" Isaac. Der Junge, der Bran spielte. Wo hatte mein Unterbewusstsein das nur ausgekramt? Ob er wirklich neun Jahre jünger war als Thomas? Aber was spielte das für eine Rolle? Thomas war nicht hier. Ich konnte nicht mit ihm reden. Er musste arbeiten. Nicht, dass ich das nicht einsah. Aber...
"Nein, ich glaube nicht. Aber könnten Sie ihm sagen, dass ich angerufen habe?"
"Wenn Sie mir sagen, wer Sie sind?" Es stimmte. Man konnte jemanden durch das Telefon lächeln hören. "Thomas hat Sie nämlich ein bisschen... naja, komisch eingespeichert. Sie heißen nicht zufällig "Sonne meines Lebens", oder?"
Ich musste lachen. "Nein. Mein Name ist Rebecca. Ich bin seine Freundin."
"Achso!" Isaac schien ein Licht aufzugehen. "Jetzt habe ich wenigstens eine konkretere Vorstellung, wer dieses Mädchen ist, von dem Thomas pausenlos redet. Soll ich wirklich nichts ausrichten?"
Ich musste nicht lange überlegen. "Können Sie ihm sagen, dass er mich zurückrufen soll, sobald er Zeit hat?"
"Nur wenn Sie aufhören, mich zu siezen", lachte Isaac. "Ich bin vierzehn."
"Ich weiß", murmelte ich. Dann legte ich ohne ein weiteres Wort auf. Woher hatte mein Unterbewusstsein gewusst, dass Thomas' Kollege Isaac hieß und außerdem neun Jahre jünger war als er? Denn Thomas war 23. Und 23 minus neun ergab sogar der Rechnung einer absoluten Mathe-Niete nach vierzehn. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und legte das Handy neben mich auf die Couch. Ich wollte jederzeit bereit sein, wenn Thomas anrief. Kurz überkam mich das schlechte Gewissen, weil ich ihn lediglich als "Thomas" eingespeichert hatte und keinen besonderen Namen für ihn hatte, aber dann fiel mir ein, dass ich mein Handy mit meiner halben Familie teilte. Die wären ganz schön verwirrt, wenn dann auf dem Display auf einmal "Mein ein und alles" oder so was stehen würde. Außerdem war so was kitschig. Thomas war ein schöner Name, und der durfte auch ruhig benutzt werden. Manchmal nannte ich ihn ja Tommy. Das war Spitzname genug.
Es vergingen lange Stunden bei Cookies und Milch, bis Thomas endlich zurückrief. Draußen war die Sonne erst vollständig auf- und dann wieder untergegangen und mittlerweile war es schon abends. Ich hatte den ganzen Tag auf dem Sofa verbracht, ohne mich zu trauen, einzuschlafen. Noch so einen höchst realen Alptraum hätte ich nicht überlebt. Meine Hand hatte die ganze Zeit auf dem Handy geruht, nur für den Fall, dass es plötzlich klingeln würde. Von Sekunde zu Sekunde schwand mein Mut und wich einer beklommenen Angst, die sich plötzlich in Luft auflöste, als ich Thomas' Namen auf dem Display las. Es war gut, dass ich ihn so eingespeichert hatte. Denn es brauchte nichts anderes, als nur seinen Namen, um mein Herz zum schneller schlagen und mein Gesicht zum Leuchten zu bringen, so kitschig es auch klingen mochte.
"Thomas!", rief ich atemlos. Viel zu laut. Er war doch nicht taub. Stumm schalt ich mich einen Vollpfosten und konzentrierte mich auf den Klang seiner süßen Stimme, die sich mit einem zarten "Hallo, Rebecca" meldete. Komisch, dass mein Gehirn in der Lage war, mein Unterbewusstsein mit lauter unnötigen Informationen zu füttern, aber nicht mit dem Klang von Thomas' vollkommener Stimme. Mein Gott, er war perfekt.
"Hi", nuschelte ich. Von mir aus konnte er ab sofort das Reden übernehmen. Mir lag gar nicht so viel daran, meiner eigenen, langweiligen und rauen Stimme zu lauschen.
"Alles in Ordnung? Warum hast du angerufen?", erkundigte er sich und auf den ersten Blick hielt ich seine Stimme für unbeschwert, doch das war sie nicht. Er klang besorgt. Besorgt um mich. Kleine Schmetterlinge machten sich in meinem Bauch breit, doch ich verscheuchte sie schnell wieder. Ich hasste Schmetterlinge. Zumindest viele auf einem Platz. Einer war noch schön, aber dank meiner Klaustrophobie hielt ich mehr als zwanzig Stück von ihnen auf engem Raum nicht aus.
"Bist du allein?", flüsterte ich. Ich horchte in die entstehende geschäftige Pause hinein und hörte Thomas, wie er jemandem zurief, er solle mal Platz machen. "Isaac!", hörte ich ihn rufen, doch seine Stimme verklang im Raum, und mir wurde klar, dass er das Telefon irgendwo abgelegt hatte. Keine Ahnung wieso, aber es beunruhigte mich. Als hätte er mich beiseite gelegt und nicht irgendein blödes Handy. "Kannst du mir ein Taxi rufen?", bat er und dann raschelte es und ich wusste, dass er das Handy wieder an sich genommen hatte. Ein warmes Gefühl machte sich in meinem Magen breit und mir wurde von dem breiten Lächeln, das sich auf meinem Gesicht ausbreitete, fast schwindelig.
"Jetzt bin ich allein", sagte Thomas fröhlich. Mir tat es leid, seine gute Stimmung zu zerstören, doch es musste sein. Ich hielt mich nicht lange mit Höflichkeiten auf, sondern platzte gleich mit den Neuigkeiten heraus. Ich fasste die erschreckende Geschichte meiner Mum in wenigen Sätzen zusammen und schilderte ihm dann kurz, dass wir in Gefahr waren. Wir alle. Und mit jedem Wort, dass ich mit ihm wechselte, brachte ich ihn nur noch mehr in Gefahr. In größerer Gefahr, als er sich ausmalen konnte. Thomas hatte keine Ahnung, wozu mein alter Herr fähig war. Er hatte eine ganze Stadt ausgelöscht und mit seiner Familie würde er das selbe tun, wenn nicht... ja, was? Was erwartete ich von meinem Freund? Dass er wie Superman angeflogen kam und uns alle über den Teich nach Europa flog? Wohl kaum. Ich brachte ihn in Lebensgefahr, nur damit er bei mir war. Ich egoistisches, dummes Mädchen.
"Wie viel Zeit haben wir?", fragte er mit nüchterner Stimme. Ich hatte alles erwartet, nur nicht diesen ich-bin-der-Sheriff-und-werde-das-schon-klären-Ton. Er redete so, als hätte er so eine Situation schon eintausend Mal erlebt und als wüsste er genau, was zu tun war. Keine Emotionen drangen in seine Stimme, höchstens ein Hauch Sorge. Sorge um mich. Wieder dieses warme Gefühl im Magen. Ich befahl mir, mich zu konzentrieren.
"Nicht viel. Mum meint, er könnte uns in einer Woche schon gefunden haben. Sie ist auf der Suche nach einer Wohnung, aber so viel Geld hat sie ja jetzt auch wieder nicht und..." Nicht hysterisch werden, Becca, befahl ich mir und steckte den Kopf zwischen die Knie. Ein und aus und ein und aus. Ganz ruhig.
"Sie will eine Wohnung für euch alle finden?" Ich lauschte angespannt in die Pause hinein, die entstand, nachdem er diese Frage gestellt hatte. Irrte ich mich oder klang er tatsächlich sauer? Genervt? Wenn ja, warum?
"Jaaa?", antwortete ich gedehnt. Auf was wollte er hinaus?
"Ihr müsst euch trennen." Da war er wieder, der nüchterne Sheriff Sangster-Tonfall. "Ihr macht es ihm viel zu leicht, wenn ihr euch alle an einer Stelle zusammenpfercht. Trennt euch. Einer von euch älteren nimmt eine von den kleineren mit, lasst niemanden alleine, aber trennt euch. Nicht mehr als drei von euch auf einem Fleck. Soll ich zu dir kommen, oder traust du dir zu, einen Flug nach Vancouver zu nehmen? Wir drehen da in der Nähe. Ich könnte dich abholen", bot er an.
Unglücklich sah ich mich im Raum um. Das zerschlissene Sofa, auf dem ich hockte, im Schneidersitz, den Kopf gesenkt. Der aufgeschlaggene Zeichenblock, auf den irgendwer eine Hand gezeichnet hatte. Es war eine nach oben gestreckte Hand, die nach oben in den Himmel griff, eine Hand, die ganz offensichtlich nicht das erreichte, was sie erreichen wollte. Der zugemüllte Couchtisch, auf dem mein Skript sich auf einem Stapel anderem Papierkram befand und geduldig auf mich wartete. Der vergessene Teller, der da mitten auf dem Teppich stand, das Besteck in einem Radius von einem Meter um ihn herum verteilt. Der staubige Kaminsims, auf den Allison eine Porzellanpuppe gesetzt hatte. Das aufgeschlagene Buch mit dem Titel "Eine Geschichte aus zwei Städten". Ich hatte es irgendwann einmal gelesen, jetzt waren es Clares kleine Finger, die die Seiten umknickten und eine ganze Reihe Eselsohren als Lesezeichen hinterließen. Das alles, der ganze Müll, die ganze Gemütlichkeit dieses unaufgeräumten Zimmers, das war mein Zuhause. Diejenigen, die ihre Spuren Tag für Tag hier hinterließen, das war meine Familie. Meine kleinen und großen Geschwister, meine Mutter. Alles, was ich so lange verloren geglaubt hatte. Alles, was ich gerade zurückgewonnen hatte und jetzt gezwungen war, für ein bisschen Sicherheit aufzugeben.
"Ich nehme Judy und Clary mit, wenn das geht." Meine Stimme wackelte, suchte nach Halt, und wie automatisch krallten sich meine Finger um das aufgerissene Polster der Couch. "Mal sehen, wann ich einen Flug bekomme. Vielleicht bin ich übermorgen schon da."
"Okay. Gib mir die Adressen von den Orten, wo der Rest deiner Familie untergebracht sein wird. Sie sollen sich in der Nähe von guten Flugverbindungen aufhalten, kapiert?"
"Kapiert, Sheriff", murmelte ich und Thomas lachte. Doch ich lachte nicht mit. Alles das hatte ich doch gerade erst wieder... und wenn ich jetzt ging, wusste ich sie nicht einmal in Sicherheit. Sie könnten trotzdem gefunden werden. Es garantierte niemand, dass unsere Leben gerettet waren. Ich zog die Nase hoch. "Bis dann."
"Ich liebe dich", sagte Thomas und endlich war da wieder eine Regung in seiner ausdruckslosen Stimme.
"Ich weiß", flüsterte ich.
Dann drückte ich den roten Hörer, der vor meinen Augen auf dem Touchscreen verschwamm. Verdammte Tränen. Ich wartete, bis der Bildschirm schwarz wurde und es nichts mehr zu sehen gab - dann ließ ich ihnen freien Lauf. Was gab es denn schon noch zu sehen?



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Yeah, and it's zuende again xD
Das schreibe ich irgendwie immer, oder? Naja, arme Becca... irgendwie tut sie mir leid :( Jaja, Wattpad, chill! Sagt mir die ganze Zeit, dass irgendein Fehler aufgetreten ist ._____. Wenn er das Kapitel nicht hochlädt, geh ich mich köpfen -_-_- Naja, wie auch immer, hat es euch gefallen? Wir stehen übrigens kurz vor den 1k :00 Hätte nie gedacht, dass wir das schaffen *_____* Irgendwelche Wünsche bezüglich dieses #bombastischen Jubiläums? Nein? Gut. Ich lass mir beim Schreiben eh von niemandem reinpfuschen xDD
Schönen Abend noch *grins*
DarcyNarcy

Newcomer ☆Abgebrochen☆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt