Alle umstehenden Spaziergänger schüttelten ungläubig die Köpfe. Roman beachtete sie nicht weiter. Er war total wütend und enttäuscht und schon mit grimmiger Miene den Rollstuhl vor sich her.
„Wenn du doch nur sprechen könntest, dann würde Heiko mir glauben...", murmelte er.
„Ich kann sptechen", sagte Bella, doch Roman war so sehr in seinen Monolog verstrickt, dass er gar nicht auf sie achtete.
„Oder wenigstens gehen. Du müsstest ja gar nicht viel sagen. Einfach: Show, don't tell. Und so ..."
„Ich kann gehen!", rief Bella genervt, aber Roman bemerkte es immer noch nicht, sondern schwafelte einfach weitern.
„Aber nein, jetzt hat Jessy auch noch recht und kriegt, was sie will. Und Heiko und ich? Wir werden uns auf ganzer Linie blamieren. Ach, wenn du mich doch nur verstehen könntest, Rolli..."
Roman seufzte tief.
„Ich heiße Bella ", sagte Bella mit fester Stimme.
„Wenn du doch mir verstehen könntest, Bella, dann würde alles gut und ...", fuhr Roman fort.
„Ähm, Roman?", fragte Bella.
„Ja, bitte?", fragte Roman zurück. Und dann rappelte es. Roman hielt so plötzlich ab, dass Bella fast aus dem Rollstuhl kippte.
„Alter!", empörte sie sich.
„Da, es spricht!"
Roman sprach einen Mann im Vorbeigehen an und zeigte auf Bella.
„Ich meine: sie! Sie kann ... sie kann sprechen! Hab ich's doch gewusst! Sie kann sprechen! Ha, ha! SPRECHEN! Hahahahaaa!"
„Bist du fertig?"
Bella drehte sich zu Roman um.
„Ha, das muss ich aufnehmen!", freute sich Roman und zog dein Smartphone heraus.
„Warte!"
Bella sah Roman bittend an und nahm seine Hände.
„Ich verspreche, dir zu helfen. Aber nur, wenn du die Klappe hältst."
„Was hast du vor?"
Roman sah Bella fragend an.
Bella sah ihm direkt in die Augen.
„Vertrau mir."
Bella drückte mit ihren Händen sanft auf Romans Hände: „Ich sorge dafür, dass du einen Beweis kriegt, der nicht nur Heiko überzeugt, sondern den auch Jessy nicht so schnell vergisst. Aber wir schaffen das nur zusammen."
Roman sah Bella ernst an.
„Wieso sollte ich dir jetzt plötzlich auch nur einen Augenblick lang glauben?"
„Hast du eine andere Wahl?"
Bella sah ihn herausfordernd an.
„Klar, ich mache ein Video, zeig es Heiko und dann ...", begann Roman, doch Bella unterbrach ihn: „Und dann? Jessy kann sehr überzeugend sein. Vielleicht dreht sie es so, dass sie das Ganze nur aus Liebe und für ihm gemacht hat?"
Roman runzelte nachdenklich die Stirn.
„Ich verspreche dir: Wenn wir zusammenhalten, bleibt Heiko nichts anderes übrig. Erst wenn er sie wahre Jessy sieht, dann ... na ja."
Bella lächelte Roman an. Sie ließ seine Hände los und er steckte halb überzeugt sein Smartphone wieder ein. Mit gespielt schlechter Laune schob er Bella zurück zu Jessy und Heiko in die Fußgängerzone.
Jessy grinste ihn verschwörerisch an. „Und? Was GING?"
„Nichts, leider. Schon gar nicht deine Schwester."
Er übergab den Rollstuhl an Jessy.
„Ich muss mich wohl bei dir entschuldigen, oder besser gesagt: bei euch."
Jessy wirkte gönnerhaft ab.
„Ach, gar kein ...", doch Heiko unterbrach sie: „Ich finde, das ist das Mindeste!"
Heiko verschränkte erwartungsvoll die Arme.
Roman räusperte sich.
„Entschuldigung, Jessy. Entschuldigung, Heiko. Ich habe mich wie ein Idiot verhalten."
Heiko nickte.
„Schön, dass du es endlich einsiehst. Könntest du dich jetzt bitte noch kurz, damit sie sieht, dass du es auch wirklich ernst meinst, vor Jessy verbeugen?"
Roman kochte vor Wut, doch er machte eine leichte Verbeugung vor Jessy.
„Wie charmant!", freute sich Jessy.
„Ich glaube, das geht noch tiefer."
Heiko war unerbittlich. Roman verbeugte sich mit zusammengebissenen Zähnen noch ein Stückchen tiefer.
Jessy fächelte sich Luft zu und rief affektiert: „Ich werde noch ganz rot!"
„Zufrieden?", knurrte Roman Heiko zu.
„Fast."
Heiko genoss die Situation.
„Jetzt nimm ihre Hand, sieh ihr in die Augen und sag: Jessy, du bist das tollste, schönste und netteste Mädchen der Welt."
„Muss dass ...?"
Roman sah Heiko leicht verzweifelt an.
Heiko trommelte ungeduldig mir seinen Fingern auf seinem Arm herum.
„Roman?"
Roman holte tief Luft und ratterte los: „Jessy, du bist das tollste, schönste und netteste Mädchen der Welt."
Jessy legte scheinbar gerührt den Kopf schief.
„Mir fehlen die Worte."
Heiko legte Roman die Hand auf die Schulter: „Siehst du, Bruderherz? War doch gar nicht so schwer ..."
Halt deine Schnauze, dachte Roman.
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BRUDER VOR LUDER
RandomBUCH ZUM FILM! Auf YouTube sind Heiko und Roman bereits Stars - Jetzt wollen sie auch live auf der Bühne durchstarten. Aber Romans plötzliches Lampenfieber und Heikos neue Freundin drohen den Traum von der großen Musikkarriere zum Platzen zu bringen...