Drei

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Wie ich erwartet hatte, nahmen mich die Denalis etwas verwundert, aber mit Freuden auf. Als ich Ihnen dann erklärt hatte, warum ich gekommen war, sagten sie mir, es sein das beste gewesen und boten mir dann an, mit mir jagen zu gehen, weil sie gesehen hatten, wie durstig ich war. Ihre Augen waren zwar auch tiefschwarz, aber ihr Durst konnte nach dem gestrigen Tag kaum so schlimm sein wie meiner. Ich tötete zwei Kaninchen und sogar ein kleines Reh, was für mich reichte. Danach war ich fürs erste befriedigt. Ihr Geruch ging mir immer noch nicht aus dem Kopf, doch ich konnte es nach dem jagen viel leichter vergessen. Ich hatte mir ein Buch von Irina ausgeliehen und so lange gelesen, dass ich garnicht gemerkt hatte, dass schon der nächste Tag angebrochen war. Nicht dass ich so lange für ein ganzes Buch gebraucht hätte, aber ich bin so jemand, der viel darüber nachdenkt, was die Person einem während er die Geschichte schreibt, erzählen möchte. Ich versuche immer hinter alle Gedanken der Personen zu kommen, damit ich eine mögliche deutliche Sicht über alles hatte. Denn im echten Leben war das alles ein Kinderspiel für mich aber im Buch war das nochmal ganz etwas anderes. Man konnte aus den Personen so viel raushören und seine eigenen Interpretationen mit reinbringen. Außerdem habe ich auch so lange Gebrauch, weil ich versucht hatte, viele Sachen mit Bella Swan in Verbindung zu bringen. Sie war auch ein Rätsel dass sich mir in den Weg stellte. Aber ich konnte es nur lösen, wenn ich mich ihr wieder stellen würde. Doch das war meine größte Angst. Mich ihr zu stellen. Was wäre, wenn ich ihr begegnen würde und ich grade dabei wäre, mir selbst erklären zu können, warum sie solch eine Wirkung auf mich hatte, und ich ihr dann ohne Selbstbeherrschung in die Kehle biss? Es würde mir dann für immer ein ungelöstes Rätsel darstellen, was vielleicht nur einmal in meiner Existenz vorkommen würde. Schließlich hatte ich alle Zeit der Welt. Ich konnte alle Rätsel lösen die ich wollte, doch irgendwann verstand man jedes Prinzip und jedes Muster und dann war es ein Kinderspiel, sie zu lösen. Es ist wie wenn man einem Menschen jeden Tag dasselbe essen hinstellt. Egal wie sehr er es mag, irgendwann schmeckt es nach gar nichts, weil man es schon zu oft gegessen hat. Deshalb machte ich gerne Kunst. Man konnte immer etwas neues dazulernen, und doch wurde man davon nie gelangweilt. Ich spielte viel Klavier und die Denalis hörten mir gerne zu, manchmal, wenn sie in Stimmung waren, sangen sie sogar.
Ich vermisste meine Familie. Besonders Carlisle. Er war immer für mich da gewesen und hat mir immer zur Seite gestanden. Er hatte mir immer verziehen, egal wie schlimm meine Taten waren. Er war wie ein echter Vater für mich.

Und so ging es die restliche Woche weiter. Und unter dem Versuch, schlau aus Bella zu werden und dass ich mein Zuhause vermisste, beschloss ich, auch dorthin zurückzufahren. Es war ein sehr kurzer Aufenthalt, das muss ich zugeben, jedoch ein sehr schöner. Die Denalis und ich hatten viel zu erzählen, was die letzten Jahre so vorgefallen war. Und jetzt musste ich Ihnen erklären, dass ich sie wieder verlassen würde.
Ich ging ist Treppen hinab ins Wohnzimmer, wo jeder sein eigenes Ding machte und fing an zu reden. "Ich möchte mich nochmal dafür bedanken, dass ich hier so offen aufgenommen wurde, und hier wohnen durfte, aber ich muss euch leider mitteilen, dass ich euch wieder verlasse. Oh... Dachte Tanya. Irgendwie wusste ich das. Das war Elezar." Als ich ihn auf diesen Gedanken hin verschmitzt anblickte, fing er an zu schmunzeln und schaute zu Boden. "Wieso so eilig?" Fragte Kate. "Nun ja. Ich habe euch von Bella Swan erzählt und dass sie mir ein großes Rätsel stellt? Ich möchte wissen, wieso ich so auf sie reagiere, außerdem wäre das eine leichte Auffälligkeit, wenn ich einfach so von der Schule verschwinden würde. Die würden Verdacht schöpfen." sagte ich ruhig. Von wegen! Er will doch nur nicht sagen dass er seine Familie vermisst. Dachte Kate. Sie hatte es genau auf den Punkt gebracht. Zu sagen, dass ich meine Familie vermisste war unhöflich. Ich schaute sie an, und sie verstand, dass das als zustimmen gedeutet war. "Ich finde es sehr schade, dass du schon gehst, aber wenn du denkst dass du bereit bist, Dich diesem Mädchen zu stellen, werden wir dich nicht daran hindern." entgegnete Tanya. Ich schaute noch einmal alle dankbar an, dann war ich weg und auf dem Weg nach Hause.

Zu meiner Verwunderung war Carlisle der erste, der mich erwartete. Ich ging auf ihn zu, bereit für eine Diskussion. "Carlisle ich..." Doch er schnitt mir das Wort ab. "Ist schon gut, Alice hat mir alles erzählt. Du hast nichts falsch gemacht." Ich nickte einmal dankbar. "Aber warum bist du zurück?" er schien sichtlich verwundert und ein wenig misstrauisch. Denkt er etwa, dass ich zurückgekommen bin, weil ich Bella umbringen will? Doch in seinen Gedanken war keine Spur von solchen Gedankengängen zu finden. "Ich bin zurück, weil ich mich dieser Bella stellen möchte." Als Erwiderung schenkte mir Carlisle ein Lächeln, klopfte mir auf den Arm und deutete auf das Haus. Ich verstand seine Geste und wir rannten beide gleichzeitig los. Dass ich sie vermisst hatte, erwähnte ich mit keinem Wort. Solche Gefühle offenbarte ich so gut wie keinem. Natürlich war ich der erste der ankam. Ich war schon immer sehr schnell gewesen. Der schnellste aus der Familie. Und Emmet der stärkste.
Als ich zur Tür reinkam, wusste ich erst garnicht wie mir geschah, denn das erste was ich spürte, waren zwei Arme, die fest um meinen Hals geschlungen wurden. Erst versuchte ich sie wegzudrücken, doch dann merkte ich, dass es einfach nur Alice war, die mir eine sehr stürmische und feste Umarmung gab. "Okay Alice." lachte ich. Gott sei dank bist du wieder da. Dachte sie. Sie konnte auch ohne einen Kommentar von mir deuten, dass ich ihr nur zustimmen konnte.
Die anderen kamen auch um mich zu begrüßen. Ich erzählte ihnen knapp von Bella Swan, wo ich war und was ich dort gemacht habe und dann war wieder alles beim Alten. Bei uns kam das nicht so selten vor, dass einer von uns ohne ein Wort an die anderen einfach verschwand. Wir anderen machten uns dann meistens keine großen Gedanken und warteten einfach auf die Rückkehr desjenigen.
Zum Glück war es Wochenende und ich konnte mich für den nächsten Montag vorzubereiten. Ich wusste immer noch nicht genau, ob ich bereit dazu war, mich diesem verlangen auszusetzen, aber ich wollte es wenigstens versuchen. Aber dafür müsste ich nochmal kräftig Blut tanken. Ich beschloss am Sonntag jagen zu gehen und die Zeit davor einfach nur entspannt mit meiner Familie zu verbringen.
Doch das entspannt sein war dann wieder ein kleines Hindernis. Jede Minute schien meine Aufregung vor dem nächsten Montag zu wachsen. Und anstatt nur Sonntag jagen zu gehen, ging ich zusätzlich noch Freitag und Samstag. Meine Augen glühten fast, so viel hatte ich zu mir genommen. Und dann war der Sonntag gekommen. Ich wusste den ganzen Tag nicht, was ich tun sollte. Sollte ich weiterhin etwas mit meiner Familie machen? Sollte ich etwas lesen? Sollte ich weiterjagen oder mich in mein Zimmer verkriechen? Ich tat von allem ein bisschen, bis der Tag und Nacht zu Ende waren. Meine Familie unterstützte mich und das half mir, meine Aufregung zu vergessen. Doch ganz weg war sie nie.
Und dann brach der neue Tag an...

Biss Zum Morgengrauen -Edwards Sicht (On Pause)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt