Vier

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Das schlimmste war, zu wissen, dass ich wieder diesem Schmerz verspüren würde. Könnte es noch schlimmer werden als das letzte Mal? Doch ich hatte Hoffnung, da u v vor kurzem so viel getrunken hatte. Und doch konnte ich nur vermuten. Und hoffen.
Was wäre, wenn sie wider zurück nach Arizona gezogen war, weil sie gemerkt hatte, dass das Leben in Forks ihr nicht so viel bieten konnte wie das in Phoenix? Und wenn sie doch da wäre, was würde ich dann zu ihr sagen? Hallo Bella, ich bin Edward Cullen, einer der fünf Vampire auf dieser Schule und ich wollte dich unbedingt kennenlernen, weil mein Verlangen nach deinem Blut größer ist als jemals bei irgendeinem anderen Lebewesen? Nein! So etwas war schwerer als es sich vorzustellen war. Ich hatte mich in den letzten paar Jahren nur wenigen Leuten vorgestellt, doch es war nie etwas derart... besonderes gewesen.
Ich versuchte die restliche Zeit mit etwas anderem zu überbrücken, und zum Glück klappte es auch. Schnee hatte eingesetzt und zwischen Emmet, Jasper und Mir hatte es eine wilde Schneeballschlachthe geben.  Emmet hatte am meisten abbekommen, er war nicht so gewunden wie wir anderen. Alice hätte bestimmt höchstens ein oder zwei abbekommen, da sie am flinksten war. Aber trotzdem war sie auf den Gängen kaum zu übersehen. Wir alle nicht. Wir mussten jeden Tag durch die Gänge kaufen und dabei wissen: jeder starrt sich an, jetzt nur nichts Dummes tun. Doch etwas auffälliges war bisher kaum vorgekommen.

Jetzt saßen wir an unserem üblichen Platz in der Cafeteria mit unseren üblichen Tablet- Requisiten und redeten über den Schnee der gefallen war. Doch ich konnte meine Gedanken kaum zügeln und sie schwirrten Ziellos in meinem Kopf herum. Die Meisten handelnden von der bevorstehenden Bio Stunde. Würde ich einen Rückzieher machen oder würde ich sie ansprechen?
Plötzlich hörte ich den Namen, vor dem ich so großen Angst hatte, in den Gedanken von Jessica. Hat Bella sich etwa in den süßen Cullen verguckt? Na dann viel Glück!
Und im selben Augenblick, wo sie ihren Namen dachte, schaute ich sie an. Die einzige Person, dessen Gedanken ich immer noch nicht lesen konnte.
Unsere Blicke trafen sich, doch im Moment konnte ich nicht anders gucken als frustriert. Ich würde einfach nur zu gerne wissen warum ich Ihre Gedanken nicht lesen konnte. Sie war ein für mich unbewältigtes Rätsel, das behoben werden musste. Ich konnte nicht die restliches zwei Jahre in der Cafeteria sitzen und hoffen, dass ihre Gedanken sich mir öffnen würden wenn ich "Sesam Öffne Dich" sagte. Ebenfalls konnte ich nicht einfach nur tatenlos neben ihr in Bio sitzen, denn sonst könnten zwei Sachen passieren. Erstens, würde sie umbringen oder zweitens ich würde sie ansprechen, was aber unwahrscheinlicher war, als das davor, denn wenn ich's nicht heute tat, tat ich's nie. Also war es beschlossen. Ich würde sie ansprechen. Ich würde sie kennenlernen und herausfinden, warum ich Ihre Gedanken nicht lesen konnte, wenn auch das letztere vielleicht nicht heute stattfinden konnte. Ich schaute auf die riesige Uhr die mitten in der Cafeteria hing und stellte verwundert fest, dass die nächste Stunde in fünf Minuten anfing. Rosalie und Emmet waren auch schon gegangen und Alice und Jasper waren grade in Aufbruch. Als Alice als letztes an mir vorbeiging, flüsterte sie mir noch ins Ohr: "Du schaffst das schon." Dann war sie weg. Das hätte also zwei Bedeutungen: wenn ich mich nicht konzentrierte, würde ich heute in der sechsten Stunde das Blut von fünfundzwanzig Leuten lecken und wenn ich es schaffte, mich zu beherrschen, wäre ich dem Ergebnis des Rätsels einen Schritt näher gekommen.
Ich stand auf, brachte mein Tablett weg und ging zum Bio Raum.

Es hatten sich schon ein paar Schüler eingefunden, aber zum Glück noch nicht Bella. Ich hatte noch geschätzt zwei Minuten Zeit, um mich Mental auf das bevorstehende Ereignis vorzubereiten. Doch meine Schätzung erwies sich als falsch, als sie in den Raum gelaufen kam. Ohne dass jemand es mitbekam zog ich meinen Stuhl ein wenig weiter von ihrem Platz weg und versuchte mich möglichst unauffällig in die entgegengesetzte Richtung zu lehnen.
Sie setzte sich hin und eine Flutwelle von Gerüchen überströmte mich. Ich versuchte nur minimal durch die Nase zu atmen. Eigentlich müsste ich garnicht armen, aber es war Teil unserer Tarnung. Schließlich war es doch sehr auffällig, wenn ein Augenscheinlicher Mensch plötzlich aufhört zu atmen aber doch weiterlebt...
Inzwischen hatte sie ihre Sachen auf den Tisch gepackt und versuchte möglichst nicht in meine Richtung zu gucken. Das war schonmal kein gutes Zeichen. Würde es nicht Bella sein, würde ich jetzt versuchen, ihre Gedanken zu lesen, aber es war sie, also versuchte ich es garnicht erst. Jetzt oder nie! dachte ich und das erste Wort kam aus mir herausgesprudelt: "Hallo", Oh Gott "ich bin Edward Cullen, du musst Bella sein. Ich bin letzte Woche nicht dazu gekommen, mich dir vorzustellen." Ich existiere seit 118 Jahren aber ich habe noch nie eine so schlechte Begrüßung aus dem Mund von mir gehört. Sichtlich verwirrt schaute sie mich an. So würde ich auch reagieren, dachte ich und musste schmunzeln. "W-Woher kennst du meinen Namen?", war das Einzige, was sie darauf erwiderte. Aber was sollte sie auch sagen? Ja das stimmt ich bin-wie du bereits gesagt hast- Bella Swan und du bis Edward Cullen- wie du auch schon gesagt hast. Ich hatte ihr gar keine andere Wahl gelassen als so zu antworten. "Naja, die Ganze Stadt hat von deiner Ankunft geredet." Sagte ich verschleiert. Ich wollte nicht preisgeben, dass ich ihr heimlich hinterher spioniert habe. "Nein ich meine m, du nennst mich Bella, nicht Isabella." Was sollte ich sagen? Ich tat einen auf dumm. "Willst du lieber Isabella genannt werden." ohne dass Sie Zeit zum nachdenken hatte, antwortete sie: "Nein, es ist nur... Bella ist gut." sagte sie abgehackt. Ohne noch groß auf dieses Thema zurückkommen zu wollen, sagte ich "ok" und wendete mich dann ein wenig ab. Hoffentlich habe ich ihr jetzt kein unsicheres Gefühl gemacht nur was sollte man nich großartig über ihren Namen reden?
Zum Glück ging auch schon die Stunde an. Mr. Banner erklärte kurz, dass wir die Präparate benennen sollten. Zum Glück war das für mich eine Leichtigkeit. Immer und immer wieder diesen ganzen Schulkram durchzumachen... Irgendwann wusste man einfach alles.
Da ich noch nicht unhöflich sein wollte, meine ich:"Ladies First?" Und schaute sie verschmitzt lächelnd an. Ich wollte keinen frechen Eindruck auf sie machen. Doch sie konnte nur zurückstarren. Was ist jetzt passiert? Wollte sie vielleicht nicht vor mir die ganzen Präparate falsch benennen? Oder war sie einfach nur zu schüchtern in mein Angebot anzunehmen? "Soll ich lieber?" Fragte ich, betont nett. Die schien endlich begriffen zu haben, dass sie mich anstarrte und griff nach dem Mikroskop. "Prophase" sagte die knapp und wollte grade das Präparat entfernen, als ich ihre Hand in der Bewegung sanft festhielt. Ihre Hand war warm und weich. Voller Durchblutung. Und meine? Kalt und leblos. Ich fragte mich, wie es eigentlich für Menschen sein musste, einen Vampir anzufassen. Aber darum ging es jetzt nicht. Ich sagte zu ihr: "Darf ich auch mal gucken?", dann zog das Instrument zu mir herüber. Sie hatte recht. Prophase. Ich schrieb das Wort ordentlich auf das Blatt Papier dass wir bekommen hatten und legte das nächste Präparat ein. "Anaphase" nuschelte ich. "Darf ich?" sie flüsterte fast. Ich grinste sie an. Irgendwie schien sie mir sympathisch. Ich schob ihr den Objektträger hinüber und lies sie einen Blick drauf werfen. Sie bestätige und ich schrieb dies ebenfalls auf das Blatt. Noch drei weitere Proben ging das so weiter, dann wären wir fertig und hatten nichts mehr zu tun. Jetzt, wo es nichts mehr zu machen hab, bemerkte ich wieder den hinreißenden Geruch. War das heute wirklich eine gute Idee? Was, wenn sie an dann mehr mit mir machen wollte? Was, wenn ich das auch wollte? Vielleicht könnte Carlisle ein paar Tipps geben, schließlich arbeitete er als Arzt im Krankenhaus. Er hatte jeden Tag mit Blut und der ständigen Versuchung zu tun. Bestimmt gab es da etwas, was man tun konnte. Meine Gedanken wurden von Bella unterbrochen. Wäre ich kein Vampir, hätte ich sie nicht gehört, aber ich es nunmal einer. "Hast du neue Kontaktlinsen bekommen?" fragte sie. Mir dieser Situation hatte ich schon öfters zu tun, aber die perfekte Ausrede war mir bis jetzt nie eingefallen. Anstatt irgendeine Lüge zu erfinden, sagte ich einfach schlicht nein, und schaute weg. "Achso... Ich hatte nur irgendwie das Gefühl deine Augen seien anders" sagte sie mehr zu sich selbst als zu mir. Mag vielleicht daran liegen, dass ich mehr als das doppelte meiner Blutration dieses Wochenende getrunken habe, nur um dich kennenzulernen. "Vielleicht steigt dir Forks nur etwas über den Kragen." Hör doch auf sonst bin ich noch der Grund warum sie in eine psychische Behandlung muss. "Kann sein" sagte sie und musste schmunzeln. Nein kann es nicht! Du bist völlig normal. Ich bin das einzig unnormale hier.
Danach herrschte zwischen uns ein eher angenehmes schweigen, bis Mister Banner zu uns kam uns unser Blatt inspizierte. "Edward, meintest du nicht auch, dass Isabella ich einen Teil der Arbeit hätte machen können?" Er sah ein wenig entrüstet aus. "Bella." korrigierte ich, bevor ich irgendetwas anderes sagte. "Um ehrlich zu sein hat sie drei der fünf Präparate benannt." "Ach tatsächlich? Waren sie in einem College- Vorbereitungskurs?" war nun seine Frage an Bella. Sie redeten noch ein bisschen, dann ging er weiter zu den nächsten Schülern die Hilfe brauchten.
"Echt schade wegen dem Schnee, nicht wahr?" Mein Gott konnte ich denn kein besseres Thema finden als das Wetter? Das kann doch nicht wahr sein.
"Wenn ich ehrlich bin, nein." Vielleicht war das doch ein interessantes Thema. "Also, du magst garkeinen Schnee?" "Nein. Klärte, Nässe, das ist alles nicht so... Mein Ding." Erklärte sie. "Und aus welchem Grund bist du dann nach Forks gezogen?" "Kompliziert." sagte sie nur. Jetzt machte sie mich wirklich neugierig. Immer neue Rätsel warf sie mir entgegen. "Ich bin sicher, ich kann folgen." murmelte ich. Sie machte eine Pause und holte noch tief Luft, dann sagte sie etwas, was ich fast schon erwartete hatte. "Meine Mom hat letztens neu geheiratet." Das wars? "Und du magst diesen Typen nicht? hakte ich weiter. "Doch, Phil ist nett. Er ist ein Unbekannter Baseballprofi und er reist viel." "Und das gefällt dir nicht?" jetzt war vollkommen ich in ihre Geschichte vertieft. "Nein, es ist so: Meine Mom ist anfangs immer bei mir geblieben, dich sie schien immer unglücklich..." "Und dann hast du dich entscheiden, hierher zu ziehen, damit du keine Last mehr bist." ich merkte selbst, dass das keine Frage sondern eine Feststellung war. "Ist das nicht unfair?" fragte ich etwas bestürzt. "Seit wann ist das Leben denn fair?" Konterte sie. "Da hast du auch wieder recht." Ich dachte ein bisschen nach. Darüber, dass ich sie so schwer, und dich so leicht durchschauen konnte, und dass sie mir sich so sehr öffnete. "Für düse Umstände kannst du dich aber gut verstellen." Sagte ich. Sie schaute mich bloß an. Ich wusste nicht ob sie wütend oder traurig oder beides gleichzeitig war und ich merkte, dass ich einen Nerv getroffen hatte. "Tut mir leid... Nerve ich?" "Nicht du, sondern ich mich selbst... Ich Bein einfach zu leicht zu durchschauen. Meine Mom nannte mich immer 'Ihr offenes Buch.'" "Oh nein nein, ganz im Gegenteil! Ich finde du bist sehr schwer zu lesen." und das meinte ich ernst. "Dann bist du hab nicht besonders gut darin." sagte sie und musste schmunzeln. "Wenn du wüsstest" entgegnete ich und lächelte zurück.
Es klingelte zum Stundende. Ging das wirklich schon so schnell? Und wie ich es gewohnt war, stand ich als erster von meinem Platz auf und verschwand aus der Tür.

Biss Zum Morgengrauen -Edwards Sicht (On Pause)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt