Frieden

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Die Adler trugen uns durch die Lüfte und langsam wurde mir kalt. Ich zitterte heftig und meine Zähne klapperten. Der Adler, auf dessen Rücken ich saß, dachte vermutlich auch, dass er einen Eisklotz mit sich rumtrug. Der Adler begann sich nach Stunden leicht nach vorn zu neigen und flog auf einen erhöhten Felsen mitten in der Landschaft zu. Ich spürte die Landung, da ein heftiger Ruck durch den ganzen Körper des Adlers ging und ich zur Seite wegrutschte. Ungelenk ließ ich mich auf den Boden gleiten und kam zu meiner eigenen Überraschung auf beiden Füßen auf und verlor nicht das Gleichgewicht. Ich atmete erleichtert aus. Fester Boden. Die Zwerge und Gandalf landeten ebenfalls und stiegen mehr oder hauptsächlich weniger elegant von ihren Adlern. Thorin war einfach abgelegt worden und rührte sich nicht. Gandalf beugte sich über ihn, ließ eine Hand ein paar Zentimeter über dessen Gesicht wandern und murmelte leise, unverständliche Worte, vermutlich irgendwelche Zaubersprüche. Ich sah gebannt zu und hielt die Luft an. „Bitte lass ihn nicht tot sein!", flehte ich und mir wurde leicht übel. Er durfte nicht... Thorin öffnete die Augen. Ich atmete erleichtert aus. Noch nie in meinem Leben war ich so glücklich gewesen jemanden aufwachen zu sehen! Gandalf seufzte und lehnte sich ebenfalls erleichtert zurück. Thorin versuchte sich mühsam aufzurichten und sofort stürmten ihm Fili und Kili zu Hilfe. Sie stützten und halfen ihm aufzustehen. Etwas unsicher und mit dem Rücken zu mir versuchte er allein stehen zu bleiben. „Wo ist der Halbling?", fragte Thorin eindringlich. Etwas in mir zog sich schmerzhaft zusammen. Das klang nicht gerade so als wolle er mir Blumen schenken... „Wo ist er?", fragte Thorin und sah sich suchend um. Er bemerkte, dass ich hinter ihm stand und wandte sich mir leicht schwankend zu. Ich schrumpfte unter seinem Blick zusammen. „Bist du verrückt geworden?! Du hättest dabei umkommen können!", rief Thorin wütend. Ich starrte ihn aus großen Augen an und wollte gar nicht wissen was für einen erbärmlichen und ängstlichen Eindruck ich bot. „Habe ich nicht gesagt du würdest nicht zur Gemeinschaft passen?! Sagte ich nicht, dass du nicht zu uns gehörst und es auch niemals gehören wirst?! Habe ich nicht klar zum Ausdruck gebracht, dass du nur ein kleiner, verängstigter Halbling bist, der niemals das Zeug zu einem Meisterdieb hat?!", donnerte er und ich zuckte instinktiv zusammen, als er mit humpelnden Schritten auf mich zukam. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck und er sagte mit weicher Stimme: „Ich habe mich noch nie in meinem Leben so sehr getäuscht!". Und dann zog er mich in seine Arme und drückte mich an sich. Ich war verblüfft, erstaunt, überrascht, erleichtert und... unheimlich glücklich. Thorin umarmte mich. Ich erwiderte die Umarmung zaghaft und als er mich fester an sich drückte, verstärkte ich meinen Griff. Ein breites Grinsen hatte sich auf meinen Lippen gebildet und ich sog Thorins Duft in mich auf. Ich hörte die Zwerge hinter uns applaudieren und mein Grinsen wurde breiter. „Verzeih mir, dass ich an dir gezweifelt habe", murmelte Thorin und mein Herz und mein Magen flatterten gleichermaßen aufgeregt. Das war definitiv besser als Blumen! „Und danke...", hauchte Thorin, sodass nur ich ihn hören konnte. Wenn das so weiter ging, dann würde ich gleich vor Freude heulen. Ich bemerkte, dass auch die anderen Zwerge sich gegenseitig in den Armen lagen. Plötzlich stockte mein Herz, nur um im nächsten Moment doppelt so schnell weiterzuschlagen, als ich etwas an meinem Ohr spürte. Waren das... Lippen? Meine Atmung beschleunigte sich. Knabberte Thorin gerade an meinem Ohr?! Eine unaufhaltsame Hitze stieg in mir hoch und meine Knie wurden weich. Meine Hände krallten sich in Thorins Mantel, als ich seinen Atem an meinem Hals spürte. Das war zu viel für mich. Meine Knie gaben nach und ich knickte ein. Thorin hielt mich jedoch so fest, dass ich nicht fallen konnte. Er lachte leise und ich spürte dabei das Brummen in seiner Brust. Wie ein nasser Sack hing ich in Thorins Armen, vollkommen unfähig auch nur einen Muskel zu rühren. „Schwächeanfall?", fragte Thorin vergnügt. Ich räusperte mich und versuchte mich daran zu erinnern wie man sprach. „Lass mich bloß nicht los... fallen meine ich!", krächzte ich. Thorin lachte erneut. Auf einmal richtete er sich auf und ich spürte, dass sich seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes richtete. Bevor ich fragen konnte was los war, sagte er: „Sieh dir das an". Er legte seine Hände an meine Taille und drehte mich herum, so dass ich das sehen konnte, was er sah. Vor uns erstreckte sich ein weiter, dichter, grüner Wald, durch den sich ein Fluss schlängelte und dahinter, in der Ferne konnte man einen großen einsamen Berg erkennen. Der einsame Berg. „Ist er das?", fragte ich leise. Thorin nickte: „Ja, das ist er". Ehrfürchtig und mit einem Hauch Aufregung sah ich auf den Berg, der nichts weiter als ein Schatten am Horizont war. Thorins Hände rutschten ein Stück nach vorn und umschlangen meinen Bauch. Ich spürte, dass er mich näher an sich zog. Röte stahl sich auf meine Wangen und verstärkte sich, als ich bemerkte was in diesem Moment leicht gegen meinen unteren Rücken drückte. Ich schluckte. Meine Wangen waren nicht das Einzige, was sich mit Blut füllte. Ich stieß einen merkwürdigen Laut aus, bei dem ich mir selbst nicht sicher war, was es war. Es klang wie ein unterdrücktes Stöhnen, gepaart mit einem nervösen Lachen und einem Wimmern. Thorin lockerte seinen Griff, gab mich frei und ich nutzte die Gelegenheit um Abstand zwischen unsere Körper zu bringen. Ich blieb weiterhin mit dem Rücken zu ihm stehen, andernfalls hätte er vielleicht bemerkt, dass ich sehr speziell auf seine Nähe reagiert hatte. Was sollte ich jetzt tun? Umdrehen kam nicht infrage! Ich stand einfach weiterhin da und tat so als fasziniere mich der Anblick des Berges. In Wahrheit sah ich diesen überhaupt nicht. Ich versuchte Bilder von einem nackten Thorin zu verdrängen, den ich noch viel zu gut in Erinnerungen hatte. Zu diesem nackten Thorin gesellte sich eine andere, ebenfalls nackte Gestalt, die verdächtige Ähnlichkeit mit mir selbst hatte. Ich kniff die Augen zusammen. Das durfte doch nicht wahr sein! „Gandalf?", riss mich Oris Stimme aus meinen Gedanken und Vorstellungen. „Ja?", fragte Gandalf und stützte sich auf seinen Stock. „Warum haben uns die Adler hier abgesetzt? Hätten sie uns nicht weiter tragen können?", fragte Ori. Gute Frage... Gandalf verzog grimmig das Gesicht. „Hätten sie bestimmt, wenn sie Aussagen nicht immer wortwörtlich nehmen würden!", meinte Gandalf. Wir sahen ihn verständnislos an. „Ich schickte eine Motte mit den Worten los, dass wir Hilfe bräuchten und die Adler uns von dort wegholen sollten... das haben sie getan", erklärte Gandalf. „Das heißt hättest du ihnen gesagt, dass sie uns zum Berg bringen sollen, hätten sie das gemacht?!", fragte Dwalin leicht verärgert. „Das glaube ich eher weniger, es sind immer noch eigenständige Lebewesen, aber sie hätten uns bestimmt noch ein Stück näher an den Berg heran gebracht", sagte Gandalf. „Also ist es deine Schuld, dass die Orks und Wargreiter uns schon bald wieder eingeholt haben?!", fragte Gloin. Gandalf schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Entschuldigt, dass ich in dem Moment nicht daran gedacht habe! Ich war ein bisschen im Stress, da ich auf einem brennenden und anschließend auf einem umgeknickten Baum über einem Abgrund saß!", echauffierte sich Gandalf. „Kannst du die Adler nicht einfach noch einmal rufen?", schlug Kili vor. Die anderen Zwerge nickten zustimmend. Gandalf bedachte sie mit empörten Blicken. „Natürlich nicht! Ihr würdet doch auch nicht zu einem Schmied gehen, euch einen Hammer anfertigen lassen und dann nach drei Wochen, wenn er fertig ist sagen, dass ihr eigentlich lieber eine Axt wolltet und der Schmied den Hammer wieder einschmelzen soll, um daraus die Axt zu machen!", entrüstete er sich. „Das gehört sich erstens nicht und ist zweitens peinlich!", fügte er hinzu. Unter den Zwergen kam Gemurmel auf und einige murrten oder protestierten leise. „Genug! Jetzt ist es eh zu spät! Anstatt uns zu beschweren, könnten wir uns auf den Weg machen und einen Platz für ein Nachtlager suchen!", rief Thorin laut. Die Zwerge verstummten und machten sich daran, den Felsen hinunterzuklettern, auf den uns die Adler abgesetzt hatten. „Geht doch!", murmelte Gandalf und folgte Dori und Nori den Felsen hinunter. Meine Höhenangst meldete sich, als ich über den Rand des Felsens spähte. Mir wurde schwindelig und alles in mir weigerte sich da runter zu klettern. „Kommst du Bilbo?", fragte Thorin und sah mich abwartend an. Ich schüttelte automatisch den Kopf. „Nein! Ich bleib einfach hier und... sterbe", sagte ich und meine Stimme klang seltsam hohl. Ich hatte mich vor einigen Augenblicken auf einen Ork geworfen und gegen Warge gekämpft, aber jetzt, wo ich einen Felsen hinunterklettern sollte, hatte ich Angst. Und zwar panische Angst. Warum hatten uns die Adler nicht auf ebenmäßigem Boden abgesetzt?! Thorin musterte mich eingehend und wäre ich nicht so in meine nahende Panikattacke vertieft gewesen, wäre ich mit Sicherheit rot geworden. „Das werde ich aber nicht zulassen", sagte Thorin und kam auf mich zu. „Was?", fragte ich verwirrt. Er lächelte leicht, als er antwortete: „Dass du hier oben stirbst". „Oh", machte ich. Sehr einfallsreich! „Kletter auf meinen Rücken und halt dich gut fest!", wies er mich an. Mein Mund klappte auf. Ich sollte was?! „Keine Sorge, ich lass dich nicht fallen", sagte Thorin beruhigend. Er ging in die Knie und wartete. Zögernd griff ich nach seinen Schultern und schlang meine Beine um seinen Körper. Thorin richtete sich auf, drehte den Kopf, sodass er mich ansehen konnte und grinste. „Das wird nur halb so schlimm wie du denkst, du wirst sehen", sagte er und machte sich ebenfalls daran den Felsen hinunterzuklettern. Anfangs hielt ich die Augen geschlossen und lauschte auf das leise Rauschen des Windes, Thorins und meinen Herzschlag und auf Thorins Atmung. Irgendwann öffnete ich die Augen und sah nach unten. So schlimm war es wirklich nicht. Ich erinnerte mich, dass ich früher als Kind gerne auf Bäume und Felsen kletterte. Damals hatte ich auch keine Angst gehabt. Ich bestaunte die Landschaft um uns herum und lockerte irgendwann meinen verkrampften Griff um Thorins Schultern ein wenig. Unten angekommen ließ Thorin mich von seinem Rücken und ich lehnte mich unauffällig und mit weichen Knien gegen einen nahestehenden Baum. „Sind alle soweit?", fragte Gandalf und als ein einstimmiges Nicken kam, lief er uns voran durch den Wald. Die Zwerge folgten ihm munter schwatzend und Thorin und ich bildeten den Schluss. Thorin humpelte gewaltig und das bereitete mir Sorgen. Ich selbst fühlte mich leicht schummrig, was ich auf Nahrungsmangel zurückführte. Thorin und ich fielen zurück. Ich war darauf bedacht in seiner Nähe zu bleiben und passte mich seinem Tempo an, doch die anderen Zwerge bemerkten nicht, dass wir ein gutes Stück hinter ihnen waren. Ich wollte gerade rufen, dass sie warten sollten, als Thorin zusammenbrach. Fluchend stand er wieder auf und atmete keuchend. „Thorin!", rief ich erschrocken. „Alles gut", sagte er rasch und humpelte voran. Bei jedem Schritt verzog er schmerzhaft das Gesicht und wurde blasser. „Hey! Gandalf! Wartet doch mal!", rief ich, doch niemand schien mich zu hören. „Sei still, wir haben sie gleich eingeholt... wir müssen nur... ein wenig... schneller... laufen!", schnaufte Thorin. Ich stellte ihm ein Bein, sodass er stolperte. Bevor er fiel, fing ich ihn auf, hatte jedoch leider sein Gewicht unterschätzt. Ich wäre fast ebenfalls zusammengebrochen, schaffte es allerdings ihn und mich aufzurichten. „Was sollte das?!", brummte Thorin. Ich zwang ihn mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte sich hinzusetzen. „GANDALF UND DIE ANDEREN ZWERGE; BLEIBT GEFÄLLIGST STEHEN! EUER ZUKÜNFTIGER KÖNIG IST AM VERRECKEN UND IHR BEMERKT ES NICHT!", schrie ich und war von mir selbst überrascht. Immerhin zeigte es Wirkung. Die Zwerge und Gandalf drehten sich um. Als sie die Situation erfassten kamen sie sofort auf uns zugestürmt. „Was ist los?", fragte Gandalf. „Thorin... er ist noch nicht ganz bei Kräften", sagte ich und deutete auf den blassen zukünftigen König, der mich wütend musterte. Ich wusste, dass er nicht wirklich wütend war... nur ein wenig in seinem Stolz verletzt. „Ich schätze dann schlagen wir hier unser Nachtlager auf. Allerdings nicht für lange! Dori, du versorgst Thorins Wunden und falls es was Ernstes ist sag mir Bescheid, dann kümmere ich mich darum. Die anderen sorgen für ein kleines Feuer und essen!", ordnete Gandalf an. Dori ging zu Thorin und fühlte seinen Puls. Der Zwergenanführer wehrte sich dagegen und grummelte: „Mir geht's gut!". Dori seufzte. „Fili, Kili helft mir euren Onkel still zu halten!", rief er und sofort kamen die Brüder angerannt und setzten sich neben ihren Onkel. „Ach Onkelchen... was machst du denn für Sachen!", sagte Kili. Thorin brummte etwas Unverständliches. Fili lachte. „Ich muss mir diese Bisswunden ansehen, wenn die sich entzündet haben, dann könnte das Übel ausgehen", meinte Dori und befahl Fili und Kili ihrem Onkel den Mantel auszuziehen. Ich wusste was darauf folgen würde und wandte mich rasch ab. Meiner versauten Fantasie musste ich nicht noch mehr Futter geben! Ich beschloss ein wenig Holz sammeln zu gehen und entfernt mich ein Stück vom Lager.

Als ich wiederkam, brannte bereits ein kleines Feuer, um das sich die meisten Zwerge versammelt hatten. Ich legte mein gesammeltes Holz auf den Stapel neben dem Feuer und setzte mich zu Bofur und Ori. Ich wollte fragen, wie es Thorin ging, doch mir war es viel zu heiß am Feuer. Ich stand wieder auf und entfernte mich ein paar Schritte. Leider war mir noch immer heiß. Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und begann sogar über meine Schläfen zu laufen. Ich wischte ihn mit zitterten Händen ab. Ich fühlte mich wacklig auf den Beinen und mir fiel wieder ein, dass ich eigentlich was essen sollte. Dafür müsste ich zurück ans Feuer gehen und das wollte ich um jeden Preis vermeiden. Außerdem wurde mir seltsam flau im Magen, wenn ich an Essen dachte. Ich sah mich um und erkannte Thorin, der an einen Baum gelehnt saß und sich mit seinen Neffen unterhielt. Ich beobachtete die drei lächelnd. Fili bemerkte, dass ich zu ihnen sah und winkte mich mit einem breiten Grinsen heran. Ich kam der Aufforderung nach und setzte mich neben Fili. „Wir haben gerade über dich gesprochen!", eröffnete Kili mir. Ich sah ihn verblüfft an. „Ach echt?", fragte ich. „Ja... wir fragen uns wie du aus dem Orkstollen entkommen konntest", bestätigte Fili. In diesem Moment fiel es mir wieder ein. Der Ring! „Ähm... gute Frage", meinte ich nur. „Also?", fragte Kili. „Was also?", fragte ich. Fili verdrehte die Augen. „Wie bist du rausgekommen?", fragte er. „Oh... ähm... langsam", meinte ich. Thorin stieß ein trockenes Lachen aus. Mein Kopf drehte sich automatisch in seine Richtung und meine Augen fingen seinen Blick auf. Ich war unfähig zu blinzeln oder überhaupt irgendetwas zu tun. Seine Augen hatten mich gefangen genommen und schienen mich nicht mehr loszulassen. „Wir gehen dann mal", sagte Kili kichernd. „Geh ordentlich ran, Onkelchen!", gluckste Fili und die beiden verzogen sich. Thorin sah ihn empört hinterher. Ich blinzelte verwirrt. Das war merkwürdig... „Wie geht es dir?", fragten Thorin und ich gleichzeitig. Ich schmunzelte. „Du zuerst", sagte ich. Thorin zuckte mir den Schultern. „Es geht... Die Wunden wurden gereinigt, ein äußerst schmerzhafter Prozess übrigens... und Gandalf hat sie dann mit Magie geschlossen. Wir können demnach morgen schon weitergehen", sagte er. Ich unterzog ihn einer eingehenden Musterung um herauszufinden ob er nur den Starken spielte. Sein Mantel lag auf dem Boden unter ihm und seine Hemd war leicht geöffnet, sodass man (ich) einen guten Blick auf seine muskulöse Brust hatte. Meine Kehle war mit einem Mal trocken. Wie es sich wohl anfühlt sie zu berühren? Oder sie zu küssen? Wie seine Haut wohl schmeckt? „Und dir?", fragte Thorin. Ich zuckte erschrocken zusammen. Ich räusperte mich und sagte mit einer Stimme, die etwas tiefer klang als normal: „Bestens". „Sicher?", fragte Thorin. „Ja, wieso nicht?", meinte ich. Ich spürte ein Kribbeln in meiner Nase. Oh nein! Im nächsten Moment musste ich heftig niesen. Zum Glück benötigte ich kein Taschentuch, doch als ich noch ein zweites, drittes und auch noch ein fünftes Mal niesen musste, wusste ich, dass ich eine Erkältung bekommen würde. Na super... Wie sollte ich das überleben, ohne Taschentuch?! „Bilbo?", meinte Thorin und riss mich aus meinen Gedanken. „Ja", erwiderte ich. „Darf ich dich etwas fragen?", sagte er leise. „Machst du das nicht gerade?", erwiderte ich grinsend. „Werd nicht frech!", sagte Thorin. „Wie Eure Majestät wünscht!", entgegnete ich, sprang auf die Füße und verneigte mich tief. Thorin begann laut zu lachen. „Lass das!", sagte er, packte meinen Arm und zog mich wieder auf den Boden. Diese ruckartige Bewegung brachte mich ein wenig aus dem Konzept und es dauerte in paar Minuten, bis ich wieder klar sehen konnte und die Umgebung aufgehört hatte sich zu drehen. „Verzeihung Euer Majestät", murmelte ich. Thorin knuffte mich in die Seite. Ich kippte zur Seite weg und blieb liegen. „Bilbo! Alles okay?", fragte Thorin erschrocken. Ich nickte. „Ich bin nur... erschöpft... und müde", sagte ich gähnend und streckte mich. Thorin seufzte erleichtert. „Willst du schlafen?", fragte er. Was, mit dir? Gerne! Ich schüttelte den Kopf und musste mich zusammenreißen nicht über meine eigenen Gedanken zu lachen. „Ja... ich denke ich werd mir ein Plätzchen suchen und dann schlafen...", meinte ich, schaffte es jedoch nicht aufzustehen. „Du kannst auch einfach hier liegen bleiben...", meinte Thorin und es klang so als wollte er noch irgendetwas hinzufügen. „Gut... dann bleibe ich hier", sagte ich und schloss die Augen. Thorin stupste mich in den Rücken. Ich öffnete die Augen wieder und drehte den Kopf in seine Richtung. „Willst du nicht irgendein Kissen haben?", fragte Thorin und hielt mir seinen Mantel hin, allerdings so, dass ich noch ein Stück zu ihm zurück rutschen musste. Ächzend schob ich mich zu ihm. „Brauchst du nicht auch ein Kopfkissen?", fragte ich. Thorin zuckte mit den Schultern. „Der Mantel ist groß genug, wenn wir ihn zusammenrollen, dann hat jeder eine Seite", schlug er vor. Gähnend half ich ihm den Mantel zurechtzulegen und bettete meinen Kopf müde auf dem einen Ende. Ich legte mich so hin, dass möglichst viel Abstand zwischen Thorin und mir war. Unsere Köpfe waren das einzige, was sich am nächsten war und selbst die waren mindesten einen halben Meter voneinander entfernt, was auch gut so war. Wer weiß auf was für Ideen mein Körper nachts kommt, wenn meine Fantasie die Oberhand über meinen Verstand gewinnt...

Der Hobbit - der Meisterdieb und der König unter dem BergeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt