Kapitel 1

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Manuel

Ich war auf dem TS mit ihm. Mit Michael, Micha, Zombey, dem Zimbelmann, wie auch immer wir ihn nennen wollen. Wir nahmen nichts auf, sondern redeten nur, über dies und das. Schon eine Weile herrschte Stille zwischen uns, er hatte gemerkt, dass ich in Gedanken versunken war und hatte aufgehört zu reden.

Er räusperte sich und fragte "Manu...? Ist in Ordnung bei dir?" Ich seufzte kurz und antwortete "Ja alles in Ordnung, ich war nur in Gedanken, tut mir leid. Was hast du nochmal gesagt?" Nach einer kurzen Pause sagte er "Hm... okay... war nicht so wichtig."

Bevor ich ihm antworten konnte, hörte man, wie Chessie, seine Freundin, ihn im Hintergrund rief. Er redete kurz mit ihr, davon verstand ich allerdings nicht viel, außer irgendwas mit Essen. Dann sagte er "Sorry Manu, ich muss weg, Chessie will essen gehen." Ich antwortete "Ist gut. Viel Spaß euch zwei."

Ich versuchte freundlich zu klingen und zwang mir beim Reden ein gequältes Lächeln auf, um nicht zu negativ zu klingen. In Momenten wie diesen war ich wieder froh keine Facecam zu benutzen, denn sonst hätte er den Schmerz und die Trauer in meinem Gesicht gesehen.

Er sagte "Danke! Bis dann!" Es ertönte *user left your channel* und nun war ich wieder allein auf dem TS, allein mit meinen Gedanken, allein in meinem dunklen Zimmer, ganz allein. Ich sagte ihm zwar, dass alles okay wäre, aber das war es nicht, nichts war in Ordnung.

In diesem Moment wünschte mir nichts mehr, als ihn endlich zu treffen, ihn in meine Arme zu schließen und nie wieder los zu lassen. Doch das würde wohl nie passieren.

Schon lange lebte ich alleine in meiner Wohnung. Ich verließ die Wohnung auch nur, wenn dies wirklich nötig war. Schon lange hatte ich keine richtigen Freunde mehr, YouTube war mein Leben geworden. Jede freie Minute war ich am arbeiten und aufnehmen, ich liebte was ich tat und steckte all meine Energie in meinen Kanal.

Alle meine Freunde waren YouTuber, doch niemandem von ihnen hatte ich mich bisher gezeigt und das sollte auch so bleiben. Niemand von ihnen sollte wissen wie ich aussah, denn sie würden mich sicher nicht mehr mögen, wenn sie wüssten, wie ich wirklich aussah.

Ich war blass, ich hatte schon lange kein Sonnenlicht mehr an meine Haut gelassen, mein Aufnahmeraum war immer verdunkelt. Ich war immer viel zu lange wach, arbeitete rund um die Uhr und schlief zu wenig. Mein Schlafrhythmus war quasi nicht existent, ich schlief schlecht, lag stundenlang wach im Bett und wenn ich dann endlich einschlafen konnte wurde ich von Alpträumen geplagt.

Dadurch hatte ich ständig tiefe Augenringe, die man in einer Fanfiction sicher mit denen von LeFloid vergleichen würde. Meine langen braunen Haare hingen platt und zerzaust von meinem Kopf. Im großen und ganzen sah ich ziemlich fertig aus, kein wirklich schöner Anblick.

Schon lange hatte ich Sehnsucht nach Nähe. Ich sehnte mich sehr danach unter Menschen zu sein, doch war die Angst von jemandem an meiner Stimme erkannt zu werden viel zu groß. Und so saß ich nun wieder hier, alleine in meinem dunklen Zimmer, und war in meinen dunklen Gedanken verloren.

》Thoughts《  Zomger Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt