Kapitel 29

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Michael

Noch immer lag ich in seinem Bett und dachte nach. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Irgendwie musste ich ihm doch helfen können? Seine Narben mussten einen Grund haben, niemand verletzte sich selbst einfach so. Irgendetwas musste passiert sein, dass ihn dazu gebracht hatte. Doch was? Ich hatte immer noch diesen Blick im Kopf, mit dem er auf seinen Arm gestarrt hatte. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich daran zurück dachte. Ich wünschte, er würde mit mir darüber reden und sich von mir helfen lassen.

Ich wäre so gern für ihn da. Ich wollte ihm unbedingt helfen. Er war mein bester Freund und war immer für mich da gewesen, wenn ich ihn brauchte. Insbesondere jetzt gerade war er wieder einmal für mich da gewesen. Als ich mich von Chessie getrennt hatte, war er für mich da und hörte mir zu. Er war der Mensch in meinem Leben dem ich am allermeisten vertraute. Niemandem sonst hatte ich bis jetzt von der Trennung erzählt, noch nicht einmal meinen Eltern.

Er hatte sich mir einfach gezeigt, weil ich ihn brauchte. Er hatte kaum gezögert, als ich ihn um diesen großen Gefallen gebeten hatte. Er war einfach der beste Freund den man sich vorstellen konnte und ich liebte ihn so unglaublich sehr. Und genau deswegen wollte ich ihm unbedingt helfen, einfach weil er es so sehr verdient hatte unterstützt zu werden. Nach all dem was er schon für mich getan hatte, wollte ich ihm nun endlich auch etwas zurück geben. Ich wollte alles andere in den Hintergrund stellen. Ich wollte nur für ihn allein da sein. Doch hatte ich Angst, dass er das alles nicht mehr wollte. Das er mich nicht mehr wollte.

Langsam bahnten sich Tränen ihren Weg über meine Wangen. Ich wollte nicht weinen, doch traf mich das alles mehr als ich gedacht hatte. Ich war sowieso schon etwas emotional instabil nach meiner Trennung von Chessie, denn damit hatte ich meine beste Freundin verloren und jetzt hatte ich Angst auch noch Manu, als meinen besten Freund, zu verlieren. Ich war einfach nur überfordert mit der Situation.

Ich machte keine Anstalten meine Tränen zu trocknen, ich ließ sie einfach laufen und starrte weiter an die Decke. Je länger ich sie ansah, umso bedrückender kam mir der ganze Raum vor. Es fühlte sich so an als würde er immer kleiner werden, während ich ihn durch meine verschwommene Sicht betrachtete. Alles drohte mich zu erdrücken und ich hatte Angst an all dem zu ersticken. Ich atmete immer schwerer. Einerseits ging mir die Puste aus, weil ich immer mehr weinte, andererseits nahm mir meine aufkommende Panik die Luft zum atmen.

Ich war kurz davor zu verzweifeln. Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Ich war einfach so verwirrt. Ich wusste nicht, was mit Manu los war und ob nicht vielleicht sogar ich daran Schuld war.

Dann hörte ich, dass er den Raum wieder betrat. Eigentlich wollte ich nicht, dass er mich so sah, doch jetzt war es sowieso schon zu spät um es zu verhindern. Ich starrte einfach weiter an die Decke. Wenn er mit mir reden wollte, würde er schon zu mir kommen. Doch glaube ich fast nicht, dass er mit mir reden wollte. Vorhin hatte er ja auch nicht reden wollen. Vorhin war er auch so kalt gewesen.

Jedoch ließ er sich, anders als ich es erwartet hatte, neben mir auf dem Bett nieder und griff nach meiner Hand. Dann fragte er mich leise "Was ist los?" Langsam drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und sah ihm in die Augen. 'Du bist los!' dachte ich und seufzte.

In diesem Moment wünschte ich mir nichts mehr als seine Nähe. Ich wollte ihn einfach nur bei mir haben, ihn umarmen und nie wieder gehen lassen. Die Angst ihn sonst zu verlieren war viel zu groß. Er war mein bester Freund und ich konnte einfach nicht ohne ihn. Ganz egal was passierte, ich würde alles für ihn tun. Ich würde immer an seiner Seite bleiben und ihm bei allem beistehen. Selbst wenn er mich nicht so sehr mochte wie ich ihn, würde ich ihn nie verlassen. Mir war völlig egal, ob ich diesen Schmerz in meinem Herzen, ihn nicht mein nennen zu können, auf ewig ertragen müsste. Alles was für mich zählte war, dass es ihm gut ging.

》Thoughts《  Zomger Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt