Kapitel 27

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Michael

Als wir unsere Aufnahme beendet hatten, verabschiedete ich mich von Maudado und schaltete den Computer wieder aus. Dann stand ich auf und machte mich auf die Suche nach Manu, weil ich wieder etwas mit ihm machen wollte. Als erstes ging ich ins Wohnzimmer und sah mich nach ihm um, doch hier war er nicht. Also machte ich mich auf den Weg in sein Schlafzimmer, wo ich ihn dann auch fand.

Er saß auf dem Fensterbrett und starrte auf seinen Arm, sein Ärmel war nach oben geschoben. Er hatte wohl nicht bemerkt, dass ich den Raum betreten hatte. Ich betrachtete ihn noch eine Weile und mir fiel auf, dass er immer wieder über seinen Arm strich. Warum machte er das? Langsam näherte ich mich ihm und sah zu seinem Arm. Was ich dort sah schockte mich. Sein Arm war völlig übersäht von Narben. Hatte er sich selbst verletzt? Wieso hatte er das getan?

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich machte mir Sorgen um ihn. Vorsichtig trat ich noch näher an ihn heran und fragte leise "Manu?" Er stoppte in seiner Bewegung und richtete seinen Blick auf mich. Diese Art, wie er mich ansah, machte mir Angst. Sein Blick war so kalt und emotionslos. Ich sah ihm in die Augen und auch hier war etwas anders. Das sonst so lodernde Feuer in seinen Augen war erloschen. Die sonst stechend grüne Farbe seiner Augen war einem matten dunklen Grün gewichen.

Ich wich einen Schritt zurück und sah ihn unsicher an. Er war nicht mehr der Manu den ich kannte. Irgendetwas hatte ihn verändert und das drastisch. Doch was war nur geschehen? Vorsichtig fragte ich ihn "Ist alles okay Manu?" Erst starrte er mich nur mit seinem emotionslosen Blick und den kalten Augen an, bis er ruhig sagte "Ja. Alles okay." Das kaufte ich ihm nicht ab, doch ich wusste auch nicht was ich anderes tun sollte. Also nickte ich unsicher und fragte ihn, ob wir etwas zusammen machen wollten. Er entgegnete nur "Gerade nicht. Ich muss mich noch um mein Video für heute kümmern."

Dann schob er seinen Ärmel nach unten, stand vom Fensterbrett auf und verließ ohne weiteren Kommentar das Zimmer. Verwirrt sah ich ihm hinterher, so war er noch nie zu mir gewesen.

Ich ließ mich auf sein Bett fallen und dachte nach. Was war nur los mit ihm? Vorhin war noch alles in Ordnung. Doch plötzlich war er so kalt. Er hatte diesen emotionslosen Gesichtsausdruck und er redete auch anders als sonst, ohne Gefühl in der Stimme. Um ehrlich zu sein, machte mir das ganze eine ziemliche Angst. Ich hatte Angst um ihn, ich hatte Angst um meinen besten Freund.

War ich etwa daran schuld? War es mein Verhalten? War ich zu direkt? Ich kaute nervös auf meiner Lippe herum. Ich wusste doch nicht was ich tat! Ich wusste nicht mehr, wie es war single zu sein und jemanden... anziehend zu finden?

Warum musste ich auch so etwas für meinen besten Freund fühlen? Und was, wenn er jetzt nicht mehr mein bester Freund sein wollte? Was sollte ich nur ohne ihn tun? Ich konnte nicht ohne ihn! Es war unvorstellbar für mich, ihn nicht mehr an meiner Seite zu haben. Doch er war so kalt zu mir und schien sich von mir distanzieren zu wollen? Ich hatte wahnsinnige Angst meinen besten Freund zu verlieren. Vor allem, weil die Narben an seinem Arm eindeutig von Selbstverletzung stammten.

Schwörtest, du wirst nie mehr gehen!
(...)
Augen auf - Ich seh dich auf der Seite der Dämonen!

Wollten immer Freunde sein, doch glaub, uns fehlte der Mut.
Habe mich immer benomm' - Ja, ich weiß, nicht immer gut.

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Zur Abwechslung mal ein Kapitel aus Micha's Sicht!

"Monster" inspiriert mich gerade einfach zu sehr.
Vielleicht macht das die ganze Geschichte etwas zu deep aber ich mag das.

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