-Who is it?-

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-Kapitel 4-


Vor den Augen der Beiden hatte, vollkommen ohne Vorwarnung, die Bierflasche angefangen zu wackeln. Dean und Sam tauschten einen bedeutungsschweren Blick aus, bevor sie ihn wieder auf die Flasche richteten. Sie ahnten nichts Gutes. Dann geschah es. Die Flasche wackelte immer heftiger und heftiger, bis, mit einem lauten knirschen, das Glas aufbrach und sich der goldgelbe Inhalt mit einiger Kraft auf dem Boden und Deans Füßen verteilte. Er sprang zurück. Seine Augen jagten von den Scherben zu Sam, der nicht minder überrascht wirkte.

Die beiden hatten schließlich weder Nova, die nach einigen versuchen das richtige Zimmer betreten hatte, noch ihre vergeblichen Rufe bemerkt. Ihr war klar, dass die Jungs nach ihrem letzten Treffen nicht besonders gut auf sie zu sprechen waren, aber sie waren wohl die einzigen, die ihr helfen konnten, zurück in ihren Körper zu kommen.

Sie hatte nicht gewollt, dass die Flasche platzte, das war mehr ein ungeplanter Nebeneffekt ihrer Mühen gewesen, als sie versuchte auf sich aufmerksam zu machen. Nova sah sich in dem spartanischen Zimmer um. Was konnte sie nur nutzen um sich zu erklären? Ihre normalerweise grünen, jetzt nicht vorhandenen Augen fielen auf einen Salzstreuer auf dem Tisch. Sie fasste einen Entschluss.

Die Brüder hatten sich noch nicht wieder ganz gefasst, als der Salzstreuer ebenfalls zu wackeln begann. Dean schlug sich mit der Hand an die Stirn. „Warum immer wir, Sammy?" stöhnte er leise und sah das bebende Gefäß an.

Es erforderte höchste Konzentration von Nova, nicht wieder etwas zum Platzen zu bringen, doch sie brachte es fertig, den Porzellanbecher nur umzuwerfen.

Die Männer sahen sich erschrocken an. „Was zum?!" Das Salz rieselte aus den kleinen Öffnungen, bis ein kleines Häufchen weißer Körner auf dem Tisch lag.

Sam und Dean waren nun vollends verwirrt, was sich auch nicht änderte, als die Körner anfingen in der stickigen Luft zu tanzen.

„Was zur Hölle...?" fragten die Brüder wie aus einem Munde, doch Nova konnte sich nicht darauf konzentrieren, denn sie musste nun ihre gesamte Geistesstärke auf das Salz richten. Sie stellte sich Buchstaben vor, ein großes H. Das Salz hörte auf zu Wirbeln, formte, knapp über dem Tisch schwebend ein krakeliges, jedoch erkennbares H. Die Männer konnten nicht fassen was in diesem Augenblick geschah. Sie waren in einem Geistersicheren Zimmer und irgendeine übernatürliche Macht spielte mir nichts, dir nichts mit Salz. Wenn die Situation nicht so Ernst gewesen wäre, wäre Nova lachend zusammengebrochen, doch da sie nicht in ihrer Konzentration nachlassen durfte, unterließ sie es.

Sam und Dean starrten fassungslos auf die weißen Körner, die nach und nach weitere Buchstaben entstehen ließen. Hilfw. Stand in der Luft- Sekunden später korrigierte Nova ihren kleinen Fehler. ‚HILFE' schwebte nun in Eckigen Buchstaben über der polierten Eichenholzplatte. In Deans Mund hätte man inzwischen ein Auto parken können. Sam dagegen schien relativ gefasst. „Wer... was...was bist du?" fragte er nervös ins Leere. Das Salz wirbelte wieder herum.

--Kein Geist-- schrieb die momentan körperlose junge Frau in die Luft.

„Wa... Was dann?" fragte der blonde, der sein Garagentor inzwischen zugemacht hatte.

--Mensch--

„Ernsthaft? Was ist denn dann passiert, dass du mit Salz um dich wirfst?" fragte er erneut, nun mit einem frechen Unterton.

--Arsch--

„Danke, kann man dir sonst noch was helfen?" 

--Zurückholen--

„Wie denn? Ist dein Körper noch da?"

--Ja--, da das eine eher ungenaue Angabe war, fügte sie noch in einigen Bruchstücken, für mehr reichte das Salz nicht, hinzu, dass sie von einem Dämonen oder anderem bösen Wesen vertrieben worden war.

„Wie finden wir dich? Kennen wir uns?"

--Nova--

Dean und Sam tauschten einen nichtssagenden Blick. „Wer bitte?"

--Benzinkanister.--

Der Parkplatz in Deans Mund war wieder Eröffnet, scheinbar hatte es ‚Klick' gemacht. „Du kleine dumme Schlampe. Am liebsten würde ich dich erwürgen...-" schleuderte er niemand bestimmten entgegen.

--Sorry--

„Was für einen Grund sollte ich denn haben dir bei- was weiß ich was zu helfen? Du hast mein Auto bedroht. Ähh... und meinen Bruder." Den ‚Bruder' setzte er noch hinterher, als er Sams bösen Blick bemerkte. Nun meldete sich auch dieser zu Wort: „Aber Dean, abgesehen davon, dass ich auch verdammt sauer auf sie bin, was ist wenn ihr Körper sonst wo Amok läuft? Wir haben doch keine Ahnung, wer oder was ihren Körper besetzt!" Dean schoss, wie nicht anders zu erwarten, sofort zurück. „Sammy, sie hat dir ein Messer an den Hals gehalten! Vielleicht sind wir besser dran, wenn sie eine Art Geist ist." „Eventuell ist es aber keine gute Idee einen Dämonen oder so etwas im Körper einer Jägerin leben zu lassen. Also, meiner Meinung nach sollten wir versuchen sie zurück zu holen." Ergeben zuckte Dean mit den Schultern. Er selbst ließ sich nicht gern in den Boden quatschen, doch in diesem einen Moment wollte er einfach nicht diskutieren. Er hatte zwar keine Lust dieser Frau zu helfen, doch er wusste selbst, dass Sams Argumente der Wahrheit entsprachen.

Während Nova noch mit den Brüdern 'sprach' sah sie logischerweise nicht, was in ihrem Zimmer geschah. Die Macht, die Ihren Körper gestohlen hatte, hatte es tatsächlich gut mit ihr gemeint. Nur Minuten nachdem sich ihr Körper in Luft aufgelöst hatte und sie durch die Wand ausgetreten war, hatte eine düstere Gestalt den Raum betreten. Wäre Nova dort gewesen hätte sie gesehen, wie die Person mit hastigen Bewegungen ihre Tasche durchwühlt hatte. Nach einiger Zeit fand der Eindringling das Gesuchte. Einen Papierschnipsel. Die Gestalt sah auf und nun hätte sie erkennen können, dass es sich bei dem Gast um einen Mann handelte. Einen Mann mit milchig gelben Augen.

Dean, Sam und Nova saßen inzwischen im Impala. Sam hatte zuvor noch an der Rezeption nach Kreide und einer kleinen Tafel gefragt, da Dean gegen Salzkörner auf der Rückbank war. Außerdem fiel es auch der Geisterlady, wie der Blonde sie im Spott genannt hatte, leichter sich ihre Schrift vorzustellen als mit Salz um sich zu werfen.

Sam fragte nun nochmal nach: "Also, hast du irgendwelche Vorstellungen davon, wer deinen Körper gestohlen hat?"

Der weiße Kreidenstummel kratzte über den Schiefer. -Er sagte, er sei ein Engel.-

Sam las Dean das Geschriebene vor. dann wollte der Ältere wissen, er hatte den leicht feindseligen Gesichtsausdruck noch immer nicht abgelegt: "Ist sie sich sicher? Es könnte alles Mögliche sein was in ihrem Kopf rumpfuscht!"

Es machte Nova wütend. Sie war zornig, dass jemand der ihren Freund –war er das denn?- nicht einmal kannte, so über ihn sprach.  Eigentlich machte sie im Augenblick alles Wütend. Vielleicht übertrieb sie etwas, aber inzwischen wünschte sie sich mehr als alles andere die Stimme in ihrem Kopf umzubringen. Doch wie? Schließlich war er ja einfach verschwunden. Mit ihrem Körper.

Die Kreide zerbrach mit einem widerlichen quietschen.

„Huch!" rief Sam überrascht auf, während Dean nur knapp einer alten Eiche auswich.

Nach einigen Minuten fahrt, die bis auf Deans leises schimpfen auf Nova schweigend verliefen, erreichten sie ein großes Haus, dass Ähnlichkeiten mit einer gut gepflegten Villa hatte. Hier hatten die Brüder eine Spur entdeckt, die auf eine Besessenheit durch den Gelbäugigen hindeutete.

Dean und Sam gingen Gefolgt von Nova den Gepflasterten Hauptweg entlang, der durch einen fein säuberlich gepflegten Garten führte, und erreichten schließlich ein Schmiedeeisernes Tor. Der Große drückte die Klingel und beinahe sofort erklang emsiges Fußgetrappel. Dann wurde die Tür aufgerissen.

Die junge rotblonde Frau starrte in zwei entsetzte Gesichter.

Nova konnte natürlich niemand sehen, aber wenn, wären auch ihre Züge entgleist.

Blood is the keyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt