-Devil in disguise-

131 9 0
                                    


-Kapitel 5-

Vor Nova und den beiden Männern stand niemand anderes als, man konnte es nicht besser beschreiben, sie selbst. Vor ihnen stand Nova. Also der Dreckskerl, der ihren Körper gestohlen hatte. Sam und Dean hatten nach einem kurzen Blickkontakt beinahe gleichzeitig ihre Waffen gezogen. Die Fake-Nova sah die Beiden ruhig an, dann legte sie den Kopf schräg. „Kommt doch herein." Sagte sie ausdruckslos. Die Männer schienen noch immer misstrauisch zu sein, was man ihnen ja auch nicht weiter verübeln konnte, doch sie folgten der Frau in das Haus, und auch Nova blieb nicht allein draußen zurück.

Sie betraten ein geräumiges Wohnzimmer, das zwar gut gepflegt, aber auch recht kühl eingerichtet war. Fake-Nova schien hier nicht zu leben. Einen Körper hatte sie normalerweise schließlich auch nicht. Die Jungs hatten ihre Waffen nicht sinken lassen, und nun setzte sich Novas Körper auf einen Sessel.

Dean setzte sich auf einen Sessel gegenüber und begann fast augenblicklich mit dem Verhör.

„Wer sind sie?" stellte er seine Erste Frage in harschem Ton.

Die Kreatur schien zu überlegen, sich nicht sicher zu sein, in wieweit sie den Männern vertrauen konnte. Dann sagte sie, „Es tut mir leid, dass kann ich euch nicht sagen." Und blickte sie weiter unverwandt an.

„Warum? Können sie es nicht, oder wollen sie nicht?" fragte Dean, schon deutlich aggressiver.

„Beides Dean. Ihr solltet nicht hier sein." Sagte die Frau ausdruckslos.

„Toll. Das hier ist ja schlimmer als Zähne ziehen. Hör zu, es ist so. Wir werden von einem ziemlich wütenden körperlosen Mädchen verfolgt. Und wir hätten gerne, dass du das Feld räumst. Schleunigst." Knurrte Dean wutentbrannt.

„Ich kann sofort gehen, wenn ihr das wünscht, aber hört erst was ich zu sagen habe." Sagte sie und ließ durch ihre Stimme nicht erahnen, was sie fühlte. Wenn sie überhaupt etwas fühlte. Dann fuhr sie fort; „Ihr solltet gehen. So weit weg wie nur möglich. Und hört auf nach dem Gelbäugigen zu suchen. Nova, du solltest aufhören Kriege für andere führen zu wollen." Dann löste sich die Rothaarige mit einem leisen Rauschen in Luft auf.

Sam und Dean tauschten einen Blick, den man unschwer als mörderisch benennen konnte. Dann sagte der größere, mit abgrundtiefer Abscheu in der Stimme, „Dean. Das kann uns diese... Person doch nicht einfach befehlen. Wir... er hat unsere Mutter umgebracht! Wir können die Suche nicht aufgeben. Nicht bevor er zu Strecke gebracht wurde." Dean allerdings schien etwas Anderes mehr zu beschäftigen als das offensichtliche Problem. „Sammy. Was zum Teufel hat Nova mit dem gelbäugigen zu schaffen?" Und Sams Gesichtszüge entgleisten jenem vollständig.

Dean hatte Recht. Was wenn Nova nicht wie die Beiden eine Jägerin war, sondern ein Handlanger Azazels? Was wenn sie sie eigentlich nur bespitzelte, um sie gegen ihn auszuspielen? Und vor allem, wie viel wusste sie? Was hatte sie in der Zeit im Impala und auch davor über die Brüder herausgefunden? Reichte es, um dem Gelbäugigen einen entscheidenden Vorteil zu bieten?

Auf diese Fragen, die sich die beiden teils dachten, teils in den leeren Raum warfen, erhielt weder Dean, der sie noch mit einigen Schimpfwörtern versüßte, noch Sam, der es mit Freundlichkeit versuchte, eine Antwort von Nova.

Das war unter keinen Umständen die böse Absicht der jungen Frau, es hatte jedoch einen simplen und unumstößlichen Grund. Nova war schlicht und ergreifend nicht mehr da.

-Novas POV-

Nun ja. Beinahe zur selben Zeit, allerdings an ganz anderer Stelle, kam Nova wieder zu sich. Sie fühlte sich taub, schwerer als je zuvor, als sie sich langsam aufsetzte und versuchte ihre Augen zu öffnen. Nach einigen Sekunden lichteten sich allmählich die Nebel, die ihre klare Sicht mit ihren grauen Schwaden getrübt hatten, und sie nahm ihre Umgebung wahr.

Das regelmäßige, und laute Rauschen wurde vom Meer verursacht, dass unweit von ihr gegen die grau-braunen Klippen stieß und sich dabei brach, nur um gleich wieder dagegen zu schmettern. Auf den Bergkuppen in der Nähe lag etwas Schnee, und in weiter Ferne konnte sie einige weiß-schwarze Vögel erkennen, die...

Moment mal. Klippen, Meer und... Papageientaucher? Bis vor einigen Minuten war sie doch noch in Amerika gewesen, und jetzt befand sie sich an der Ostküste Islands, oder zumindest an einem Ort, der dieser stark ähnelte. Wie sie dorthin gekommen war, war ihr mehr als schleierhaft, und sie machte sich keine Illusionen, so schnell würde sie dort nicht wieder wegkommen.

Sie ließ sich wieder auf den mit grauem Steinstaub bedeckten Boden sinken und den vergangenen Tag in Gedanken Revue passieren. Ihr Freund und Gefährte, der angebliche Engel, hatte sie verraten. Er hatte ihr ihren Körper gestohlen, hatte mit ihm mit den Winchesters gesprochen und dann... hatte er sie zurück in ihren Körper gesteckt und auf einer verfluchten Insel voller Elfen und Geistergeschichten ausgesetzt.

Sie schüttelte sich vor Abscheu. So ein Mistkerl. Und nun konnte sie sich nicht einmal mit den Brüdern zusammen tun, da diese bestimmt dachten, dass es ihre Absicht gewesen war, um sie dazu zu bringen ihr zu vertrauen.

Einige Zeit später, als sie sich in Gedanken genug über ihren „Freund" aufgeregt hatte, rappelte sie sich allmählich wieder hoch, bis sie, etwas schwankend, wieder auf den Füßen stand. Nach kurzer Orientierungsphase entschied sie, dass sie nicht auf ewig an dieser Stelle stehen bleiben konnte, und sie wohl irgendwo Hilfe holen musste, beziehungsweise eine Mitfahrgelegenheit, um nach Reykjavik zum Flugharfen zu kommen.

Keine leichte Übung, wenn man weder eine Idee hat, wo man hin will, noch Isländisch spricht.

Hätte nur noch gefehlt, dass es anfinge aus Kübeln zu schütten. Doch wenigstens das Wetter schien nichts gegen Nova zu haben und es blieb hell und sonnig.

Mit mehr oder weniger großer Hoffnung ging sie los. Sie wandte dem Meer, das unermüdlich gegen die Felsen schlug, den Rücken zu und betete. Betete, dass sie heil aus diesem Schlamassel rauskommen würde.

Nova folgte einer Küstenstraße, in dem festen Glauben, irgendwann müsse doch wieder Zivilisation auftauchen. Zumindest redete sie sich das ein. Und tatsächlich kam irgendwann ein Ortsschild. Dummerweise klärte dieses sie nur darüber auf, dass Reykjavik tatsächlich noch über 100 Kilometer von ihrem jetzigen Standpunkt entfernt war, und ließ ihre ohnehin nicht allzu gute Laune mit wildem gepolter in den Keller fallen.


Blood is the keyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt