-Why do I feel so wrong-

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Ein Monat war vergangen, seit Scott in Novas Armen gestorben war und noch immer war die junge Frau wie betäubt. Sie hatte den Körper des Mannes verbrannt, nachdem sie ihn aus der Stadt geschafft hatte und war später mithilfe seiner Schlüssel in seine Wohnung eingezogen. Das war moralisch betrachtet zwar nicht korrekt, doch der Frau fehlte einfach die Kraft, weiter zu machen als wäre nichts geschehen. Sie spürte nach wie vor keinerlei Schmerz, es hatte schon aufgehört wehzutun, als sie mit Scotts Körper im hinteren Teil seines Wagens einen Highway entlang gefahren war. Genaugenommen fühlte sie nichts.

Nova hatte sich stärker eingeigelt als zuvor und ging kaum noch auf die Straße. Meistens saß sie auf einem Sessel in Scotts Wohnung und starrte an die verschnörkelte Tapete, an der sie immer neue Abbildungen seines Gesichts entdeckte und sah vor ihrem inneren Auge ihre Zeit im Waisenhaus wie einen Film immer und immer wieder ablaufen. Sie war noch dünner geworden, da ihr ihre Ernährung nicht mehr wichtig erschien und hoffte nur einfach aufzuwachen, aus diesem kalten, fürchterlichen Traum.

Doch es gab kein Erwachen.

Es war kein Traum.

Und Nova war klar, dass sie Scott nicht im Tausch gegen ihre Seele zurückholen konnte. Sie durfte es schlicht und ergreifend nicht, denn der Mann, den sie geliebt hatte, würde ihr eine solche Handlung niemals verzeihen. Er würde es nicht wollen, er würde nicht wollen, dass sie ihr Leben wegwarf, um ihn, der ohnehin aufgrund seiner ‚Gabe' nicht mehr richtig leben konnte, zurückzuholen.

In diesen Tagen tat sie beinahe nichts, außer zu warten. Worauf wusste sie selbst nicht, doch es war wie eine Droge für sie, dazusitzen und sich selbst zu bemitleiden. In den Genuss dieses Gefühls war sie seit Jahren nicht mehr gekommen, denn die Rachsucht, die einen guten Jäger ausmachte, hatte dafür keinen Platz gelassen. Nova hasste sich insgeheim für ihr Nichtstun, doch sie war nicht imstande einfach damit aufzuhören und weiterzumachen wie zuvor. Wie in einem tiefen Graben saß sie in SEINER Wohnung und beobachtete das Treiben der Welt unbeteiligt und mit eisiger Gelassenheit. Sie verabscheute sich selbst.

Ein klingeln an der Wohnungstür ließ sie aufschrecken. Niemand klingelte hier. Erst recht nicht an einem Sonntag... Moment, war überhaupt Sonntag? Ein schneller Blick auf die Datumsanzeige des, für Novas Geschmack zu neumodischen, Radios verriet ihr, dass Donnerstag war. Mit einem müden seufzen erhob die sich die junge Frau und schlurfte durch den Flur zur Sprechanlage.

„Hallo?", Ihre Stimme krächzte ein wenig, sie war definitiv zu lang nicht genutzt worden.

„Guten Tag, wir sind vom FBI und würden ihnen gern ein paar Fragen stellen.", Die männliche Stimme am anderen Ende der Leitung klang fordernd und dennoch einnehmend und Freundlich. Eine seltsame Kombination für einen Agenten wie Nova fand. Außerdem kam sie ihr unheimlich bekannt vor.

Widerwillig betätigte die junge Frau den Türöffner, sie traf keinerlei Vorsichtsmaßnahmen, seit Scott nicht mehr lebte war ihr auch ihre Sicherheit relativ egal. Ihr eigenes Leben schien ihr nichts mehr wert zu sein. Schneller als erwartet kamen die FBI-Agenten an ihrer Wohnungstür an, Nova hatte sie einfach offen gelassen, da sie insgeheim nichts mehr wollte, als von irgendeinem Monster gefressen zu werden. Um zumindest ein ansatzweise normales Bild zu bieten, war sie in die Küche gegangen und hatte eine Kanne Kaffee aufgestellt, sie ging davon aus, dass die Agenten sie finden würden.

Die beiden Anzugtragenden Männer, einer sehr groß, der andere eher klein folgten dem Geräusch, das vom köchelnden Wasser verursacht wurde, in Novas Küche. Beide hatten bereits von Scott Careys Tod gehört und wussten eigentlich, dass er keine Familie oder Frau gehabt hatte. Umso seltsamer war der Umstand, dass überhaupt jemand geöffnet hatte. Beide hatten den Zeigefinger am Abzug ihrer Waffe, als die Frau mit den dunklen, beinahe violett schimmernden Haaren sich plötzlich aufrichtete.

„Schießen sie einfach. Bitte.", Ihre Stimme war tonlos, als sie diese Worte sagte. Sie hatte das leise Klicken der auf sich gerichteten Waffen gehört und sofort als solche interpretiert.

„Wer sind sie?", fragte eine andere Stimme, sie war rauer als die, die an der Sprechanlage zu hören gewesen war.

Nova fuhr erschrocken herum. „Dean?", war das einzige Wort das ihre Lippen verließ. Sie stand tatsächlich den Winchesterbrüdern gegenüber, welche sie immer noch mit erhobenen Waffen bedrohten. Mit diesen Beiden hatte sie am wenigsten gerechnet. Gut, dachte sie im Nachhinein darüber nach, gab es bei weitem unwahrscheinlichere Besucher, beginnend beim Osterhasen, über den Nikolaus, bis hin zum Weihnachtsmann, doch im Augenblick hätte sie mit jedem anderen weniger Probleme gehabt.

„Kennen wir un... Verdammt. Nova, was ist denn mit dir passiert?", Dean wirkte ernsthaft besorgt, obwohl ihre letzte Trennung nicht zwingend im Guten verlaufen war.

Sie war nicht in der Stimmung seine Frage zu beantworten. „Kaffee?"

Auf ein Nicken von Sam hin ging sie den beiden voraus ins Wohnzimmer, wo die Winchesters sich ihr gegenüber auf die Couch setzten. Mit zitternden Händen versuchte Nova die schwarze Flüssigkeit in Tassen zu füllen, doch der jüngere der Brüder nahm ihr die Kanne aus der Hand, bevor ein See auf dem Tisch entstehen konnte und schenkte seinerseits das Getränk ein.

„Nova, was ist los?", versuchte Dean es erneut. Sie zuckte lediglich mit den Schultern, noch einmal alles überdenken, nein, das war das letzte worauf sie Lust hatte.

„Was machst du hier?", testete auch Sam sein Glück.

Nova wurde klar, dass es sinnlos war, weiterhin nichts zu sagen, die Beiden würden sie sowieso nicht in Ruhe lassen. Sie räusperte sich kurz, ehe sie den ersten mehr oder weniger vollständigen Satz seit ihrem letzten Zusammentreffen von sich gab. „Ich wohne hier."


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