Kapitel 12

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Unser Verhältnis hatte sich verändert. Keine Ahnung wie das passiert war, aber Will und ich verstanden uns in letzter Zeit wirklich gut.

Oh, wir stritten uns nach wie vor als wäre es eine olympische Disziplin und Will verhielt sich immer noch wie ein Arsch, aber irgendetwas war anders. Er war anders.

Ich konnte nicht genau sagen, was sich verändert hatte, aber er sah mich anders an. Aufmerksamer. Abschätzend. Beinahe, als würde er auf ein Zeichen von mir warten. Es war wirklich verwirrend. Er war verwirrend.

Über die Sache hatten wir nicht mehr gesprochen. Immer wenn er damit anfing, wechselte ich das Thema oder weigerte mich einfach, darauf zu antworten. Irgendwann hatte er dann aufgehört, mich ständig damit zu konfrontieren und die eigenartigen Blicke hatten angefangen. Die ignorierte ich ebenfalls. Jedenfalls versuchte ich das. Es war nicht einfach, William Hale zu ignorieren, wenn er das nicht wollte. Irgendwie schaffte er es, mich ständig aus dem Konzept zu bringen und brachte mich dazu, über ihn nachzudenken. Es war wirklich frustrierend. Dass wir immer mehr Zeit miteinander verbrachten, half auch nicht gerade dabei, meine Gedanken von ihm zu lösen.

Wir trafen uns täglich vor und nach der Schule, um zu trainieren und selbst am Wochenende tauchte er vor meiner Tür auf. Anfangs hatte meine innere Furie noch gegen ihn revoltiert und wollte ihn mit dem Gesicht voraus in den Dreck schubsen, weil er einfach nicht locker ließ. Doch irgendwann hatte mein Verstand wieder übernommen und eingesehen, dass er mir nur helfen wollte.

Jedenfalls bemühte er sich.

Sein Training schlug nur leider nicht an.

Auf meinen Vorschlag hin, mich einfach wieder auszupowern, hatte er beleidigt reagiert und mir vorgeworfen, ihm nichts zuzutrauen. Augenverdrehend hatte ich ihm zu erklären versucht, dass meine Methode wenigstens funktioniert hatte.

„Sich auszupowern ist keine Methode, sondern eine Verzweiflungstat", warf er mir daraufhin vor.

„Es hat funktioniert, oder nicht? Ich bin nicht halb so oft ausgerastet, wie seit deinem Training."

„Das musstest du mir jetzt vor die Füße werfen, oder?", brummte er vor sich hin und fuhr sich frustriert durch die Haare.

Meine Hände friedvoll erhoben, wandte ich ein: „Ich will damit nur sagen, dass du dir etwas anderes überlegen solltest, denn dein Training scheint bei mir nicht zu funktionieren. Es macht alles nur schlimmer."

Mit schlimmer meinte ich die anfallartigen Schmerzen, die mich regelmäßig in die Knie zwangen. Je mehr wir trainierten, desto stärker wurde ich, wodurch auch die Schmerzen heftiger wurden, die einsetzten, sobald ich größere Mengen an Energie für meine Fähigkeiten nutzte.

Es war frustrierend.

Ich konnte Will ansehen, dass er nicht wusste, wie er mir helfen sollte. Es war, als würde ihn jede meiner Schmerzattacken wütend machen und ich fühlte mich schlecht deswegen.

Wir fühlten uns beide schlecht.

Stella schien die Einzige zu sein, die eine ungefähre Ahnung hatte, was an mir so verkorkst war und die tatsächlich helfen konnte. Zweimal die Woche brachte er mich deshalb zu ihr, wo wir zusammen an meinen Kräften arbeiteten. Die ersten paar Mal waren wirklich alles andere als lustig gewesen. Will hatte mir zwar erklärt, dass ihre Fähigkeiten auf das Training ausgelegt waren, aber so richtig verstanden hatte ich das erst nach unserer ersten Trainingseinheit.

Wir standen am Übungsplatz, zwischen all den Zielscheiben, und übten gerade den Zugriff auf die innere Kraft, als mich eine Schmerzwelle überrannte. Ich versuchte zwar, mir nichts anmerken zu lassen, weil ich nicht schon wieder als unfähig dastehen wollte, aber Stella war sofort an meiner Seite und legte ihre Hände über meine.

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