Kapitel 27, Part 2

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„Nettes Gespräch." Der Sarkasmus in meiner Stimme ließ sich einfach nicht unterdrücken, als er nach fast fünf Minuten noch immer nichts gesagt hatte. Michael saß einfach neben mir am Boden und starrte mich an. Und damit meinte ich, er starrte wirklich. Sein Blick heftete sich fast manisch an meine Gesichtszüge, meinen Hals und meine Schultern. Wirklich unheimlich daran war aber die Tatsache, dass er fast nicht blinzelte. So wirkten seine hellen Augen noch unwirklicher und ich traute mich kaum, einen Muskel zu bewegen, weil er jede meiner Bewegungen wie ein Habicht verfolgte.

Hinter uns schlug Magnus immer noch auf meine Freunde ein und provozierte sie damit. Er wollte, dass sie ihn angriffen und er damit die Möglichkeit hatte, sie zu töten. Bei jedem Schlag zuckte ich zusammen und musste meine Finger in den Boden graben, um mich davon abzuhalten, auf Magnus loszustürmen und ihm die Haut von den Knochen zu brennen. Wenn ich auf ihn losging, würde er meine Freunde töten und Michael hätte gewonnen. Ich konnte ihm ansehen, dass er nur darauf wartete, ob ich die Kontrolle verlor. Er testete mich und ich war kurz davor, durchzufallen.

Michael musste endlich mit dem Reden anfangen, sonst würde ich aufstehen und Magnus die Haut von den Knochen schälen. Mit meinen Fingernägeln.

„Wirst du jetzt endlich mit mir Sprechen?!", schrie ich ungeduldig und warf eine Handvoll Dreck in seine Richtung. Kindisch, schon klar, aber ich war mit den Nerven runter. Vier Tage Gefangenschaft, eine verpatzte Flucht und erneute Festnahme ... Das war einfach zu viel für mein sonniges Gemüt.

„Ich spreche die ganze Zeit mit dir", sagte er und klang enttäuscht. „Du hörst nur nicht zu." Sein Blick war traurig und es schien ihn wirklich zu ärgern, dass er mir das sagen musste. Ich verstand kein Wort.

„Du starrst mich seit über fünf Minuten ohne ein Wort an", brauste ich auf und krallte meine Finger in den Boden, damit ich ihm keine verpasste. „Sag mir einfach, was du von mir willst." Meine Stimme nahm einen bittenden Ton an und als ich den Aufschrei von einem der Jungs hörte, war ich mir auch nicht zu schade, um zu betteln.

„Bitte", flehte ich. „Lass sie einfach gehen und wir können uns in Ruhe unterhalten. Ich werde mich benehmen, versprochen."

Michael lachte leise und legte seine Hand ans Kinn. Eine Denkerpose.

„Du wirst mit mir kommen?"

„Wenn du meine Freunde gehen lässt." Hinter uns lachte Magnus hysterisch und ich stellte klar: „Und wenn du Magnus von ihnen fernhältst."

Michael lachte wieder und stützte sich nachdenklich auf seine Arme zurück.

„Irgendwie glaube ich dir das nicht, Darling. Du wirkst auf mich nicht wie jemand, der so schnell aufgibt."

„Schnell?", schnaubte ich genervt. „Ich wurde vier Tage gefoltert und jetzt lässt du diesen Psychopathen auf meine Freunde einschlagen. Ich will einfach, dass das aufhört."

„Dann solltest du endlich anfangen, zuzuhören."

Bei seinem rechthaberischen Ton verlor ich die Geduld.

Mit einem Aufschrei, der einer Todesfee würdig wäre, warf ich mich auf Michael und stieß seinen langen Körper auf den Boden. Dann hob ich die Fäuste und schlug auf ihn ein. Ich landete zwei Treffer in seinem Gesicht, bevor ich an den Schultern zurückgerissen und auf den Rücken geworfen wurde. Ein Mann, so breit wie ein Boxer, stand mit einem drohenden Blick über mir. Neben ihm tauchten drei weitere Männer auf. Zwei von ihnen waren vielleicht Anfang dreißig und hielten den dritten - einen blutenden Ivan - auf den Beinen, der mich mit einem Todesblick fixierte. Ich wollte mich auf meine Arme stützen, wurde jedoch von dem Boxer-Typen mit dem Fuß auf meiner verletzten Schulter zu Boden gedrückt, sodass ich mich nicht rühren konnte. Vielleicht sollte ich mir Sorgen machen, da ich nun tatsächlich umstellt war, aber die zwei Schläge in Michaels Gesicht haben mich in einen Rausch der Euphorie versetzt, sodass ich selbst den pochenden Schmerz in meiner Schulter ignorieren konnte. Ich lächelte und musste mich beherrschen, nicht wie ein Cheerleader zu jubeln. Nachdem ich vier Tage völlig hilflos war, tat es einfach gut sich zu wehren.

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