Kapitel 23

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Als ich zu mir kam, lag ich auf einem feuchtkalten Steinboden. Meine Finger fühlten sich nass an und ich bewegte die Spitzen, um das Gefühl abzuschütteln. Als ich den Kopf auf die Seite drehte, zog ein stechender Schmerz von meinem Nacken in die Schläfen und ließ mich aufstöhnen. Langsam nahm der Raum um mich herum Konturen an und ich erkannte eine ungefähr vier Mal vier große Zelle, die sogar die passenden Gitterstäbe am kleinen Fenster oben aufwies.

Echt jetzt?

Plötzlich überrollten mich die Erinnerungen wie ein Tsunami. Ich war in der Sporthalle und die Otomi hatten mich erwischt. Keuchend sprang ich auf die Füße und stützte mich an der feuchten Wand ab, als mich ein fieses Schwindelgefühl überkam. Mir wurde schwarz vor Augen und ich hatte das Gefühl als würde mir jemand stumpfe Nägel in den Schädel schlagen. Als die Benommenheit nachließ, sah ich mich noch einmal um. Viel gab es hier nicht. Kahle Steinwände, Steinboden und ein Fenster, das selbst dann zu klein zum Hinausklettern wäre, wenn keine drei Zentimeter dicken Gitter davor wären. Sonst gab es nichts. Meine Tasche war natürlich auch nicht hier und sie hatten mir mein Handy abgenommen. Es gab keine Möbel und keine Möglichkeit, mir eine Waffe zu suchen. Trotzdem stürmte ich zu der schmalen Metalltür und zog daran.

Natürlich ließ sie sich nicht öffnen. Ich zog und zerrte daran und trat schließlich wutschnaubend dagegen. Das blöde Ding machte nicht einmal ein Geräusch als ich es mit meinem ganzen Frust bearbeitete.

Mit unbändiger Wut im Bauch trat ich zurück und suchte nach der Hitze in mir. Meine Hände fingen sofort Feuer und ich schoss mehrere Salven von Feuerbällen auf die Tür. Mit jedem Treffer zischte das Metall, doch die Tür selbst regte sich nicht. Ich trat wieder dagegen und schlug mit meinen Fäusten auf das Ding ein. Dabei schrie ich laut und hoffte, dass mich irgendjemand hören würde.

Nach ein paar Minuten sank ich erschöpft auf die Knie und legte meine Stirn an die Tür. Das kühle Metall besänftigte das Pochen in meinen Schläfen. Meine Finger zitterten und das Feuer erlosch. Ich hatte einfach keine Kraft mehr.

Wieso hatten die Otomi mich nicht getötet?

Sie hatten die Chance gehabt und haben mich nicht umgebracht. Wieso?

Seufzend setzte ich mich mit dem Rücken an die Tür und schaute an mir hinab. Ich sah besser aus als erwartet und trug noch meine Sportsachen. Meine Knie waren aufgeschürft und meine Beine dreckig. Auch meine Arme waren mit Schmutzflecken bedeckt und meine Finger rochen komisch von der Feuchtigkeit in der sie vorhin gelegen hatten. Meine Schuhe fehlten.

Ansonsten war ich soweit in Ordnung. Da ich keinen Spiegel hatte, konnte ich mein Gesicht nicht sehen. Aber so wie sich mein Kopf anfühlte, musste ich ganz schon etwas abbekommen haben.

Aber ich lebte noch.

Die Frage war nur: Wie lange?

Und wie lange war ich schon hier? Der Himmel, den ich durch das schmale Gitterfenster sehen konnte, war bewölkt. Es war nicht dämmrig, aber auch nicht richtig hell. Das konnte bedeuten, dass es derselbe Tag war oder ich hatte durch die Bewusstlosigkeit einen Tag verloren. Schwer zu sagen.

Ob Will und Violet schon nach mir suchten? Sie würden durchdrehen, wenn sie merkten, dass ich nicht mehr da war.

Ich musste es irgendwie schaffen, hier rauszukommen. Auf der anderen Seite der Tür hörte ich Geräusche. Ein Schlüssel klimperte und wurde ins Schloss gesteckt. Die Metalltür knarzte und ich sprang auf meine Füße, um sie nicht ins Genick zu bekommen. Sofort wich ich zur gegenüberliegenden Seite zurück und suchte verzweifelt nach einer Waffe. Nur gab es hier nichts außer Steinen.

Heart of FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt