23 - Welcome to my house

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Er hatte seinen Oberkörper doch tatsächlich in ein Hemd gesteckt und seinen Haaren mal einen Kamm gegönnt. Es war offensichtlich, dass Nils sich Gedanken gemacht hatte, wie er meiner Mutter gegenübertrat. Es war eine Geste, die ich sehr schätzte. Er sah gut aus und zwar in einer Weise wie Mütter es gerne hatten. Ich lächelte ihn aufmunternd an.

Dann hörte ich, wie meine Mutter hastig angerannt kam.

„Ich wollte doch die Tür öffnen", raunte sie mir zu und wirkte tatsächlich etwas aufgeregt.

„Du warst in der Küche", ließ ich sie wissen und begrüßte meinen Freund mit einem Kuss. Es war merkwürdig, dass meine Mutter dabei zusah. Noch nie zuvor hatte sie mich einen Jungen küssen sehen. Ich erwartete einen schockierten Blick. Als ich jedoch zu ihr blickte, war sie viel zu sehr damit beschäftigt Nils unter die Lupe zu nehmen, weshalb der Kuss von ihr kaum wahrgenommen wurde. Seine Muskeln und das wunderschöne Gesicht nahm sie jedoch sehr wohl war. Es wirkte fast so, als könne sie nicht glauben, dass ich so einen guten Fang gemacht hatte.

Ich sah zu, wie Nils seinen Rücken streckte, ein nettes Lächeln auflegte und dann meiner Mutter die Hand entgegenstreckte.

„Freut mich Sie endlich kennenzulernen", sagte er mit zuckersüßer Stimme und traf damit genau den richten Nerv bei meiner Mutter. Ich gönnte es mir, einmal tief durchzuatmen. Bis jetzt lief es besser als gedacht. Sie schien ihn zu mögen.

Mama lächelte und das auf eine erstaunlich natürliche Art und Weise.

„Nils, nicht wahr?", hakte sie nach, obwohl sie seinen Namen ganz genau kannte. Sie nahm seine Hand.

„Ja, Frau Kirchner."

„Nenn mich Viola", stellte meine Mutter sich beim Vornamen vor, womit sie bei mir einen kleinen Schockzustand auslöste. Hatte Sie gerade ernsthaft meinem Freund angeboten sie beim Vornamen zu nennen? Für gewöhnlich hatte es Jahre gedauert, bis meine Freundinnen sie duzten dürften.

„Komm doch rein, es gibt Lasagne zum Abendbrot", lockte sie meinen Freund ins Haus.

Ich nahm Nils' Hand. Eigentlich wollte ich ihn beruhigen, doch in Wirklichkeit war ich es, die einen Fels in der Brandung brauchte. Noch nie hatte ich meiner Mutter einen Freund vorgestellt und dementsprechend unwohl fühlte ich mich. Und das, obwohl sie im Moment ausgesprochen nett schien, was jedoch auch Teil eines Taktikspiels sein könnte. Im Augenblick war ich sogar ein bisschen froh, dass mein Vater nicht hier war. Das wäre wohl noch unangenehmer geworden.

Nils betrat unser Haus. Auch wenn ich aufgeräumt hatte, wirkte es heruntergekommen. An vielen Stellen bröckelte der Putz, die Wände waren schon lange nicht mehr strahlend Weiß und der Teppich war nicht nur altmodisch, sondern hatte auch schon zu viele dreckige Schuhsohlen gesehen. Man sah dem Haus an, dass uns das Geld an allen Ecken fehlte und das war mir unangenehm.

Mama führte uns in die Küche und jetzt folgte der peinlichste Teil: Die Begegnung mit meinen Geschwistern. Während Magda noch zu klein war, um meinem Freund einen argwöhnischen Blick zuzuwerfen, waren meine Brüder darin deutlich geschulter. Sie sahen Nils an, als wäre er ein Alien, das gekommen war, um ihnen das Abendessen zu klauen.

„Wie ihr wisst, isst heute Johannas Freund mit uns", sagte Mama knapp, als wäre es nichts Außergewöhnliches und holte die Lasagne aus dem Ofen.

Die Blicke blieben trotzdem auf Nils kleben. Selbst von der Jüngsten.

„Küsst ihr euch auch?", fragte Mattheo und ich wusste ganz genau, dass er das tat um mich zu ärgern. Auch wenn er mein jüngster Bruder war, war er alt genug um zu wissen, dass ich natürlich meinen Freund küsste.

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