17 - Ich liebe mich selbst

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„Oh mein Gott, du hast deinen Anzug schon an!"

Dieser Anblick war ja kaum zu ertragen. Das war definitiv eine Bewerbung für den neuen Bondfilm. Der Anzug saß perfekt. Er sah so elegant darin aus, jedoch auf eine sehr männliche Art. Anzüge waren ein wahres Wundermittel. Sie ließen jeden Mann wie einen absoluten Gentleman wirken.

Und ich stand hier in meiner Jeans und einem einfach Sweatshirt. Nie konnte man deutlicher sehen, dass wir aus zwei verschiedenen Klassen dieser Gesellschaft kamen.

„Nur kurze Anprobe, ob er noch passt", informierte mich Nils und zog das Jackett wieder aus. Er trug darunter ein weißes Hemd. Auch dieses saß passgenau und man konnte seine Muskeln erahnen. Ich bekam bei diesem Anblick Hitzewallungen. „Komm rein!"

Das erste Mal sah ich sein Zimmer. Oder besser gesagt das Zimmer von ihm und Hannes. Letzterer war im Moment jedoch nicht anwesend. Es gab nicht viel zu sehen. Es war symmetrisch angeordnet. Zwei Betten, zwei Kleiderschränke, zwei Schreibtische und zwei Kommoden.

„Ziemlich ordentlich", stellte ich als erstes fest.

„Ja, es gibt jeden Tag Zimmerkontrollen. Wir haben nicht wirklich eine Wahl."

Ich sah auf dem Schreibtisch, wo die Stifte nach Farbe sortiert waren. Das glich schon fast einer Zwangsstörung. Wie ein Jungszimmer sah es hier jedenfalls nicht aus. Es roch weder nach alten Sportklamotten, noch konnte man halbnackte Frauen an den Wänden hängen. Dafür fand man Familienfotos und sonnengelbe Vorhänge.

„Es ist schön hier."

Nils zuckte mit den Schultern.

„Es ist okay."

Er rückte ein paar Bücher zurecht und mir wurde jetzt erst bewusst, dass er offenbar ein ordnungsliebender Mensch war.

Es klopfte an der Tür. Nils öffnete sie und ein asiatisches Mädchen kam herein geschneit. Sie sah mich strahlend an.

„Du bist also Johanna!"

Ich nickte und wünschte, dass ich wüsste, wer sie war.

„Das ist Mona", stellte Nils sie vor. „Sie ist heute deine persönliche Stylistin. Ihre Eltern designen beide für Chanel. Glaub mir, sie weiß, was sie tut", informierte mich Nils. „Ich lass euch mal alleine. Ich muss eh noch etwas mit Rafael klären."

Er gab mir einen flüchtigen Kuss und verschwand dann einfach aus dem Zimmer. Er ließ mich nicht nur mit Mona zurück, sondern auch mit der Unwissenheit, wer Rafael ist. Ich sah zu dem Chanel-Mädchen, das mich gerade begutachtete. Sie machte einen sehr aufgeweckten Eindruck. Ich fragte mich, was sie über mich wusste.

„Du hast eine schöne Taille", stellte sie fest und ging einmal um mich herum. „Und deine Haare sind toll. Färbst du sie?"

„Nein."

„Wow! Viele Mädchen würden für solche Haare sterben." Ich konnte sehen, wie es in Monas Kopf ratterte. „Ich glaub, ich weiß, welches Kleid dir am besten stehen würde. Komm mit, ich zeig es dir!"

Und dann spazierte sie einfach aus dem Zimmer und ging davon aus, dass ich ihr folgte.

„Keine Angst, ich beiße nicht!", rief sie, als ich mich nicht rührte. Sie stolzierte elegant den Flur entlang. Ich wünschte, ich hätte solch eine Eleganz in die Wiege gelegt bekommen. Wir liefen in den Flügel, in dem sich die Mädchenzimmer befanden.

„Du kannst dich wirklich glücklich schätzen Nils als Freund zu haben. Er redet viel über dich!", sagte sie mit einem Lächeln und ließ mich dann in ihr Zimmer. Auch hier was alles aufgeräumt. „Und ich finde die Geschichte so süß wie ihr euch kennengelernt habt. Das ist irgendwie romantisch!" Sie öffnete einen Kleiderschrank und mir klappte die Kinnlade nach unten. Sie könnte ihr eigenes Kleidergeschäft aufmachen. Es gab die unterschiedlichsten Schnitte und Farben. Gezielt griff sie nach einem dunkelblauen, langen Kleid, das sehr körperbetont aussah.

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