16 - So ein Gefühl

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„Wo willst du hin?"

„Weg", murrte ich schlecht gelaunt.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass ich das Hausverbot aufgehoben habe!"

„Ich habe den ganzen Vormittag im Laden geholfen. Findest du nicht, dass ich auch ein bisschen Freizeit verdient habe?", motzte ich und sah gar nicht ein, mich bei ihr einzuschleimen, um rausgehen zu dürfen. Es war mein gutes Recht auch mal meine Freizeit genießen zu dürfen.

„So, wie du dich gestern benommen hast, nicht!"

Ich ließ meine Schultern hängen. In diesem Augenblick hasste ich mein Leben so sehr.

Vielleicht war doch ein Taktikwechsel angebracht.

„Bitte, Mama! Es tut mir leid, okay? Tut es wirklich, aber bitte lass mich diesen Nachmittag weggehen!"

„Du willst wieder deinen Freund treffen, habe ich Recht?"

Ich gab keine Antwort, worauf Mama wütend die Fäuste in ihre Seite stemmte.

„Warum erzählst du mir nichts über ihn? Ist er deutlich älter als du?"

„Nein!", widersprach ich sofort.

„Kenn ich ihn?"

„Nein!"

„Dann erzähl mir irgendetwas über ihn."

Sie würde kein Verständnis haben. Dazu kannte ich meine Mutter zu gut. Wenn ich ihr sagte, dass Nils aus Schloss Straußburg ist, würde sie mich gar nicht mehr aus dem Haus lassen.

„Ich möchte nicht darüber reden!"

„Dann bleibst du hier!"

Nun war ich es, die sauer wurde. Ich fühlte mich vom Leben und meiner Mutter verarscht.

„Findest du das fair? Ich habe eh schon keine Privatsphäre. Ich muss mein Zimmer mit meinem Bruder teilen! Das ist nicht unbedingt das, was sich ein Mädchen in meinem Alter wünscht! Mein gesamtes Leben musste ich immer unter den Blicken anderer verbringen. Ist es so schlimm, dass ich einmal im Leben etwas nur für mich haben will? Ich habe auch ein Recht auf so etwas wie Privatsphäre!"

Mamas Blick ruhte lange auf mir. Normalerweise konnte ich ihre Stimmung immer gut einschätzen, doch im Moment war sie für mich ein Buch mit sieben Siegeln.

„Ich will einfach auch mal etwas nur für mich haben!", fügte ich noch hinzu.

Abwartend beobachtete ich meine Mutter.

„Okay, geh!", kam dann knapp über ihre Lippen.

„Was?", fragte ich und war mir nicht sicher, ob ich in meiner Zimmer gehen sollte oder ob mein Treffen mit Nils genehmigt war.

„Du kannst gehen! Aber ich will, dass du nie wieder in diesem Ton mit mir redest! Ist das klar?"

Ich nickte hektisch.

„Ja! Nie wieder! Danke!", sprudelte es überschwänglich aus mir heraus und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Mama konnte ein Schmunzeln nicht verhindern.

„Du musst ja ganz schön verknallt in den Jungen sein!"

Sie hatte ja keine Ahnung!

Ich verschwand aus dem Haus und lief die Straße zum Internat entlang. Auch wenn ich Nils mit jedem Tag besser kennenlernte, hatte ich noch immer das Kribbeln in meinem Bauch. Ich war aufgeregt ihn zu sehen. Was das betraf, hatte meine Mutter wohl recht. Ich war in diesen Jungen bis über beide Ohren verknallt. Ich konnte mir mein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen und diese Abhängigkeit machte mir ein wenig Angst. Es würde mir das Herz brechen ihn zu verlieren.

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