19 - Egoisten lieben nicht

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Ich wachte in Nils' Armen auf. Ich hatte meinen Kopf an seine Brust gelehnt.

Wir hatten das Zimmer die gesamte Nacht über allein gehabt.

Hannes ist bei Malou", hatte Nils gesagt. „Das ist unsere Nacht."

Und er hatte Recht behalten. Es war unsere Nacht gewesen.

Ein Blick aus dem Fenster sagte mir, dass sich eine Regenfront näherte.

Ich sprang aus dem Bett und begann mir meine Sachen überzuziehen. Es war nicht geplant gewesen, dass ich hier übernachten würde.

„Wo willst du hin?", hörte ich Nils verschlafen fragen. Seine Stimme klang heiser und sexy. Er hatte seine Augen nur ein Stück geöffnet. Auf seiner Wange hatte sich ein Abdruck vom Kissen gebildet. Die Haare waren außer Kontrolle. Er sah wirklich süß aus, wenn er so verschlafen war. Wie ein kleiner Welpe, der noch keine Ahnung hatte, wie böse diese Welt war.

Die Decke bedeckte nur die Hälfte seines Körpers. Ich konnte seinen nackten Oberkörper sehen und dieser war ausgesprochen ansehnlich.

„Ich muss nach Hause", erklärte ich hektisch und sammelte meine Sachen zusammen. „Ich habe vergessen meiner Mutter zu schreiben, dass ich die Nacht woanders verbringe."

„Hat sie dir denn geschrieben?", hakte er nach und fuhr sich verträumt durch seine Haare.

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, hat sie nicht."

„Dann hat sie vielleicht wieder nicht gemerkt, dass du weg warst."

Wahrscheinlich könnte ich auch sterben und sie würde es nicht merken, schoss es mir durch den Kopf.

„Ich sollte mich trotzdem beeilen, ehe einer meiner Brüder petzt. Hendrik ist es mit Sicherheit aufgefallen, dass er allein im Zimmer war."

Ich schlüpfte in meine Schuhe, während sich Nils nur langsam aufrappelte.

„Bleib noch! Wenigsten fünf Minuten", bettelte er.

Ich schüttelte den Kopf, auch wenn ich noch zu gerne bleiben würde.

„Ich muss wirklich los. Es tut mir echt leid. Glaub mir, ich habe auch keinen Bock nach Hause zu gehen."

Ich beugte mich zu ihm nach unten und küsste ihn. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich irgendetwas über unsere Nacht sagen sollte. So etwas wie „Es war wirklich schön" oder „Das sollten wir so schnell wie möglich wiederholen", doch ich schwieg. Manche Dinge musste man nicht aussprechen. Ich wusste, dass er das gleiche fühlte wie ich.

„Ich bin wirklich froh, dass du über Nacht geblieben bist", sagte er schließlich.

Er streichelte mir über die Wange. Ich küsste ihn noch einmal und schloss dann den Reißverschluss meiner Jacke.

„Ich auch", sagte ich und ging dann zur Tür. Ich hielt inne und drehte mich noch mal zu ihm. Diese Nacht war eine Bestätigung für mich gewesen, dass wir Zwei zusammengehörten. „Du weißt, dass du mir alles bedeutest, oder?"

Er lächelte und es war ein so wunderschönes Lächeln. Nicht, weil er perfekte Zähne und Lippen hatte, sondern einfach, weil es echt war. Nils stand auf und kam, nur mit Boxershorts bekleidet, zu mir. Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände.

„Darf ich dir etwas sagen und du versprichst, dass du nicht lachst?"

Ich nickte und sah erwartungsvoll zu ihm auf. Ich kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu ahnen, was er sagen würde.

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