Feuerbändiger

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"Guten Tag", ich lächelte der kleinen rundlichen Frau hinter dem Tresen freundlich zu und stellte meine Reisetasche auf einem der Stühle im Raum ab. "Du bist Chloe richtig?", erwiderte die Frau nur und hielt mir ein Anmeldeformular vor die Nase, welches ich innerlich aufseufzend entgegennahm. "Du hast deine Wohngemeinschaft im Abteil 3b, deine Zimmergenossinnen sind Bonnie, Amelia und Ellie. Der heutige Unterricht fällt für dich aus während du dich einrichtest und nur um das gleich zu erwähnen: Wenn du mit einem der Eisfüchse einen kleinen Krieg anfängst, dann bist du schneller wieder von der Schule als dir lieb ist", erklärte sie in einem Tonfall, welcher dem einer giftigen Schlange ähnelte. Sie war eindeutig ein Eisfuchs und ihre Einstellung zu mir war demnach auch sofort klar. So schnell ich konnte füllte ich den Zettel aus, warf ihn ihr samt Stift auf den Tisch, schnappte meine Tasche und verließ eiligst das Sekretariat. Suchend sah ich mich um, der Gang, welcher aus meterhohen, eng aneinanderliegenden weißen Säulen bestand, wirkte so gleich wie alle anderen auch. "Bist du Chloe?", eine Stimme hinter mir ließ mich herumfahren und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen musterte ich die Person vor mir. Sie war circa so groß wie ich, ihre blonden Haare fielen ihr bis zu den Hüften und ihre kleinen Hände hatte sie in die Seiten gestemmt. "Und du bist...?", antwortete ich und beobachtete amüsiert wie sie beim sprechen immer wieder mit den Augenbrauen wackelte. "Ich bin Bonnie, deine neue Mitbewohnerin und soll dir den Weg zeigen", erklärte sie und ich ließ mich von ihr den Gang runter führen. Bonnie war, wie sollte es auch anders sein als meine Mitbewohnerin, ebenfalls eine Rotfüchsin, was sie für mich gleich viel sympathischer machte. Still fragte ich mich, wie gut sie wohl im Feuer bändigen war und ob sie mich überhaupt für voll nahm, denn sie schien sich keineswegs für mich zu interessieren, sie lief einfach nur stur gerade aus. "Wie lange bist du schon hier?", fragte ich sie schließlich, um das unangenehme Schweigen zu durchbrechen. Ihre dunklen Augen wanderten zu mir und kurz darauf fing sie an zu grinsen. "Schon fast vier Jahre, aber glaub mir, verpasst hast du an dieser Schule nichts. Die Eisfüchse sind hier genau so wie überall, hochnäsig und abfällig allen anderen gegenüber", plapperte sie drauflos und überrascht über den plötzlichen Sinneswandel bekam ich gar nicht mit, wie wir durch das halbe Gebäude liefen. Arrogant, siegessicher und meistens äußerst mächtig, das waren die Eigenschaften eines normalen Eisfuchses, doch ich hatte auch schon andere, nettere von ihnen kennengelernt. "Hier gibt es keine netten von ihnen?", hakte ich zweifelnd nach und schlenderte mit ihr durch einen besonders großen Torbogen auf eine mit wunderschönen roten Schnörkeln verzierten Tür zu. "Vereinzelt schon, aber auch die haben ihre Macken", klärte sie mich auf und ich nickte nur. Jeder Kitsune hatte seine Macken, egal ob Eis- oder Rotfuchs, es war doch überall gleich. Ich fand es toll mir vorzustellen, dass ich irgendwann fähig sein würde, meine wahre Fuchsgestalt annehmen zu können und auch sonst jede andere Gestalt. Deswegen war ich ja hier und um zu lernen die Schwarzfüchse zu bekämpfen. "Wieso bist du von deiner alten Schule gewechselt, ich meine, da muss es doch einen Grund geben", fragte mich Bonnie und ich seufzte auf, war ja klar, dass die Frage kommen musste. "Sie haben mich rausgeworfen, da ich einem Eisfuchs seine Haare abgefackelt hatte", antwortete ich und zuckte mit den Schultern, er hatte es nicht anders gewollt. Sie lachte auf und schüttelte dann den Kopf. "Mann, hoffentlich machst du so was nicht hier, das wird nämlich gar nicht gern gesehen", grinste sie und öffnete für mich die Türe. "Wo wird das schon gerne gesehen? Ich meine, Kitsunen sollten sich doch nicht streiten", erwiderte ich lachend und Bonnie stimmte mit ein. "Also gut, willkommen in deiner neuen Heimat", lächelte sie und ließ mich eintreten. Ich stand am Anfang eines großen Raums, in dem sich rechts weiter vorne ein rotes Sofa und zwei Sessel befanden, die sich brav um einen kleinen Glastisch mit einer roten Rose drängelten. Hinten präsentierte sich eine kleine Küche mit Herd, Waschmaschine und Kühlschrank, einzelne Schubladen waren rot und ergänzten wunderbar das Ambiente.
Vier Türen führten von diesem Raum ab und gespannt wartete ich darauf, dass Bonnie mich zu meinem Zimmer führte. Es war wirklich groß, größer als mein altes und lächelnd ließ ich mich auf mein Bett fallen. Zu meiner rechten an der Wand erhob sich ein großer Kleiderschrank mit Spiegel, mir gegenüber war die Türe an deren linken ein kleiner Schreibtisch mit Stuhl stand. Lächelnd stand ich wieder auf, drehte mich einmal im Kreis und ließ mich auf den flauschigen roten Teppich fallen. Wir Rotfüchse liebten natürlich die Farbe Rot und hatten kein Problem davon im Übermaß zu besitzen. Erst jetzt entdeckte ich die kleine Inari-Statue auf meinem Nachttisch und beruhigt meinen Gott bei mir zu haben strich ich darüber. "Jeder von uns hat einen", informierte mich Bonnie und zeigte auf die Skulptur, welche einen Fuchs mit einem roten Latz darstellte. "Man braucht keine Statue um zu wissen, dass Inari bei einem ist", erklärte ich ihr und sie ging ein paar Schritte zurück. "Ganz ruhig roter, ich wusste ja nicht, dass du so eine Religionsnärrin bist", lachte sie dabei und ich schüttelte den Kopf. "Das bin ich nicht, aber das ist das einzige, dass uns von den Schwarzfüchsen unterscheidet", verteidigte ich mich und hievte mich wieder vom Boden hoch. "Das stimmt", gab sie zu und wir verließen das Zimmer wieder. Schwarzfüchse glaubten nicht an Inaris, sie glaubten an die Vernichtung der Menschen und hatten auch nichts dagegen, einen anderen Kitsunen dazu umzubringen. "Was glaubst du wozu es diese Schulen gibt?", fragte ich sie und unwissend zuckte sie mit den Schultern. "Hier bringt man uns bei wie man sie tötet, damit wir die Menschen beschützen können", meinte ich und erkundete die einzelnen Schränke der Küche. "Ich weiß nicht, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es solche Kitsunen gibt und dass sie angeblich Erdbändiger sind", erwiderte sie. Ich lächelte nur, das konnte ich mir nicht nur vorstellen, ich hatte es sogar schon erlebt. "Komm ich zeige dir mal draußen das Schulgelände. Jetzt ist gerade sowieso Pause, dann stelle ich dir Amelia und Ellie vor", schlug sie vor. "Okay"

Die Sonne schien ohne Erbarmen vom Himmel herab, der Sommer hatte gerade erst begonnen und ächzend schob ich mir die Ärmel meines T-Shirts hoch. "Ich hätte mir echt was kürzeres anziehen sollen...", murmelte ich und prallte prompt gegen jemandes Rücken. "Aua", beschwerte ich mich sofort und bemerkte nur, dass sich dieser jemand umdrehte. "Was willst du denn?", brummte der Junge und musterte mich scharf. "Weiter gehen?", gab ich zurück und wollte ihn zur Seite schieben, von einem Eisfuchs sollte ich mich besser fernhalten. "Schön hier geblieben", knurrte er und zog mich wieder zu ihm zurück, "Du denkst wohl, nur weil du eine Rotfüchsin bist kannst du dir alles erlauben, aber da hast du dich geschnitten. Das Sagen habe nämlich ich hier!" Ich lachte spöttisch auf, na klar. "Ja und bestimmt sind hier lauter Tussis, die sich alle an deinem Anblick ergötzen und nichts lieber wollen als mit dir ins Bett zu gehen", erwiderte ich und der Griff um meinen Arm verstärkte sich ruckartig. "Denkst du ich lüge?", knurrte er und wurde wenn möglich noch größer. "Ich denke, jedes dreckige Wort aus deinem Mund ist eine Lüge", antwortete ich ihm bissig und starrte ihm unverwandt in seine bersteinfarbenen Augen. "Chloe, komm!", hörte ich nur und wurde von ihm weggezogen.

|| So, das wird ein neues Buch von mir, von dem es voraussichtlich einen zweiten Teil geben wird. Auf die Idee kam ich durch das Premade Cover von Locsley , vielen Dank nochmal dafür! <3

Ein kleines Feedback zum ersten Teil würde mich sehr freuen, was haltet ihr von dieser Idee?

Bis bald ihr kuhlen Wattpadstalker ;)

BrandheissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt