Heile Traumwelt

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Irgendwo im Raum fing jemand an zu klatschen und verwirrt sah ich mich um. Von beiden Seiten des Raumes liefen Schüler rein, in der Hand trugen sie blaue und rote Fackeln, die den gesamten Saal erhellten. Fasziniert betrachtete ich das Spektakel. Die verschieden farbigen Lichter, die im Zusammenspiel ein Infinityzeichen erzeugten, sollten wohl den Zusammenhalt der Kitsunen an dieser Schule symbolisieren. "Das ist doch echt übertrieben, Rot- und Eisfüchse hassen sich jawohl gegenseitig", murmelte ich und Bonnie neben mir zuckte mit den Schultern. "Hier wird nun mal versucht das alles zu ändern, ein bisschen scheint es auch zu gelingen...", antwortete sie und ich grinste, ja klar. Irgendwann setzte ein leser Singsang ein, der mir ein wohliges Kribbeln auf den Armen erzeugte. Ich warf einen kurzen Blick nach hinten zu Samuel, der meinen Blick ebenso finster erwiderte, schaute er mich etwa schon die ganze Zeit so an?! Tief in meinem inneren spürte ich die Wut in mir brodeln, dieser Typ machte mich einfach so wahnsinnig aggressiv. Deswegen war ich äußerst froh, als alle Lichter wieder angingen und alle eiligst den Raum verließen. "Was machen wir jetzt?", fragte ich die anderen, vielleicht hatten wir ja jetzt noch Schulchor mit den Schwachköpfen oder ähnliches. "Jetzt gibt es gleich Mittagessen und anschließend ist Nachmittagsunterricht, aber du musst daran ja nicht teilnehmen du glückliche", seufzte Ellie und ich grinste. Ja, deswegen war ich schon ziemlich glücklich. Die Cafeteria erschien mir zweitausend mal größer als der Kirchensaal vorher, doch vermutlich war ich einfach nur schlecht im schätzen. Ein riesig langes Buffet erstreckte sich von den Fenstern der langen Seite bis hinüber zur anderen. Mir lief das Wasser quasi im Mund zusammen und erfreut über all das leckere Essen schaufelte ich mir ordentlich von allem möglichen auf. "Gibt es das jeden Tag?", lächelte ich und wusste, dass mein Augen vor Freude glühen mussten. "Ja, ich konnte das anfangs auch nicht fassen", lachte Amelia und lud sich einen Löffel mit Kartoffelsalat auf den Teller. Nachdem sich alle genommen hatten, setzten wir uns an einen freien Tisch am anderen Ende des Raumes und fingen an zu essen. "Nächste Woche Samstag ist der Team-Spirit-Ball, ich hoffe ich bekomme ein gutes Date", meinte Elli und blickte verträumt zur Decke, lebte sie überhaupt irgendwann in der Wirklichkeit? Und was zur Hölle war das für ein Ball? Konnte man denn nicht mal Sachen so benennen wie sie hießen, zum Beispiel: Der Ball? Musste man immer irgendwas davorsetzen, das nervte nämlich, zumal dann meistens ein blödes Denglisches Wort rauskam. "Muss man da hin?", fragte ich vorsichtig und sah von meinem Teller auf. Die anderen wirkten geschockt und ließen sich das auch ziemlich anmerken. "Du willst nicht auf den Ball gehen, also ich meine auf DEN Ball?", fragte mich Bonnie und hob erstaunt eine Augenbraue, was war daran denn so verwunderlich? "Ich hasse tanzen und habe keine Lust mit einem bescheuerten Eisfuchs einen ganzen Abend so zu tun als wäre ich total begeistert.",  antwortete ich, allein die Vorstellung machte mir schon Magenschmerzen. "Du bist echt sonderbar", meinte Ellie und schüttelte den Kopf. Na hoffentlich hatte ich nicht ihre heile Traumwelt kaputt gemacht. Niemand sagte mehr was, denn der ganze Tisch hing seinen eigenen Gedanken nach. Ich fühlte mich ziemlich unwohl in dieser Situation, denn ich konnte Schweigen nicht wirklich leiden, weswegen meine Eltern froh gewesen waren als ich schließlich aus dem Haus war. "Wir müssen zurück zum Unterricht, viel Spaß noch euch beiden", seufzte Amelia und ging mit Ellie im Schlepptau durch die Halle in Richtung Türe. "War das blöd was ich gesagt habe?", wandte ich mich an Bonnie, bei der ich mir über eine ehrliche Antwort sicher sein konnte. Sie wog den Kopf hin und her, war das eine so schwierige Antwort? "Nein, ich glaube sie konnten einfach nur nicht fassen, dass jemand sowas nicht mag", erklärte sie schließlich und irgendwie erleichtert atmete ich auf. "Mit wem gehst du dort hin?", fragte ich sie, um mal von mir abzulenken. "Mit Connor, einem Eisfuchs aus unserer Stufe", antwortete sie und in diesem Moment strahlte sie wirkliche Freude aus. Ich hatte plötzlich keine Lust mehr hier rumzusitzen und auf meinen nicht fertig gegessenen Teller zu starren. Nachdem wir die Teller abgegeben hatten gingen wir zurück in Richtung Wohngemeinschaft, was mir eine sehr willkommene Erholung war. "Ich werde jetzt ein paar Hausaufgaben machen, ist das okay?", lächelte Bonnie und ich nickte sofort. "Na klar, ich packe jetzt dann mal aus", und mit diesem Plan ging ich in mein Zimmer. Meine Tasche beinhaltete ein paar Klamotten, ein Bild meiner Eltern und natürlich noch ein paar andere Artikel, doch sonst hatte ich wenig mitgenommen. Ich war der Typ Kitsune, der gut mit wenigen Sachen auskam. Allerdings war ich so nach fünf Minuten fertig und saß gelangweilt auf meinem weichen Bett rum. Seufzend wischte ich ein paar Staubkörner von meinem Nachttisch und betrachtete Inaris. Auch wenn er eine große Bedeutung für mich hatte, konnte ich mich dennoch nie dazu durchringen zu ihm zu beten. Was sollte das auch bringen? Keiner dieser Ich-bete-jeden-Tag-28-Stunden-Typen hatte ein besseres Leben als ich, stattdessen kamen sie zu nichts im Leben und das war das Gegenteil von dem was ich wollte. Ich hatte vor etwas großes zu machen, jemand besonderes zu werden an den sich jeder erinnern würde, nur hatte ich noch nicht wirklich einen Durchführungsplan. Meine Gedanken wanderten zu den Schwarzfüchsen, zu jenen die sich eine Verwüstung der Welt herbeiwünschten. Ich hatte mal gehört, dass sie einzelne Schulen unterwandern würden, was mir ein mulmiges Gefühl bescherte. Man konnte sich eigentlich nie sicher sein mit wem man redete und das machte mir ziemlich zu schaffen. Letztendlich hatte ich keine Lust mehr weiterhin wie eine gelangweilte Schülerin mit Dauerschaden auf meinem Zimmer zu sitzen und beschloss, selbst mal eine Runde im Schulhaus zu drehen. "Bis gleich", rief ich noch Bonnie zu, dann schloss ich die Türe des Wohnraums und lief los. Es war so gut wie niemand zu sehen und ich war ziemlich erleichtert, denn ich wusste nicht, was ich in der alleinigen Gegenwart eines Eisfuchses machen würde. Doch als ich um die nächste Ecke lief, erkannte ich Samuel der lässig durch den Gang direkt auf mich zu schlenderte. Noch hatte er mich nicht gesehen und ohne groß nachzudenken verschwand ich hinter der nächsten Türe, um sofort geschockt stehen zu bleiben.

| Hey ihr kuhlen Wattpadstalker,
Tut mir leid, dass jetzt fast eine Woche nichts kam, aber ich hatte echt Stress und musste viel für Black schreiben...
Was denkt ihr was sie sieht?
Bis bald ❤️

BrandheissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt