Unruhestifter

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Ich starrte auf das Loch vor mir. Fast hätte es mich erwischt und ich wäre einfach weg gewesen. Schnell warf ich Samuel hinter mir einen dankbaren Blick zu und drehte mich dann wieder um. Auf der anderen Seite des Kraters baute sich ein Kitsune auf. Sein finsterer Blick wanderte an mir herunter, dann hob er drohend die Hände. "Was soll das?", knurrte Arthur und trat neben mich, ebenfalls in Angriffsstellung. "Ihr seid Dreck. Ihr steht uns im Weg beim Kampf gegen die Menschen!", rief der Angreifer und ließ einzelne weitere Risse im Boden entstehen. Schwarzfüchse hatten so unheimlich viel Macht. Wenn sie gut waren, konnten sie sogar das Feuer beherrschen und dieser hier war verdammt gut. "Geh!", meinte ich und entzündete eine kleine Flamme, die sich drohend um meinen Finger wickelte und dann meinen Arm rauf zog. Doch das schien ihn keineswegs zu beunruhigen. Stattdessen holte er aus und schleuderte einen Erdbrocken auf uns. Man konnte Ellie panisch schreien hören und auch ich duckte mich sofort. Allerdings hatte niemand mit Samuel gerechnet, der den gesamten Brocken geschickt mit einer Eismauer abfing. "Dieses Arschloch", brummte er dann aggressiv und ließ die Mauer wieder fallen. Wir mussten ihn irgendwie dazu bringen abzuhauen. Vorsichtig formte ich meine Finger zu einer Kugel und entfachte somit einen Feuerball, den ich immer größer werden ließ. Zur Not musste ich ihm die Haare abfackeln, aber das war es mir wert. "Chloe?", hörte ich Arthur erstaunt fragen, doch ich achtete nicht auf ihn. Nicht jetzt. Die züngelnden Flammen leckten aneinander und verdeckten mittlerweile die Sicht auf den Schwarzfuchs. Als ich ausholte und die brennende Kugel mit voller Wucht auf ihn schleuderte, da war mir alles egal. Es war egal ob er sterben würde, ob ich deswegen wieder von der Schule fliegen würde. Ich wollte das einfach nur beenden. Ein gellender Schrei glitt durch die Wälder, schreckte eine Schar von Vögeln auf und endete so abrupt wie er angefangen hatte. Der Schwarzfuchs war verschwunden, zurückgeblieben war nur das riesige Erdloch und ein Brandfleck. 


"Er hat sie also angegriffen? Einfach so?" Der Direktor lehnte sich vor und sah mich durch seine Brillengläser nachdenklich an. "Wir wollten eigentlich bloß spazieren, dann hat die Erde geruckelt. Ich konnte Chloe gerade noch davor retten in diesen Krater zu fallen", lenkte Samuel die Aufmerksamkeit auf sich. Na klar, jetzt war er wieder der Held. Wer hatte denn den kleinen Unruhestifter vertrieben? "Und wie haben sie ihn dann vertrieben?", fragte der Direktor und sah jeden in der Runde der Reihe nach an. Zuerst Samuel, dann Elli, mich und zum Schluss Arthur. "Die viel wichtigere Frage ist doch, wie er es auf das Gelände geschafft hat", meinte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Samuels Blick wanderte zu mir, wie die letzten geschätzten fünftausend Male der letzten Stunde. Wahrscheinlich konnte er es nicht fassen, dass ich kein so ein Weichei wie andere hier war. "Das haben wir noch nicht herausgefunden. Bis dahin möchte ich, dass sie alle über diese Situation stillschweigen bewahren. Ist das klar?" Alle nickten darauf und wir durften gehen, zumindest Elli und Arthur. "Wer von euch hat diesen Schwarzfuchs so verängstigt, dass er abgehauen ist?", hakte er nach und ich ließ mich in den Sessel zurückfallen. "Samuel. Er hat seine Erdangriffe abgeblockt und eine Eiskugel gegen ihn geschleudert", antwortete ich und warf Samuel  einen kurzen Blick zu. Er wirkte überrascht und doch schaffte er es, das zu überspielen. Ich konnte nicht die Wahrheit sagen, das würde zu viel über mich preisgeben. "Okay, das war gut Samuel", wandte sich der Direktor ihm zu und forderte uns anschließend auf, das Büro ebenfalls zu verlassen. 

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"Was sollte das?"

"Ich wollte deinen süßen Arsch etwas in den Vordergrund rücken", antwortete ich und lächelte ihn gekünstelt an. Anschließend schob ich mich in den großen Saal und fing an mir Essen auf den Teller zu stapeln. "Ich mein das Ernst Chloe. Du machst sowas nicht, weil du jemandem etwas gutes tun willst. Schon gar nicht mir", zischte mir Mister Kackbratze zu und ich stöhnte genervt auf. Ich wollte darüber nicht mit ihm reden und erst recht nicht hier. "Lass gut sein und genieß es einfach, okay?", brummte ich und drehte mich um, um zu den Anderen zu gehen. "Das was du da getan hast, das hast du doch niemals in High Castle gelernt", hakte er nach und ich entzog ihm meinen Arm, den er fast schon schmerzhaft umklammerte. "Meine Güte, das war nichts besonderes. Schatzi, mach dir keine Sorgen, niemand wird jemals besser als du sein", grinste ich und steuerte letztendlich ohne Zwischenstopps auf den Gruppentisch zu. "Hey du, ich hab dich gar nicht mehr gesehen. Ist alles gut gelaufen mit Arthur?", fragte Bonnie, als ich mich neben ihr auf den Sitzplatz sinken ließ. Ich nickte und warf einen kurzen Blick zu Elli, die schweigend auf ihren noch halb gefüllten Teller starrte. Ich musste dringend noch ein paar Worte mit ihr reden. "Und wie war es bei euch? Hattet ihr einen schönen Tag?", erkundigte ich mich. "Naja, der Typ war ein totaler Nerd und hat mich mit irgendwelchen Formeln voll gelabert. Gott, der hat vielleicht genervt", meinte Amelia und schüttelte dabei ihren Kopf. Bonnie lachte und ich stimmte mit ein. "Das ist gar nichts gegen Elias. Er hat sich, nachdem du weg warst, die ganze Zeit an mich ran gemacht und mir irgendwelche schnulzigen Sprüche zugeflüstert", warf Bonnie ein und ich verschluckte mich fast an meinem Trinken. "Er hat was? Der Elias?" Alle am Tisch lachten, alle außer Elli. "Kann ich mit dir reden?", wandte ich mich an sie, worauf sie nickte und wir zusammen den Saal verließen.  

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Immer diese Schwarzfüchse...

Was denkt ihr? Was ist Chloes Geheimnis? 

Xoxo Luna

BrandheissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt