"Und wie lief es mit Samuel?", fragte mich Bonnie und hob den Kopf. Sie saß auf der roten Couch und las irgendeine Zeitschrift. Bescheuerter Frauenklatsch. Ich verkniff mir lieber einen Kommentar. "Es war okay", antwortete ich und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Wo waren die anderen zwei? "Willst du mir endlich sagen, was wirklich los ist?", meinte sie und ich wandte mich wieder Bonnie zu. "Was soll denn los sein?", entgegnete ich dümmlich und setzte mich ihr gegenüber. Daraufhin verdrehte sie nur die Augen. "Man, hältst du mich wirklich für so blöd? Du ziehst es ernsthaft vor mit Samuel zu reden, als mit uns etwas zu machen?", motzte sie mich an und ich seufzte auf. Deswegen fing sie einen Zickenkrieg an? Weil ich drei Minuten mit Samuel verbrachte? "Ist das dein Ernst? Es war doch nur kurz und eigentlich wollte ich ihn nur nerven. Du kennst mich doch", verteidigte ich mich und hoffte, dass sie darauf einging. "Ich kenne dich? Ha, ich glaube nicht, dass dich überhaupt jemand jemals gekannt hat. Ich weiß, dass irgendwas ist und du erzählst nichts. Es ist gerade mal der dritte Tag für dich hier und du hast schon Geheimnisse, die du nicht einmal deiner Freundin erzählen willst. Ist das nicht anstrengend?", rief sie und stand auf. Mit einem letzten bösen Blick verschwand sie in ihrem Zimmer und warf die Tür zu. Verdutzt ließ sie mich sitzen. Deswegen hatte ich wohl nie Freundinnen gewollt. Weil sie alles wissen mussten, selbst wenn es besser war, wenn sie unwissend waren. Wie konnte ich das bloß wieder richtig biegen ohne dass ich es ihr sagen musste? Kopfschüttelnd stand ich auf und ging auf meine Zimmertüre zu. Erst als ein leises 'Chloe' ertönte, lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf die einen Spalt breit geöffnete Türe. Ellie schaute raus und winkte mich zu ihr. "Ist alles okay?", flüsterte sie und ich nickte langsam. Hoffentlich kam jetzt keine Ich-bin-für-dich-da-Rede, das konnte ich jetzt nicht brauchen. "Es ist kacke, dass wir nicht drüber reden dürfen. Wie willst du das mit Bonnie regeln?", murmelte sie und ließ mich in den Raum. Gute Frage. "Mir wird was glaubwürdiges einfallen", meinte ich nur und versuchte das Thema mit einer lässigen Handbewegung zur Seite zu schieben. Lügnerin. "Wenn du Hilfe brauchst, ich bin für dich da", meinte Elli mitfühlend und ich versuchte sie dankbar anzulächeln. "Danke, aber ich schaff das schon und außerdem bezweifle ich, dass mir da jemand helfen kann...", murmelte ich und wandte mich wieder ab. Sie sollte bloß nicht bemerken, wie hilflos ich wirklich war. Es machte mir zu schaffen, dass ich keine Idee hatte, wie ich das mit Bonnie klären sollte. Und ich wusste, dass ich mich mit einer Erklärung beeilen sollte. Dann lass dir was einfallen! Ich seufzte und verließ nach einem kurzen Nicken zu Ellie den Raum. Mir fiel das Atmen schwer, all meine plötzlich aufgetauchten Sorgen erdrückten mich. Wie zum Teufel hatte ich es geschafft innerhalb von ein paar Tagen so viel Schrott zu erleben? Hatte ich nicht genau das Gegenteil gewollt? Ein ganz normales, optikuliertes Schuljahr? Kurz nickte ich auf meinem Bett ein, doch ein Türquietschen ließ mich aufschrecken. Amelia stand im Türrahmen und ich seufzte bei ihrem Blick auf. "Was ist passiert?", stöhnte ich nur gequält in ihre Richtung und vergrub meinen Kopf gleich wieder im Kissen. "Du musst endlich mit der Wahrheit rausrücken, Bonnie weint und das heißt, dass sie so wütend ist, dass sie sich nicht anders zu helfen weiß", meinte sie und ich brummelte genervt. War das ihr Ernst? Wieso machte sie da so ein Drama draus? Wieso interessierte es sie überhaupt so sehr? "Ich komme", antwortete ich nur und hievte mich nach einigen Sekunden aus dem Bett. Dann ging ich ins Wohnzimmer zu den anderen und ließ mich auf den freien Sessel fallen. Bonnie hatte wirklich ziemlich gerötete Augen und ich fragte mich ernsthaft, wie es wohl in einer Beziehung mit ihr wäre. Vermutlich eine reinste Wasserrutsche. "Also gut", seufzte ich und setzte mich aufrecht hin, "Du willst es also unbedingt wissen. Ellie und ich sind einem Schwarzfuchs begegnet, während wir mit Arthur und Samuel zusammen draußen waren" Ihre Antwort war ein geschocktes Mund aufklappen und ein hektischer Einatmer. Sie machte den Fischen in ihrem Zimmer alle Ehre. Auch Ellie schien verwirrt zu sein, was ich ziemlich gut verstand. Das hatte sie vermutlich nicht erwartet. Das einzige was mich wunderte war Amelias Reaktion, denn diese blieb völlig aus. Klar, ich hatte schon festgestellt, dass sie ziemlich schwer zu überraschen war, aber trotzdem. Es machte mich stutzig. "Alles klar?", fragte ich sie dann und ihr Blick zuckte zu mir. "Klar, ich habe mich bloß gefragt, wie der aufs Schulgelände kam", meinte sie und ich nickte. "Ja, das habe ich mich auch schon des öfteren gefragt" "Ein Schwarzfuchs?", Bonnie schien wohl langsam wieder aufzutauen. "Ja und er war nicht gerade friedlich. Er hat uns mit Erdbrocken beworfen und versucht uns zu töten", murmelte Ellie und ich warf ihr einen kurzen Blick zu. Sie kaute auf ihren Fingernägeln, ganz in Erinnerungen versunken. "Und wie seit ihr ihm entkommen?", wollte Amelia wissen und ich wog den Kopf hin und her. "Nunja, ich würde sagen, das war wohl Samuel. Er hats echt drauf, das muss ich ihm lassen" Und wieder spürte ich Ellies verwirrten Blick auf mir. Hoffentlich hielt sie einfach den Mund, sonst wäre das nächste Mega-Drama gleich zur Stelle. Bonnie war ziemlich still und betrachtete mich kritisch. "Samuel also", meinte sie und lächelte anschließend. "Danke, dass du es uns gesagt hat. Das bedeutet mir viel" Ich lächelte zwar, aber innerlich war ich am durchdrehen. Sie hatte mir doch überhaupt keine Wahl gelassen! Und jetzt bedankte sie sich dafür, dass ich unfreiwillig ausgepackt hatte? "Gut, ich gehe jetzt dann mal joggen", informierte ich die anderen und freute mich einfach nur auf die frische Luft und die stillen Wiesen. Die waren wenigstens nicht beleidigt, wenn ich ihnen etwas verschwieg und das aus gutem Grund. Mit einem letzten Blick auf die schweigende Gruppe, verließ ich unseren Wohnbereich und rannte mir die Seele aus dem Leib.
Bye bye Speckröllchen!
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Brandheiss
Fantasy~"Denkst du ich lüge?", knurrte er und wurde, wenn möglich, noch größer. "Ich denke, jedes dreckige Wort aus deinem Mund ist eine Lüge", antwortete ich bissig und starrte ihm unverwandt in seine bernsteinfarbenen Augen.~ Kitsunen sind Füchse in...