Misstrauen

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Schwer atmend ließ ich mich aufs Sofa fallen. Das war genug Sport für die nächsten drei Jahre gewesen. „Wir haben echt gewonnen", jubelte Ellie noch immer und ich schüttelte den Kopf. „Bloß, weil Samuel es nicht lassen konnte Chloe ständig zu faulen", brummte Bonnie und setzte sich neben mich. Ich grinste und nickte, da hatte sie recht. Seine Füße waren immer wieder wie von selbst zu meinen gekommen. „Das war kein faires Spiel", stimmte ich zu. Amelia lachte bloß und für eine Weile herrschte Schweigen zwischen uns allen. „Es hat sich alles ganz schön verändert", meinte Ellie nachdenklich und sah mich an. „Du hast hier frischen Wind reingebracht" Amelia sah auf und letztendlich lagen alle Blicke auf mir. „Ist das gut oder schlecht?", wollte ich wissen, was wieder Schweigen einbrachte. „Du verheimlichst etwas", kam es plötzlich von Amelia und ihr scharfer Blick erschreckte mich. Das war es also. Deswegen sah sie mich immer kritisch von der Seite an. „Was meinst du?", antwortete ich und runzelte die Stirn. Ich hatte immer unauffällig agiert, wie kam sie also darauf? „Du gibst immer ironische Antworten und fragt man dich nach deinen Fähigkeiten, dann weichst du aus. Außerdem weiß niemand hier, was wirklich im Wald mit dem Schwarzfuchs geschehen ist. Samuel wollte deine Aussage nämlich nicht hundertprozentig bestätigen", meinte sie und ihre Antwort brachte mich zum Schlucken. Sie hatte Samuel nach mir gefragt? Wie sehr verdächtigte sie mich? „Sie hat Recht. Bist das überhaupt du?", fragte nun Bonnie und ich hob eine Augenbraue. Bitte? „Wieso sollte ich nicht ich sein?", entgegnete ich überrascht. „Du versteckst dich vor etwas, das kann jeder hier spüren und du bringst Unheil, das weiß ich jetzt schon", antwortete Amelia und kniff die Augen zusammen. Ich stand auf. „Ehrlich?", rief ich, „Ihr denkt, dass ich Unheil bringe?" Meine Augen wanderten durch die Runde. Bonnie und Ellie trauten sich nicht meinen Blick zu erwidern, bloß Amelia bestätigte meine Frage. Ich schnaubte auf. Unglaublich. „Das ist jetzt nicht euer Ernst. Und ihr hattet bisher nicht den Mut mich darauf anzusprechen? Was denkt ihr, was ich hier mache? Euch ausspionieren und später töten oder wie?", entrüstete ich mich und konnte meine Fassungslosigkeit nicht verstecken. „Was machst du denn sonst hier? Wie kommt man denn bitte von High Castle hierher?", hakte Amelia nach und ich würde dieses Mädchen am liebsten schütteln. „Weil ich gut bin, deswegen bin ich hier", antwortete ich ehrlich und atmete durch, vermutlich bekamen sie das gleich wieder in den falschen Hals. „Gut. Wie gut?", fragte mich Bonnie. Ich schluckte. Wenn ich weiterhin darüber schweigen würde, würde ich es mir noch schwerer machen. „Das mit dem Schwarzfuchs, das war ich", flüsterte ich und hoffte, dass sie es einfach nicht gehört hatten. Doch plötzlich herrschte wieder Totenstille. „Ich glaube nicht, dass du uns etwas Böses willst", unterbrach Ellie das Schweigen und verwundert sah ich auf. Die schüchterne Ellie sagte ihre Meinung, die nicht der ihrer Freundinnen entsprach? Sie lächelte mich an. „Ich habe gesehen, wie sehr dieser Schwarzfuchs dich verärgert hat, wie sehr du wolltest, dass wir alle sicher sind. Du bist ein guter Kitsune!", meinte sie und ich sah sie dankbar an. Wenigstens sie bemerkte, wie ich wirklich war. Bonnie nickte langsam, anscheinend fing sie an verstehen zu wollen. „Aber wieso hast du uns das nicht gleich erzählt?", wollte sie wissen und auch Ellie wandte sich mir wieder zu, um mich ebenfalls neugierig zu beobachten. „Das... Auf meiner alten Schule wurde ich gefürchtet, weil ich gut mit meiner Fähigkeit umgehen konnte und ich war damals auch nicht gerade freundlich. Die meisten konnten mit meiner Art nichts anfangen. Ich wollte hier einfach einen Neuanfang starten. Ich wollte hier einfach jemand anderes sein. Es tut mir leid, dass ich es nicht gesagt habe", antwortete ich und es schien, als würden sie das nachvollziehen könnten. Zumindest größtenteils. Amelia schien nicht ganz überzeugt zu sein. Sie hatte auch Recht, ich hatte ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählt, aber das durfte ich auch nicht. Niemals.

Mittlerweile saß ich am Schreibtisch. Eigentlich sollte ich Hausaufgaben machen, doch ich konnte mich einfach nicht darauf konzentrieren. Morgen hatten wir Training und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ob sich die anderen wundern würden, wenn ich wieder so tun würde, als wäre ich unfähig? Definitiv. Irgendwann musste ich es ihnen erzählen, da würde ich nicht drum rumkommen. Wieso mussten sie mir auch so nahegekommen sein? Ich hätte mich abschreckender verhalten sollen. Das hatte ich nun davon, ein großes Problem, das einiges verändern könnte, wenn ich es nicht baldigst lösen würde. Es klopfte an der Tür. „Jaß", meinte ich und wartete. Ich war gespannt, wer sich wohl dazu überredet hatte, zu mir zu kommen. „Kann ich reinkommen?", fragte Ellie und ich lächelte. „Natürlich" Sie schlüpfte durch den Spalt der Türe und setzte sich auf mein Bett. „Es tut mir leid, dass ich das Thema angefangen habe. Durch mich ist es überhaupt erst so weit gekommen", entschuldigte sie sich und überrascht drehte ich mich zu ihr. „Es war gut, dass du es gesagt hast. Wenigstens wurde es so angesprochen. Ich fasse es einfach nicht, dass die anderen es nicht über sich gebracht haben mir zu sagen, was sie denken", meinte ich und sie legte nachdenklich den Kopf schräg. „Sie haben sich einfach nicht getraut, das verstehe ich" Ich seufzte. Es war anstrengend in dieser Schule zu wohnen. Früher hatte ich mich nicht rechtfertigen müssen, da war alles einfacher gewesen. Wobei, Damon hatte zwar immer alles gewusst, allerdings hatte er mich dafür nie verachtet. Nicht für das, was ich war. Er hatte mich unterstützt, mich zu dem heutigen Ich gemacht. Ich vermisste ihn so sehr, auch nach zwei Jahren noch. ‚Die machst du doch alle mit Links fertig', hätte er jetzt gesagt und ich hätte ihm das geglaubt. Ich wäre losgegangen und hätte geklärt, weshalb ich Probleme hatte. Doch so saß ich hier, zusammen mit einem Mädchen, von dem ich vor kurzem noch gedacht hatte, dass sie keine eigenen Entscheidungen fällen könnte. Ellie hatte sich in meinen Augen geändert, innerhalb von Sekunden. „Die kriegen sich wieder ein", munterte Ellie mich auf und ich dachte zurück an ihre Mienen, als ich den Raum verlassen hatte. Nachdenkliche, misstrauische Mienen, die sie nicht einmal zu verbergen versuchten. Wieso, wieso hatten sie mich denn nicht früher danach gefragt? Ich verstand es einfach nicht.


Hallo 

Ich schreibe wenig, das weiß ich. Sorry!

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Bis bald ^^

BrandheissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt