Spanner-Hühner

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"Tut mir leid, dass ich das so aus dir rausgepresst habe", meinte Bonnie und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Ich nickte nur, brachte ein kleines Lächeln hervor und tat weiterhin so, als wäre mein Teller das wichtigste im ganzen Raum. Sie verfolgte mich den ganzen Tag und das nicht wie Sherlock Holmes, der unauffällig war, sie machte ständig so Töne wie ein absaufendes Schwein. Ich hatte bemerkt, dass sie sich entschuldigen wollte, auch wenn sie es gar nicht musste. "Kann ich es irgendwie wieder gut machen?", fragte sie seufzend und ich hob meinen Blick, ließ den gesamten Speisesaal außer acht. "Ich verstehe nicht, warum sich auf dieser Schule immer alle entschuldigen. Du hast doch gar nichts gemacht. Vermutlich hätte ich genauso reagiert und es ist anstrengend, wenn du einem die ganze Zeit hinterher dackelst und versuchst dich zu entschuldigen. Es ist okay, du hast nichts falsch gemacht!", rief ich und warf genervt die Hände in die Luft. Dann ließ ich sie wieder fallen und meinen Kopf auf den Tisch sinken. Wie schaffte ich das eigentlich immer? Jetzt war sie bestimmt wieder angepisst und die gesamte Schule wusste warum. "Ist schon okay", hörte ich Bonnie sagen und ich schüttelte daraufhin den Kopf. "Nein, ist es nicht", kam es gedämpft von mir. "Dein Charakter ist anders als der von anderen, aber ich finde, dass wenn man sich daran gewöhnt hat, er ziemlich erfrischend ist. Du denkst anders und das ist wirklich gut, weil es genug Mädchen gibt, die wie Spanner-Hühner einer anderen hinterher rennen", meinte Bonnie und ich grinste. "Spanner-Hühner?", gluckste ich und sah sie an. Sie lachte ebenfalls und zuckte vielsagend mit den Schultern. "Du bist nicht die einzige, die gut Wörter erfinden kann", grinste sie und ich nickte. Anscheinend nicht. Ich holte einmal tief Luft und stand auf. Es hatte letztendlich doch gut getan mit ihr zu reden. 

"Bist du aufgeregt?"

"Wegen morgen? Weiß nicht, eigentlich ist es ja bloß Unterricht an einer neuen Schule, also wird es schon gut gehen"

Wir gingen gemeinsam auf mein Zimmer und legten uns in mein Bett. Das Licht war aus und es waren nur kleine helle Schimmer an der Decke zu sehen, die gedämpft durch das Fenster eindrangen. "Glaubst du sowas wird wirklich passieren?", fragte Bonnie leise neben mir und ich runzelte die Stirn. "Was?" "Na du weißt schon. Die Schwarzfüchse, versuchen sie wirklich die Menschheit auszurotten und würden sie wirklich auch andere Kitsunen umbringen? Ich kann mir das einfach nicht vorstellen", murmelte sie und ich seufzte. Wieso musste sie denn jetzt solche Fragen stellen? Ich hatte mich doch gerade mal für einen kleinen Moment wohl gefühlt. 

"Sie würden alles dafür tun, auch ihre eigenen Leute umbringen. Aber weißt du, es gibt wirklich auch gute unter ihnen, die diese Sichtweisen nicht unterstützen. Wir sollten einfach hoffen, dass die Schwarzfüchse niemals zum Zug kommen", antwortete ich ihr und ich spürte, dass sie sich neben mir bewegte. "Bonnie?", ich drehte mich zu ihr und musste sofort grinsen. Sie war eingeschlafen und hatte sich in meine Bettdecke gekuschelt. Na herzlichen Dank auch. Mit was sollte ich mich denn jetzt zudecken?  Kopfschüttelnd schnappte ich mir die dünne Decke von meinem Schreibtischstuhl, die ich dort letztens hingelegt hatte und deckte mich zu. Meine Gedanken wanderten zu Samuel. Ob er wirklich vorhatte keinen großen Bogen mehr um Rotfüchse zu machen? Ob er das alles wohl wirklich ernst gemeint hatte? 


"Aufstehen", rief jemand und kurz darauf landete etwas weiches mit voller Wucht in meinem Gesicht. "Bonnie...", knurrte ich und zwang mich ein Auge zu öffnen. Sie stand vor meinem Bett, grinste hämisch und hielt ein weiteres Fluffy-Monster in ihrer Hand. 

"Wag es nicht!" 

Sie zuckte bloß mit einer Schulter und ging in Richtung Türe. Mir war klar, dass sie sich gleich noch einmal umdrehen würde und so schnappte ich das Kissen, das mittlerweile neben mir lag. Gerade, als sie ausholte und sich drehte, warf ich ihr das Kissen mit aller Kraft, die ich so früh am Morgen auftreiben konnte, entgegen. Es traf sie am Kopf und voller Schock ließ sie ihre eigene Waffe fallen. "Damit hatte ich nicht gerechnet", meinte sie und starrte mich verdutzt an. "Tja, auch wenn ich ein Morgenmuffel bin, ich lasse es nicht zu, dass du ungestraft davon kommst. Sie nickte und wandte sich erneut ab. "So etwas ähnliches hast du heute Nacht auch gesagt", murmelte sie und ich runzelte die Stirn. Ich hatte was? "Ich habe heute Nacht mit dir gesprochen?", fragte ich und richtete mich vollends auf. Daran konnte ich mich gar nicht mehr erinnern. Ich war nochmal wach gewesen? "Nein, ich denke nicht, dass das an mich gerichtet war. Du hast geschlafen und dabei geredet. Was hast du geträumt?" "Keine Ahnung mehr", es stimmte, ich konnte mich nicht erinnern. "Was auch immer, komm wir müssen frühstücken. Um Acht beginnt der Unterricht!", rief sie noch, schon halb aus meinem Zimmer. Unterricht? Shit, daran hatte ich bis jetzt gar nicht gedacht. Doch mit einem Blick auf die Uhr, stellte ich fest, dass ich noch genug Zeit hatte. Es war erst viertel vor sieben.

Gewappnet mit meiner Schultasche folgte ich den anderen zum Speisesaal. Niemand redete so wirklich. Bloß dieses übliche Morgengelaber. "Na Schnuggelchen?", brummte eine mir ziemlich bekannte Stimme ins Ohr und ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Als ich mich umdrehte, bestätigte sich mein Verdacht. Es war Arthur. "Na du? Was soll denn der Name?", antwortete ich und tat mir noch eine Ananas auf den Teller. "Gefällt er dir?", lachte Arthur. 

"Na klar, nenn mich bitte immer und überall so" 

"Gerne" 

Geschockt drehte ich mich um und packte ihn am Arm. Er legte seinen Kopf leicht schräg und zog eine Augenbraue nach oben. "Das war ein Scherz. Wehe du nennst mich vor anderen wirklich so!", meinte ich, doch er beugte sich mir ein Stück entgegen, ganz gegen meine Erwartungen. "Was bekomme ich denn dafür?", murmelte er und kam meinem Gesicht wirklich gefährlich nahe. Doch ich zuckte nicht zurück, diesen Gewinn würde ich ihm nicht geben. Stattdessen kam ich ihm entgegen. Es war still um uns herum geworden, wahrscheinlich wusste sogar der Schulleiter durch die fünfhundert Wände hindurch, was hier gerade geschah. "Was hättest du denn gerne mein Schatz?", säuselte ich und hob eine Hand, um ihm durch die Haare zu streichen. Verdammt, er ließ sich nicht zurückschrecken. "Wie wärs mit ein paar Infos?" Ich hob eine Augenbraue, das hatte ich nicht erwartet. Informationen? "Vergiss es", antwortete ich und machte ein paar Schritte zurück. Mir war bewusst, was das für Informationen waren, die er haben wollte und diese konnte ich ihm definitiv nicht geben. "Dann halt nicht Schnuggelchen", meinte er laut und es war Gekicher zu vernehmen. Idiot. Ich verdrehte die Augen, grinste ihm noch einmal zu und setzte mich an meinen Platz. "Hat er dich gerade etwa Schnuggelchen genannt?", verblüfft starrte Elli mich an. "Nein Süße. Das war bloß deine eigene dreckige Vorstellung", grinste ich und zwinkerte ihr zu, woraufhin alle am Tisch anfingen zu lachen. "Seit du da bist, hat sich echt einiges geändert", meinte Bonnie stirnrunzelnd und wies mit einem Nicken hinter mich. 


The only Way to get into Heaven is through a Hell

Ich bin wieder da und mit mir ein neues Kapitel. Was sagt ihr?

Ich hoffe es gefällt euch, see ya!


BrandheissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt