Training und blöde Hornochsen

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„Alles okay?", fragte mich Samuel und musterte mich kurz von der Seite. „Ja, alles gut", antwortete ich und lächelte ihn kurz an. Mir gefiel es besser, wenn wir einander neckten und es nicht auf die Gefühlsebene überging. „Wo gehen wir überhaupt hin?", wollte ich wissen und lief fast gegen die geschlossene Eingangstüre vor uns. Samuel lachte auf und sah mich kopfschüttelnd an. „Zur Trainingshalle, wohin denn sonst?", meinte er und hielt es anscheinend nicht für nötig, mir die Türe aufzuhalten. Arsch.

„Ach, bevor ich es vergesse", Samuel drehte sich zu mir um, „bloß weil ich mit dir trainiere, heißt es nicht, dass ich mich besonders für dich interessiere" Ich seufzte auf und ging auf ihn zu. „Wenn du dich nicht besonders für mich interessierst, ist es ganz schön komisch, dass du mich zu einem Training mit dir erpresst hast", grinste ich und er zuckte mit den Schultern. „Stimmt, aber das kommt wahrscheinlich, weil du irgendwas zu verbergen hast", er stockte kurz und sah mich dann freudig an, „Ich liebe Geheimnisse!"

Ich wusste noch immer nicht, wie ich mich verhalten sollte. Würde er es nicht so oder so herausfinden? Sollte ich zumindest versuchen es weiterhin vor ihm geheim zu halten? „Was ist los?", fragte Samuel und ich schreckte aus meinen Gedanken auf. „Nichts", antwortete ich und betrat die Halle mit energischen Schritten. Er sollte nicht denken, dass ich Angst hatte mit ihm zu trainieren. So viel Macht über mich würde ich ihm nicht geben.

„Was genau machen wir?" Ich drehte mich fragend zu ihm.

„Warte kurz, ich schließe noch ab", meinte er und ging nicht wirklich auf meine Frage an. Er schloss ab? Was erwartete er? Wusste er vielleicht mehr, als ich gedacht hatte? Oder hatte er heute wirklich vor, alles aufzudecken? Meine Güte, wieso konnte er alles nicht einfach lassen wie es war?

Deutliches Unbehagen machte sich in mir breit. Es war Samuel, ein Eisfuchs und er hatte gerade die Tür abgeschlossen, mir meinen einzigen Fluchtweg zunichtegemacht. Ob er wirklich dachte, dass Rotfüchse und Eisfüchse sich zusammentun sollten? Oder war es bloß einer seiner Schachzüge gewesen, um mich zu diesem Was-auch-immer-es-war zu bringen? Er drehte sich nachdenklich zu mir um und kratzte sich am Kinn.

„Ich denke, wir fangen mit etwas einfachem an"

Während ich mir den Raum näher ansah, spürte ich, dass er den Blick nicht von mir nahm. „Du nervst", meinte ich und tat so, als wären die Matten, die an der Wand lehnten, total interessant. „Ich weiß Schätzchen, das ist mein Ziel", hörte ich ihn sagen und schüttelte den Kopf. Die Trainingshalle war ziemlich groß, gebaut aus Stein, nahm ich zumindest an und ziemlich leer. Einzeln standen ein paar Utensilien rum, ansonsten war es recht karg, wie langweilig. „Madame, ist es für sie möglich, dass wir jetzt anfangen?", fragte Samuel und ich verdrehte die Augen, drehte mich dann mit einem zuckersüßen Lächeln um.

„Natürlich"

Er stellte sich vor mich und öffnete seine Hand, sodass die Innenfläche nach unten auf den Boden zeigte. Ich sah, dass er seine Muskeln anspannte und sich konzentrierte. Dann, auf einmal, schoss von überall Wasser auf uns zu. Durch die Fenster und Türen, riesige Mengen Wasser, die uns demnächst überschwemmen würden.

„Bist du behindert?", schrie ich und schüttelte ihn. „Willst du, dass wir elendig verrecken?" Samuel grinste allerdings nur, schloss seine Hand, worauf das Wasser anhielt, und machte eine wegwerfende Handbewegung. Das Wasser verschwand dorthin zurück, woher es gekommen war. Dieser blöde Hornochse! Natürlich grinste er jetzt wie blöd und sah mich einfach nur herausfordernd an. „Du weißt, dass ich dich gerade am liebsten töten möchte?", meinte ich und ballte meine Hände wütend zu Fäusten. „Es ist doch nichts passiert, ich hatte alles unter Kontrolle", antwortete er und ich war nahe dran, ihm einen Blitz aus Feuer an den Kopf zu werfen. „Bist du mir böse?", fragte er und ich lächelte. „Wie könnte ich?", gab ich zurück und er lachte auf.

„Okay, du weißt, was du tun musst", meinte er und ich sah ihn verwirrt an. Er hatte ein paar Meter entfernt einen Klotz aufgestellt, auf den er eine Kartoffel gelegt hatte. „Ich habe Lust auf Bratkartoffel", fügte er noch hinzu und ich warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. Erwartete er von mir, dass ich das Ding jetzt abfackeln würde? „Komm schon, ich weiß, dass du das kannst. Ich habe es ja schon selbst erlebt", forderte mich Samuel erneut auf und ich seufzte. Das stimmte, zu leugnen, dass ich das konnte, wäre sinnlos und dämlich. „Also gut"

Ich formte meine Hände zu einem Ball, spürte, wie sich alles in mir erhitzte. Dann, ganz langsam, formten sich die ersten Flammen zu einer rot-orangenen leuchtenden Kugel. Als ich sie auf der passenden Größe hatte, hob ich den Arm und warf. Die Kugel zischte durch den Raum, erhellte alles zusätzlich für einen Moment und prallte schließlich auf den Klotz mit der Kartoffel. Samuel neben mir klatschte und ich ließ den Arm sinken.

Wir verließen gerade die Halle, als uns Arthur entgegenkam. „Hey Sam, hey Schnuggelchen. Ich habe euch gesucht, es gibt Abendessen", meinte er und ich grinste. „Danke hübscher, hätten wir ja fast vergessen", meinte ich und er grinste mich an. „Immer wieder gerne", hauchte er an mein Ohr und ich bekam natürlich sofort eine Gänsehaut. Arthur zog Samuel mit sich und ich machte mich ebenfalls auf den Weg zum Speisesaal, dann musste ich eben später duschen.

„Chloe, du siehst ja heiß aus", meinte Bonnie lachend, als ich mich neben sie auf einen der Stühle fallen ließ. „Du weißt gar nicht, was ich heute für Ängste durchlebt habe", antwortete ich und rollte mit den Augen. „Es war so schlimm?", fragte sie und ich lachte trocken auf. „Schlimm ist gar kein Wort dafür", brummte ich und warf einen ärgerlichen Blick zu dem Tisch, an dem Samuel mit Arthur und seinen anderen Freunden saß. Diesem egoistischen Kotzbrocken würde ich noch zeigen, was er mit der Nummer heute erreicht hatte.

My girlfriend is bitchin', 'cause I'm always sleeepin'

Jey, ich bin mal wieder am Start. Ich habe Ferien, was heißt, dass

ich jetzt mehr Zeit habe und schreiben werde. 

Bis bald, Luna


BrandheissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt