Kapitel 17

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Lucy Weasley P. o. V.

Frank war nun schon eine ganze Weile mit Dominique verschwunden. Na, hoffentlich entjungfräulichte er sie nicht! Das würde Tante Fleur mir ja nie verzeihen. Und ehrlich gesagt wollte ich meinen neuen besten Freund noch etwas länger behalten, da wäre es doch ziemlich schade, wenn Onkel Bill ihn erschlagen würde. Ich verbarg mein belustigtes Grinsen, indem ich einen großen Schluck von meinem Butterbier nahm. Über Frank und Dominique würde ich mir wohl kaum Sorgen machen müssen, dafür war er viel zu schüchtern und sie zu keusch. Aber ich freute mich aufrichtig für die beiden, sie schienen recht gut zueinander zu passen. Viel eher zog nun jemand anderes, jemand der viel wichtiger war und meine Hilfe mehr brauchte als sonst wer auf dieser Welt, meine Aufmerksamkeit auf sich: Alice wurde schon wieder von meinem Cousin James Sirius angegrapscht. Nachdem er seine Ravenclaw zum Kotzen gebracht hatte, war ihm plötzlich wieder aufgefallen, wie hübsch Alice doch war. Hmpf. Als ob irgendjemand so etwas vergessen könnte! Mein hungriges Herz brannte vor Schmerz, Wut und Neid. Fuck, er verdiente sie gar nicht! Alice schien etwas irritiert und unternahm einen sinnlosen Versuch, seine Hand wegzuschieben. Ich sah voller Qualen, wie er einfach weitermachte und fing fast an zu heulen. Wieso musste er meiner Alice so weh tun? Und warum konnte ich nichts dagegen tun? Ganz einfach: Sie wollte meine Hilfe nicht, da sie nicht begriff, dass sie so viel mehr als eine beste Freundin für mich war. Mein rasender Beschützerinstinkt glich dem eines männlichen Freundes, und genau das wollte ich ja für sie sein! Also, nur in weiblicher Form. Aber momentab war kaum an Freundschaft, geschweige denn an Liebe zu denken, da Alice noch immer sauer auf mich war. Meine Reaktion auf ihre Verabredung mit James war zwar nicht sehr taktvoll, jedoch mehr als angebracht gewesen. Ich meine: Es war James Sirius Potter! Was erwartete sie da? Die große Liebe? Mein Lachen klang verbittert und ein kleiner Schluchzer schlich sich hinein. Verzweifelt krallte ich mich an der Tischkante fest, um nicht auf James loszugehen. Ich hatte meine Gefühle nur sehr schlecht unter Kontrolle, wie eigentlich immer. Jetzt stellte James meine Geduld aber wirklich auf die Probe, indem er Alice ungehobelt und ohne jegliches Feingefühl an den Hintern fasste und ihr unsanft seine dreckige Zunge in den Hals steckte. Ich konnte es der Ravenclaw, die vorhin geflüchtet war, kaum verübeln, dass sie sich hatte übergeben müssen. Auch mir kam es fast hoch und ich unterdrückte mühsam ein Würgen. Wie lange würde ich das wohl noch ertragen? Es wäre das Beste, wenn ich einfach gehen würde. Den Blick anwenden und woanders hinsehen. Nicht sehr schwierig. Doch ich schaffte es nicht und starrte weiter zu Alice und James herüber, statt mich zu Entfernen ging ich sogar noch etwas näher heran. Nun konnte ich die schlabbernden Geräusche und seine Liebesschwüre jetzt ganz deutlich hören . . . Es war widerlich. Glücklicherweise wurde meine Selbstbeherrschung nicht weiter strapaziert, da nun ein gemeinsamer Kumpel von James und Frank ihm auf den Rücken klopfte und ihm murmelnd mitteilte, sie wollten draußen eine rauchen und ihn fragte, ob er nicht mitkommen wolle. Oh man, wenn er Alice jetzt alleine ließ, würde ich für nichts garantieren können! James biss sich auf die Lippe, dann beugte er sich zu ihr herunter: "Wir können ja später noch weiter machen, oder?" Ich schwöre es bei Merlins dreckigster Unterhose, ich hätte ihn in diesem Moment am liebsten erwürgt! "Wie meinst du das? Weiter machen?", wollte sie wissen und ein lallender Ton schwang in ihrer bebenden Stimme mit. Offensichtlich hatte sie auch schon ein paar Bier intus und verstand nicht so recht, warum er jetzt gehen wollte. "Naja, ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich für meinen Teil bin noch nicht ganz fertig mit dir!", lachte er dreckig, zog sie ein letztes Mal zu sich heran und küsste sie hart. Dann verschwand er. Einfach so. Und in mir stieg eine so gewaltige Wut hoch, dass ich das Gefühl hatte, fast zu platzen. Am liebsten hätte ich ihn verflucht (oder besser gleich getötet), aber ich sah, dass Alice mich jetzt dringender brauchte. Also atmete ich bewusst langsam ein und aus, dann ging ich zu ihr herüber. Sie hatte beide Arme um ihren Körper geschlungen und zitterte ganz schrecklich. Ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt und als sie mich sah, stürzte sie in meine Arme und fing an ganz bitterlich zu weinen. "Es tut mir so Leid, du hattest Recht!", flüsterte sie in mein Ohr. Mit einer beruhigenden Bewegung strich ihr über den Rücken und merkte, wie sie sich unter meiner Hand wölbte und ein angenehmer Schauer durchfuhr sie. Ich wagte es nicht, irgendetwas zu sagen und obwohl ich fürchterliches Mitleid mit ihr hatte, genoss ich diesen Moment sehr. Besorgt löste ich mich schließlich widerwillig von Alice, aber sie konnte sich kaum alleine auf den Beinen halten. Erst jetzt bemerkte ich den starken Alkoholgeruch, der aus ihrem Mund kam. Meine süße Alice hatte tatsächlich eine Fahne! Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte ich wahrscheinlich amüsiert gelacht. Na gut, wenn ich mit James Sirius Potter hätte rumknutschen müssen, hätte ich auch zum Alkohol gegriffen. Anders konnte man diesen hirnamputierten Idioten doch gar nicht ertragen. "Komm mit", sagte ich bestimmt und sanft zugleich. Sie leistete nur geringen Widerstand, ließ sich jedoch schließlich von mir mitziehen. "Wo gehen wir hin?", lallte Alice. "Ich kann jetzt nicht weg, James sucht mich doch sonst . . ." Obwohl sie undeutlich nuschelte, verstand ich jedes ihrer verletzenden Worte. Wenn James sie suchen würde, dann bestimmt nur weil seine widerwärtigen Triebe ihn dazu zwangen. Um jeden Preis würde ich verhindern, dass Alice ihre Jungfräulichkeit betrunken auf einer Halloweenparty mit Potter verlor! Ihr könnt denken was ihr wollt, aber da war nicht nur Eifersucht im Spiel. "Keine Sorge", knurrte ich deshalb mit zusammen gebissenen Zähnen. "Um deinen James kümmere ich mich schon noch. Verlass dich drauf." Alice schien beruhigt zu sein und mit großer Mühe schleppte ich sie hinunter in den Gang zum Hufflepuff-Gemeinschaftsraum, jedoch brach sie mitten im Gang zusammen. Panik stieg in mir hoch. "Alice, steh auf!", presste ich hervor. Sie machte keine Anstalten, sich zu bewegen, tatsächlich gab sie kein Lebenszeichen von sich. "Alice, sag was!", schrie ich verzweifelt und kniete neben ihr nieder. Mehrere blonde Haarsträhnen waren mir ins Gesicht gefallen, ich strich sie hektisch zurück und war den Tränen nahe. Da murmelte Alice ganz leise meinen Namen. Lucy.  Erleichterung durchströmte mich und ich schöpfte Hoffnung, dass sie weder eine Alkoholvergiftung, noch sonst irgendetwas Schlimmes hatte. Voll von neuer Kraft hob ich sie schließlich hoch und trug sie im Brautstyle die letzten Meter zur Tür. Ich kannte die Klopfkombination nicht, also hämmerte ich einfach entschlossen mit geballter Faust gegen die Tür. "Aufmachen!", brüllte ich und schlug erneut mit voller Wucht gegen das Holz. Verdammt. Ob man es glauben will oder nicht, die meisten Hufflepuffs waren richtige Feier-Biester und tanzten unten wahrscheinlich noch wild herum. Die jüngeren Schüler waren vermutlich auf Anordnung der Lehrer längst im Bett und ich hatte die Zuversicht schon fast verloren, als die Tür kraftvoll aufschwang. Meine Cousine Dominique stand vor mir. Ich mochte sie ja eigentlich ganz gerne, vielleicht versteckte sie sich etwas zu oft hinter ihren dicken Büchern, aber unser Verhältnis war momentan nicht das Beste. Sie war vermutlich sauer, weil ich zur Zeit so oft mit Alice ohne sie rumhing und jetzt auch noch eng mit Frank befreundet war, daher fiel ihre Begrüßung entsprechend kühl aus. "Was willst du denn hier?", fragte sie skeptisch und verschränkte die Arme. Ich war ja erst mal ganz froh, dass sie nicht irgendwo mit Frank rummachte und ich die beiden richtig eingeschätzt hatte. Dann fiel ihr Blick auf Alice in meinen Armen und der kalte Ausdruck in ihren grauen Augen verschwand sogleich. "Bei Merlins Bart, was ist passiert?", wollte sie bestürzt wissen. "Keine Zeit für Fragen!", keuchte ich, da Alice gerade etwas zu schwer für mich wurde. Von Dominiques Schüchternheit mochte man halten, was man wollte, aber ich konnte nicht bestreiten, dass sie im Ernstfall mehr als angemessen reagierte. Entschlossen packte sie Alices Beine, während ich ihren Oberkörper trug. Zusammen transportierten wir sie ächzend und stöhnend in ihren Schlafsaal, wo wir sie etwas unsanft auf ihr Bett fallen ließen. "Ich hole Wasser!", meinte Nikki und eilte ohne eine Antwort abzuwarten los. "Ähm", machte ich nur verwirrt und eine Sekunde später stand meine Cousine wieder mit hochrotem Kopf vor mir. "Voll vergessen", murmelte sie, zog ihren Zauberstab, hielt ihn auf Alices Gesicht und murmelte sanft: "Aguamenti!" Ein leichter Strahl mit kaltem Wasser landete auf Alices Wangen und sie riss die Augen für einen Moment auf. Wir brachten sie schnell mit vereinten Kräften in die stabile Seitenlage und ich prüfte ihre Atmung. Sie ging regelmäßig. Erleichtert ließen Nikki und ich uns zurückfallen, doch dann sprang meine Cousine auf: "Geh jetzt besser, du dürftest als Gryffindor gar nicht hier drin sein!", Panik schwang in ihrer Stimme mit. Widerwillig musste ich mir eingestehen, dass sie Recht hatte. Voller Wehmut sah ich hinüber zu Alice. Wie gerne hätte ich ihr über die Wange gestreichelt oder sie einfach nur im Aem gehalten . . . "Nun geh schon!", forderte Nikki mich erneut hektisch auf. "Sie wird sich morgen bei dir bedanken, aber jetzt GEH! Sonst bekommen wir mächtig Ärger!" Typisch Hufflepuff! Regeln brechen kam natürlich gar nicht in Frage. Doch ich sollte mich wohl tatsächlich besser beeilen, was wir hier taten, war mehr als verboten. So warf ich einen letzten sehnsuchtsvollen Blick zu Alice und ließ mich dann von einer panischen Dominique zur Tür begleiten.

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