Molly P. o. V.
Lucys Schluchzer ebbten nach und nach ab, bis sie schließlich ganz verstummten. Ich ließ meine Hand auf ihrem blonden Wuschelkopf ruhen, so wie früher, wenn wir vor dem Fernseher eingeschlafen waren. Dad war immer ganz aus dem Häuschen gewesen von dem Muggelgerät, das Mum in unseren Haushalt gebracht hatte.
Früher oder später war Lucy immer in meinem Arm eingeschlafen, dann hatte Dad sie nach oben getragen. Heimlich, wenn ich auch schon längst hätte schlafen sollen, war ich in Lucys Zimmer geschlichen und hatte mich zu ihr ins Bett gelegt. Es war ein schönes Gefühl gewesen, wenn man nur ihren gleichmäßigen Atem hören konnte und ich auf sie aufgepasst hatte, ich hatte gefühlt die ganze Nacht über meine kleine Schwester gewacht.
Dieses Gefühl der Geborgenheit, der geschwisterlichen Vertrautheit, es war über die Jahre verloren gegangen, doch jetzt - jetzt war es wieder da.
Die Andeutung eines Lächelns schlich sich auf mein Gesicht.
Ich weiß nicht genau, was es war, was mich dazu verleitet hat mich neben Lucy zu setzen. Als ich sie auf der Treppe hatten hocken sehen - weinend, verzweifelt, in sich zusammen gesunken - hatte sich etwas in mir losgelöst. Eine Art schwesterlicher Beschützerinstinkt.
Die jahrelange Last der Verbitterung und des Zorns war von mir abgefallen, ich wollte nicht länger sauer auf sie sein, wollte nicht länger im Streit mit ihr stehen.
Das führte doch zu nichts.
Was ich wollte, war Frieden.
Lucy hob den Kopf, ihre grünen Augen waren ganz rot vom weinen. Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Ich fragte nicht, was passiert war. Sie würde es mir von alleine erzählen, wenn sie bereit dazu war.
Ich drückte sie ganz fest, mein Kinn auf ihren Kopf gestützt.
Meine kleine Schwester wartete, bis alle Schüler in der Großen Halle verschwunden waren. Dann richtete sie sich langsam auf. Ich hielt ihre zitternden Hände in meinen, strich ihr beruhigend über die eiskalten Finger. Ihre Knie berührten meine, ihre löchrige, schwarze Hose bildete einen so großen Unterschied zu meiner hellblauen, vorbildlich gebügelten Hose.
Beide so verschieden, wie aus anderen Welten.
Und trotzdem beides Hosen.
"Ich bin lesbisch." Lucys Lippen bebten, als sie die drei Worte aussprach. Ehe ich etwas dazu sagen konnte, fuhr sie fort: "Aber das ist nicht das Problem. Ich mag Alice. Wirklich, ich mag sie sehr. Zu sehr, um wahr zu sein, sie ist so viel mehr als nur eine beste Freundin für mich."
Erst kam dieses Geständnis stockend, aber mit jedem Wort schien ihr das Sprechen leichter zu fallen.
Ich war, ehrlich gesagt, kaum überrascht, dass Lucy auf Frauen stand. Wenn ich ganz tief in mich ging, dann hatte ich es doch schon immer gewusst. Nicht wirklich, eher so unterbewusst. Meine kleine Schwester war eben schon immer besonders gewesen, schon immer etwas anders als der Rest. Als große Schwester merkt man so etwas.
Ich spürte, dass das noch nicht alles war, deshalb schwieg ich und drückte Lucys Hand nur noch fester.
"Aber Alice", schniefte sie, "steht nicht auf mich. Nein." Sie feixte verbittert. Man könnte meinen, sie war einfach nur zornig. Aber was mir noch viel deutlicher ins Gesicht sprang, war ihre Trauer. Ich sah, dass Lucy schwer verletzt war und es mit ihrer Mimik überspielen wollte, doch eine Träne löste sich trotzdem aus ihrem Augenwinkel.
Ich hätte sie gerne weggewischt, doch ich wollte Lucy nicht beim reden unterbrechen.
"Sie will was von James."
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Smells Like Teen Spirit
FanfictionRose Weasley wurde gerade frisch zur Vertrauensschülerin ernannt, muss zu ihrem Ärger aber mit Scorpius Malfoy zusammen arbeiten. Die beiden können sich gar nicht leiden, ganz anders ist es bei Victoire Weasley und Teddy Lupin. Roxanne Weasley er...