PoV Felix
Nur leichtgläubig sah ich der kleinen Dame in die silbernen Augen. Ich war gemischt. Ich fühlte mich auf einmal ganz anders. War sie es? War das die Lina, die ich so sehr vermisste? Meine Freude, diese freudige, angenehme Anspannung die Liebe meines Lebens endlich nach den Jahren wieder zu sehen, bestand noch. Dennoch mischte sich immer mehr Verwirrung ein. Nein, das war sie nicht. Oder? Das war nicht die Lina, die ich kannte. Nicht die Lina, die ich liebte. Es erschien mir doch so absurd. Diese silbernen Augen erschienen mir auf einmal so kühl, so verletzt. Als hätte sie aufgegeben. An allem. War dies, warum sie ging? Ihr Haar, welches unruhig in dem Wind wehte war nun blond. Es war dünn, kaputt und nicht mehr das helle braun, welches ich so liebte. Dann bemerkte ich ihren gebrochenen Blick, der auf mir lag. Hatte ich schon jetzt etwas falsch gemacht? »He... Hey, Lina.«, wisperte ich schon fast und versuchte gelassen zu lächeln. Dann legte ich vorsichtig eine Hand an ihren Nacken, die andere zwischen ihre Schulterblätter. Dann bewegte ich mich ganz behutsam nach vorne und meine Arme legten sich um den kleinen Körper, der vor mir stand. Ich atmete tief ein und legte meinen Kopf auf ihrem ab. Nun legte auch Lina vorsichtig ihre Arme um mein Kreuz und ich zog sie näher an mich ran.
Ich konnte es nicht fassen, dass wir uns einfach so lange nicht sahen, so lange gar keinen Kontakt mit einander hatten. Ich musste nun stark sein, da auch Lina unter mir zu zittern erscheint, als würde sie weinen wollen. Nochmals drückte ich sie an mich und brachte nur ein »Shh...« raus. Lina hingegen sagte einfach nur: »Ich hab dich vermisst, Idiot.« Es erfüllte mich, wie sie mich immer noch Idiot nannte. Ja, ich war ihr Idiot. Ihr Idiot, nur ihrer und das seitdem wir uns kannten. Vorsichtig lösten wir uns voneinander und sahen uns in die Augen. Nun wagte sie es doch zu lächeln, obwohl sie Tränen in den Augen trug, obwohl eine jetzt doch die Wange runter rollte. Trotzdem lächelte sie und ich wischte einfach aus Gewohnheit die Träne weg. »Hey, lang nicht gesehen. Also. Wie wär's? Wir gehen zu dir?«, fragte ich um nun die Stille endlich zu durchbrechen. Doch Lina nickte nur, hielt mir den Kaffee hin, murmelte »Ist noch heiß.« und ließ die Stille wieder regieren. Musste sie nun so sturköpfig sein? Musste sie so still sein? Ich meine, sturköpfig war sie nun immer, aber nie war sie still. Sie war ein Fluss, ein Wasserfall was das Reden anging. Kurz senkte ich enttäuscht den Kopf und hob ihn wieder, als ich den Becher annahm, wir ohne Worte einfach zur U-Bahn gingen und zu Lina fuhren.
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Holding on to you
Short StoryLina lebt ein alltägliches, normales Leben. Sie studiert zusammen mit ihrer besten Freundin in Münster und genießt endlich ihr eigenes Leben, auch wenn dieses sehr introverteirt gestaltet ist. Eines Abends erreicht Lina eine Nachricht von ihrem best...