Tote Stadt, Warmer Empfang

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PoV Felix

Sie stand einfach vor mir, ganz nah. Ich spürte ihre Hände leicht beben und ihr Herz hämmerte so stark gegen ihren Brustkorb. Wir verweilten ein paar Minuten in dieser Position bis sie sich nur leicht von mir drückte. »Wir müssen aussteigen.«, sagte Lina leise und sah wieder in meine Augen. Schnell nickte ich. Dann stiegen wir aus, der kalte Windzug erfasste uns direkt. »Müssen wir weit laufen?«, fragte ich und sie schüttelte ihren Kopf. Wir liefen los und ich sah mich in dieser halbtoten Stadt um. Altena ist hiergegen nicht viel besser, jedoch hatte ich mehr erwartet, viel mehr. Irgendwann hatte ich doch nur noch Augen für Lina. Ich musterte wieder diese blondgebleichten Haare. Sie wirkten so kalt. Sie wirkte kalt. Ich sah es doch in ihren Augen, dieser altbekannte, warme Blick, den sie mir auch heute schenkte. Und dann diese kühle Fassade aus Eis. Wieso war ich nicht für sie da? Wieso sorgte ich mich um mein Mädchen? Ich brauchte sie doch. Ich brauchte Lina, die alte Lina in die ich mich verliebte und die immer noch liebte. Und vor allem brauchte sie mich.

Sie blieb stehen, kramte ihren Schlüsselbund aus der Jacke, die sie sich in Lüdenscheid kaufte. Sie trug die Jacke wirklich, die ich so mochte. Ein kleines Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht und auf ein Mal erschien diese Kälte viel erträglicher zu sein. Ein kleines Ticken gab mir zu wissen, dass Lina die Tür öffnete und wir stiegen die Treppen zu ihrer WG hoch. Irgendwann kamen wir im fünften Stock an und Melissa öffnete die Tür. Sie begann zu grinsen, als sie mich sah, fiel mir um den Hals und quietschte leise. »Feliiiiix! Ich hab dich so vermisst!«, quiekte sie froh. Ich umarmte sie nur leicht. »Ja, ich hab dich auch vermisst, Mell.«, meinte ich eher neutral. Dann hatte ich auf einmal ein ungutes Gefühl. Ich freute mich über diesen warmen Empfang, doch wieso musste er von Melissa sein? Wieso war Lina nicht so? Ich sah zu Lina, sie starrte auf den Boden. Konnte uns nicht mal ansehen. Sie ging einfach in die Wohnung rein, ging in das Zimmer rechts. Man hörte nur die Tür ins Schloss fallen und den Schlüssel im Schloss drehen. Was war nur jetzt mit ihr los?

Holding on to youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt