Reue

4 1 0
                                    

PoV Lina

Immer wieder sah ich ihn an, wie er da in der U-Bahn stand, sich gelassen an der Haltestange hielt und regelmäßig am Kaffee nippte. Er änderte sich vom Äußeren wirklich kaum. Er war einfach derselbe, immer noch den Pony hochgegelt, nun, zumindest sparte er etwas am Gel. Ich nahm einen Schluck von meinem Tee, spürte wie diese noch lauwarme Flüssigkeit mir den Hals runter lief und mich wärmte. Draußen war es ganz kalt und windig. Zumindest regnete es nicht mehr, wie die letzten Tage. Ich mochte dieses Wetter am Ende des Winters einfach noch nie. Wieder musterte ich Felix. Immer noch war er einen ganzen Kopf größer als ich. Dabei holte mich die Vergangenheit direkt wieder ein, denn er nannte mich schon immer ›meine Kleine‹. Und dann dachte ich daran, wie ich ihn verließ.

Das war kurz vor Semesterbeginn. Melissa und ich waren mit Felix und Luca, seinem besten Freund, in Lüdenscheid und shoppen. Oftmals gab mir Felix was aus, ich wollte einfach neue Kleidung für das Studium haben. Später am Abend kam ich heim, auf dem Schreibtisch lag der Brief von der Uni, der alles veränderte. Ich wurde angenommen, Melissa erhielt ihren Brief zwei Tage zuvor. Am selben Abend rief ich Melissa an um von meinen Plänen zu erzählen. Einen Neustart wagen, ein neues Leben in Münster. Einfach alles hier in Dortmund hinter mir zu lassen. Meine Freunde, meine Vergangenheit, einfach mein ganzes Leben. Nur sie sollte bleiben. Ich habe sie zu lange gekannt und ich habe sie einfach gebraucht. Natürlich war Melissa nicht sehr begeistert, doch was sollte sie tun? Was sollte sie machen? Sie ließ mich tun was ich anstrebte. Sie meinte oft, dass es nicht richtig war, wie ich es tat. Doch ich, ich ließ mich nicht beirren. Wieso ich Felix, meinen besten Freund, auf ein Mal aus meinem Leben löschte? Ich wusste es nicht. War es die Angst, immer wieder zurückgerissen zu werden, wie jetzt? Es schien doch alles gut zu sein, wieso war es denn jetzt nicht auch so?

Ich brauchte es grade so stark. Ein Blick in Felix Augen sagte alles aus. Mein Blick schrie förmlich »Es tut mir doch so leid, dich so lange ignoriert zu haben, ich brauchte dich doch und gehe nicht fort. Bitte, sei einfach nicht böse auf mich.« und meine Augen füllten sich erneut mit Tränen. Felix lächelte traurig, zog mich nur vorsichtig in seine Arme. Und als hätte es nichts gedauert, fand ich mich in seinen Armen wieder. Müde lehnte sich mein Kopf gegen seine Brust. Meine schweren Arme hoben sich nur langsam und legten sich um sein Kreuz. Seine warmen Hände legten sich auf meine Schultern, spielten etwas mit meinen Haaren und drückten mich dennoch etwas an sich. Sei tiefe Stimme murmelte mir nun in den Haaransatz: »Es ist schön, dass ich dich wieder habe, meine Kleine.«

Holding on to youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt