Hogwarts. Ich würde nach Hogwarts kommen. Die vier Männer damals waren Auroren, die darauf angesetzt waren, meinen Dad und Rockwood zu finden. Jetzt saßen die beiden in Askaban und ich würde nach Hogwarts kommen. Zumindest nach den Ferien. Weihnachten war jetzt eine Woche her. Frohes neues Jahr. Yeai. 1976. Man spürt meine Begeisterung richtig, nicht wahr? Früher hab ich immer verzauberte Raketen in die Nacht steigen lassen. Mit meinem besten Freund. Der mich verlassen hat. Der einfach den Kontakt abgebrochen hat, als ich ihn am meisten gebraucht hab. Der mich vergessen hat. Der nie auf meine Briefe geantwortet hat. Der, auf den ich eine Mordswut hab. Ja, seit 5 Jahren hatte ich eigentlich nie gelacht. Seit 5 Jahren hatte ich nie wieder richtig Spaß. Seit 5 Jahren trauerte ich diesem Arsch hinterher und bald würde ich ihn wiedersehen. Übermorgen ging die Schule los. Übermorgen würde ich in ein Haus eingeteilt werden. Übermorgen würde ich sehen, wie er reagierte, wenn er mich sah. Übermorgen würde sich mein Leben ändern.
Heute ist Übermorgen. Nun ja, besser gesagt, heute komme ich nach Hogwarts. Jetzt stand ich hier, am Gleis 9 ¾ und sah auf den Hogwarts-Express. Die scharlachrote Dampflock war von Rauch umgeben. Früher war es mein Kindheitstraum, sie zu sehen und zu wissen, dass ich mit ihr nach Hogwarts fahren würde. Ich seufzte kurz und stieg dann ein. In einem leeren Abteil ließ ich mich auf einen Fensterplatz fallen. Jetzt ging es los. Jetzt würde mein Leben verändert werden. Und zwar von Grund an. Doch ich war nicht nervös. Zumindest sah man es nicht. Ich hatte seit Jahren kaum noch Gefühle nach Außen hingezeigt. Genauer gesagt, seit 5 Jahren. Bis jetzt ist zwar kein Tag vergangen, an dem ich nicht an ihn gedacht habe, aber in letzter Zeit dachte ich dauernd an ihn. Kein Wunder, ich würde ihn in ein paar Stunden wieder sehen. Die Zugfahrt über blieb ich alleine im Abteil und hing meinen Gedanken über ihn nach. Wir saßen immer in meinem Zimmer und schwärmten über Hogwarts. Wir sagten uns, dass wir niemals so werden würden, wie unsere Familien, dass wir immer nett zu Muggeln sein würden und so weiter. Wir sind zusammen nachts abgehauen, um zu fliegen oder um im Wald zu spielen. Die Erwachsenen hatten sich aber nie gewundert, warum wir am nächsten Tag müde waren. Um uns hatte man sich nie gekümmert. Mehr noch um mich, weil Dad die Hoffnung nie aufgegeben hatte, doch eine Todesserin aus mir zu machen. Sonst waren wir die Schande der Familie. Dann, am 1. September 1971 kam er nach Hogwarts. Ich nicht. Ich musste daheim bleiben, um dort zu Unterrichtet werden. Gleich am Abend schrieb ich ihm einen Brief, wie Hogwarts denn sei und in welchem Haus er sei. Eine Antwort hab ich nie erhalten. Der nächste Brief war zu seinem Geburtstag, wieder ohne Antwort. Dabei war ich stundenlang durch Läden geschlichen, bis ich ein Geschenk hatte, was meinen Ansprüchen entsprach. Ein Zauber, wie man Dinge so verzaubern kann, dass sie einen bestimmten Ort zeigen und auch jede Person in diesem Ort und wohin sie geht. Ich hatte ihn in einem alten Buch gefunden und das Buch schickte ich ihm gleich mit. Dann kam Weihnachten. Weihnachten lief immer so ab, dass lauter Familien zu Besuch kamen, aber keine Geschenke vergeben wurden. Er war immer der einzige gewesen, der mir etwas geschenkt hatte. Und er war der einzige gewesen, dem ich etwas geschenkt hatte. Doch an diesem Weihnachten kam er nicht mit seiner Familie zu Besuch. Seine Eltern und sein Bruder kamen. Auf ihn wartete ich vergeblich. Sein Bruder sagte mir dann, dass ich ihn vergessen sollte. Dass ich mit den Briefen aufhören sollte. Dass wir in zwei verschiedenen Welten leben und jeder seine Welt selbst leben sollte. Das war der Tag, an dem ich zusammenbrach. Der Tag, ab dem ich nie wieder richtig gelacht hatte. Die einzige Person, die ich liebte, hatte mich verlassen und wollte mich nie wieder sehen. Doch gleichzeitig hatte es mich stark gemacht. Ich hatte gelernt, keine Gefühle mehr zu zeigen und immer eine Maske zu tragen. Ich hatte bildlich gesehen einen ganzen Schrank voll Masken. Die fröhliche Maske, die traurige Maske, die eiskalte Maske, die genervte Maske, die überdrehte Maske, die verrückte Maske und so weiter. Alles dank ihm. Er hatte mich hinter ein Schutzschild gesteckt. Ein Schutzschild, hinter dem mich niemand angreifen konnte, hinter dem mich niemand erreichen konnte. Doch er hatte dies nicht gemacht um mich zu schützen. Man müsste es sich so vorstellen, dass ich ein Gegenstand wäre. Ein wertvoller, versteht sich. Ich war sein Lieblingsspielzeug und er hatte alles mit mir gemacht. Immer war ich dabei und wir hatten viel Spaß zusammen. Dann hat er mich kaputt gemacht. Weil er mich nicht wegwerfen wollte, hat er mich in einen Tresor gesperrt. Ein Tresor, wo nur ich drin war und wo niemand die Kombination kannte. Bis auf ihn. Dann hat er mich nie wieder auch nur angesehen und hat mich vergessen. So war ich. Allein. Vergessen. Nur ein Spielzeug, das langweilig geworden war. Und doch hasste ich ihn nicht. Nein, ich liebte ihn immer noch. Er war der einzige Mensch, der je erfahren hat, wer ich wirklich war. Er war mein Seelenverwandter und mein bester Freund. Und doch hatte er mich vergessen. Und ich Idiot war nicht einmal böse auf ihn. Das heißt, er würde das erste Mal in Genuss meiner Masken kommen.
Die Abteiltür ging auf und ein gelangweilt aussehender Junge stand darin. „Zieh dich um, wir sind gleich da!", meinte er, ohne mich anzusehen, dann ging er weiter zum nächsten Abteil. Ich stand auf und kramte in meinem Koffer, bis ich die Schuluniform gefunden hatte und mich umzog. Ich wusste, dass die Koffer im Zug gelassen werden mussten, da man sie dann ins Schloss bringen würde, also trat ich nur mit meinem Zauberstab im Stiefel auf den Gang hinaus. Maske: Eiskalt. Manche Schüler drehten sich zu mir um, doch ich reagierte nicht. Ich ging schnurstracks den Gang entlang, bis zu einer der Türen. Der Zug hielt ruckelnd und mehrere Schüler stolperten. Ich nicht. Die Tür ging auf und ich trat auf den Bahnsteig. „Miss Goodale? Sie kommen mit mir!", sagte eine streng aussehende, junge Frau, die plötzlich vor mir stand. Ich nickte knapp und folgte ihr dann. Sie führte mich einen Weg entlang, bis vor ein großes Tor. Wir gingen hindurch und weiter, bis zu einer großen Tür. Die Eingangstür von Hogwarts. Hogwarts war ein berauschender Anblick! Vor allem, wenn es sich wie jetzt durch die Lichter in den Fenstern etwas vom Nachthimmel abhob. Wir durchquerten die Eingangshalle, bis wir vor einer weiteren großen Tür hielten. Von drinnen tönte uns Gelächter und redende Schüler entgegen. Die Frau stieß die Tür auf und sofort verstummten alle. Ich scannte die Tische ab. Ein paar bekannte Gesichter entdeckte ich, aber es waren keine beliebten Gesichter. Narzissa Black zum Beispiel. Eine hochnäsige Zicke die sich alles darauf einbildete mit dem noch viel arroganteren Lucius Malfoy verlobt zu sein. Malfoy hatte letztes Jahr seinen Abschluss gemacht, was heißt, dass ich mich nicht mit ihm herumschlagen musste. Die Frau führte mich durch die Tischreihen nach vorne. Alle Blicke waren auf mich gerichtet, als wir vorm Lehrertisch hielten und Dumbeldore sich erhob. „Liebe Schüler! Wie ihr seht, haben wir einen Neuzugang! Ihr Na- Was ist denn, Mr Black?", rief er und ich sah den Jungen an, der sich erhoben hatte. Regulus Black. Allerdings sah er nicht mich an. Sein Blick war auf einen Jungen am Tisch am anderen Ende der Halle gerichtet. „Erkennst du sie nicht, Sirius?", rief er ihm zu. Sirius Black. Die einzige Person, die mich je richtig gekannt hatte, hatte mich vergessen und jetzt erkennt sie mich nicht einmal mehr. Ein ironisches Lächeln huschte kurz über mein Gesicht. Seine Augen weiteten sich. Alle Blicke huschten zwischen uns hin und her. „Hallo, Sirius!"
DU LIEST GERADE
Remember Me (Harry Potter FF- Rumtreiberzeit)
FanfictionMeine Familie. Meine Mutter seit 13 jahren tot, mein Vater ein von Voldemorts Ansichtsweise besessener Zauberer und ich, die das alles gar nicht will und das auch zeigt, aber oft auf liebes Mädchen macht, um den Qualen zu entgehen. Ich wurde vor 5 J...