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Ich richtete den Kragen meines Hemdes und betätigte die Klingel. Zugegeben ich war nervös. Ich atmete tief ein und aus bevor die Tür geöffnet wurde und Sila vor mir stand. Ihre langen Haare zu großen Locken frisiert, ihr zierlicher Körper in einem engen Jumpsuit und die hellen Augen dezent geschminkt. Sie wirkte nervöser als ich, lächelnd trat ich ein und erblickte den Vater.

"Hosgeldin (Herzlich willkommen)", lächelte er und musterte mich an. Ich lächelte freundlich, küsste die Hand und übergab die Blumen Sila.
"Nasilsiniz? (Wie geht es Ihnen?)", fragte ich und setze mich gegenüber ihm. Er lächelte "Sagolasin, iyiyim (Gut, danke)".
"Milan?", fragte er worauf ich nickte und den intensiven Blickkontakt nicht abbrach.
"Ich heisse Salih Aktürk". Es war verdammt unangenehm. Ich lernte den Vater von meiner Freundin kennen, die ich ebenfalls nicht kannte.

"Du liebst also meine Tochter?", fragte er und ließ mich räuspern. Ich schluckte schwer "Ja", sagte ich letztendlich und schielte zur Türe wo Sila aufgeregt hin und her zappelte.
"Wie lange?", fragte er nun und ich blickte wieder in seine Augen. "Zwei Wochen, um genau zu sein habe ich mich im ersten Moment in sie verliebt also fünf", sagte ich und versuchte so realistisch wie möglich zu sein.
Er schwieg. Musterte mich erneut an und lächelte herzlich.
"Als was arbeitest du Milan?", fragte er nun. "Ich bin Soldat", antwortete ich. Seine Augen wurden groß und sein Lächeln voller stolz.
"Wirklich? Respekt mein Junge", sagte er und klopfte auf meine Schulter.
"Es ist schwer nicht wahr?", fragte er nun und ließ mich langsam nicken.
"Wir wollen das beste für unser Land", lächelte ich. Er nickte hastig und lächelte.
"Sila, kizim (meine Tochter). Cayi getiriyormusun? (Bringst du uns das Tee?)", fragte er worauf ich aus meinem Augenwinkel sehen konnte wie sie schnell hinter dem Türrahmen in die Küche verschwand. Schmunzelnd strich ich über meine schwarze Jeans.

"Sie haben eine sehr anständige Tochter Salih Amca", sagte ich und konnte ihn stolz Lächeln sehen. "Ja, so ist meine Prinzessin".
"Meine Frau ist heute nicht zu Hause, aber du musst uns auf jeden Fall noch einmal besuchen wenn sie da ist", grinste er nun und ließ mich an meiner eigenen Spucke verschlucken.
"Klar", murmelte ich und lächelte schwach.
Ich erblickte wie Sila aufgeregt das Tablett in ihren Händen balancierte und uns die Gläser vorstellte, sie blickte nervös in meine Augen worauf ich sie aufmunternd anlächelte.
"Setzt dich zu uns", sagte ihr Vater wodurch sie sich gegenüber mir setzte und ihre Füße auf und ab Wippen ließ.
"Ich habe mit Milan geredet, er ist ein guter Junge", sagte er und ließ mich lächelnd zu ihm blicken. "Versprichst du mir das du meiner Tochter auch ja nicht schmerzen hinzufügen wirst?", erhob er eine Augenbraue. Ich nickte hastig und wollte so schnell wie möglich weg aus diesem Haus. Leute anzulügen war nichts sehr meine Lieblings Beschäftigung.

"Ich hoffe sehr das ihr glücklich weiterhin bis zur Ehe sein werdet", sagte er nun und ließ mich meine Augen für ein Moment schließen.
Würde er nur wissen, das ich momentan in einer Ehe war. "Ich danke Ihnen", lächelte ich.
Sila blickte nun zu mir und kaute auf ihrer vollen Unterlippe herum.
"Wir habt ihr euch denn kennengelernt?", fragte er nun. Sila und ich blickten uns schlagartig in die Augen und erinnerten uns an die Abmachung.
"Durch Freunde", antworteten wir gleichzeitig und schmunzelten darauf.
Ihr Vater lachte und trennte somit unseren Blickkontakt.

Wir redeten noch eine Weile bis ich mich von Ihnen bedankte und verabschiedete. "Bis zum nächsten mal mit meiner Frau", sagte er zu mir und umarmte mich hastig. "Bestimmt, hat mich sehr gefreut Salih Amca", sagte ich lächelnd und wendete mich von Ihnen zu meinem Wagen.
Sila lächelte dankend und winkte mir zu, bevor ich in mein Wagen stieg und wegfuhr.
Um mich von einer scheisse zu befreien, ritt ich mich in die andere. Seufzend ging ich durch meine Haare und fuhr Vollgas nach Hause.

"Kommst du von deiner Freundin?", grinste Selin und strich über mein Hemd. Ich seufzte genervt und schubste sie zur Seite.
"Nerv nicht", zischte ich und setzte mich an den Tisch. Sie zischte ebenfalls und reichte mir das Nutellaglas rüber, völlig in Gedanken versunken schmierte ich mir Nutella auf mein Brot.
"Ist etwas passiert?", meine Schwester rüttelte mich wach. Ich blickte nun in ihre Augen und zuckte mit meinen Schultern. Sollte ich ihr alles erzählen? Es musste raus, doch würde es eine gute Idee sein?
"Nein", ich Entscheid mich dagegen und biss von meinem Brot ab.
"Alles in Ordnung Ayi (Bär)", murmelte ich mit vollem Mund. Sie zog ihre Augenbrauen zusammen und schlug mir auf mein Oberarm, grinsend nahm ich sie in meine Arme und wirbelte ihre Haare um meine Finger.
"Hör auf!", schrie sie und entzog sich von mir. Seufzend strich sie ihre Haare glatt und fauchte mich an "Hexe", gab ich von mir und biss ein weiteres Mal ab.
"Idiot", zischte sie und eilte lachend aus der Küche.

"Mein Vater hat es abgekauft. Ich weiß nicht ob ich glücklich oder traurig sein soll", hörte ich Sila seufzen. Ich schmunzelte und schüttelte mein Kopf "Ich hab in kürzester Zeit so viele Lügen von mir gegeben. Das ist der Wahnsinn". Es kam eine Zeit lang nichts.
"Milan?", fragte sie nun durch den Hörer.
"Danke", atmete sie leise aus. Ich lächelte schief und strich durch meine Haare "Ich danke dir, jetzt wird es definitiv mit der Scheidung klappen".
"Ich weiß nicht ob wir das richtige machen", seufzte sie. "Wer macht heutzutage denn das richtige?", stellte ich eine Gegenfrage. Sie murmelte etwas um sich, welches ich jedoch nicht verstand und mir auch keine Mühe machte nachzufragen. Ich stellte mich vor mein Spiegel, strich mein Shirt glatt und schlüpfte in meine Chucks.
"Treffen wir uns?", zerstörte sie nun die Stille. Ich war etwas verwundert, dass sie so direkt nach ein Treffen fragte überraschte mich. "Ich möchte nicht alleine mit meinen Schuldgefühlen in meinem Zimmer ersticken, aber wenn du besseres zutun hast kein Problem", murmelte sie nun.
"Nein nein. Soll ich dich abholen?", fragte ich. "Treffen wir uns einfach am Park", antwortete sie mir und legte mit einem einfachen "Bis gleich", auf.

Ich stieg aus meinem Wagen und erblickte Sila, welche auf der Bank saß und bedrückt in die Ferne blickte. Mit langsamen Bewegungen setzte ich mich neben sie, zog einen tiefen Atemzug und bekam somit ihre Aufmerksamkeit "Oh, hey", lächelte sie schief und blickte mir tief in die Augen.
"Wie geht es dir?", fragte ich. Sie schmunzelte "Soll ich gut sagen, somit wären wir beide von einer Predigt verschont". Ich lachte leise und schüttelte mein Kopf "Sprich dich aus Sila, ich höre dir gerne zu".
"Ich wollte es gar nicht erwähnen, doch es bedrückt mich und meiner besten Freundin wäre es im Moment kompliziert zu erklären", sie seufzte doch fuhr fort "Ich habe deine Bitte angenommen, weil ich sie genauso gebraucht hatte. Mein Grundschulfreund ist aufgetaucht und war bereit mich besser kennenlernen zu wollen, vielleicht auch zu heiraten? Ich weiß nicht. Ich war dazu nicht bereit, es sind Jahre her als ich ihn das letzte mal gesehen hatte", sie spielte nervös mit ihren Fingern.
"Dieser Lösungsweg ist nicht der beste, aber meinem Vater bei seiner positiven Einstellung Nein zu sagen kam mir dreist vor", nun blickte sie mir wieder in die Augen.
"Es muss dich nicht bedrücken, dein Vater würde es auch ohne diesen Weg verstehen da bin ich mir ganz sicher. Er ist ein netter und fürsorglicher Vater, genau wie du eine fürsorgliche Tochter bist", sprach ich und lächelte sie herzlich an. Ihre Mundwinkel zogen sich in die Höhe, ihre Augen strahlen mich an.
"Du bist ein verdammt guter Mensch Milan", murmelte sie. Ich leckte über meine Lippen und schüttelte langsam mein Kopf "Gute Taten beschreiben nicht den Charakter eines Menschen".
Sie zog ihre Augenbrauen zusammen "Das wird immer philosophischer". Ich lachte auf und nickte "Hören wir lieber auf".

"Ich hab hunger, hast du hunger?", fragte ich und unterbrach die angenehme Stille zwischen uns. Sie nickte und grinste darauf "Taco Bell?". Ich nickte lachend und bewegte mich auf mein Wagen zu, somit fuhren wir mit zwei Autos zu Taco Bell und bestellten uns unser Essen.
"Darf ich dich etwas fragen?", sagte Sila und nippte darauf an ihrer Fanta. Ich erhob meine Augenbraue und wartete somit auf ihre kommende Frage.
"Bist über die hinweg?", murmelte sie und schüttelte schlagartig ihren Kopf "Dumme, dumme Frage", sie biss sich auf die Unterlippe. Ich schwieg eine Weile, nicht einmal ich wusste die Antwort auf diese Frage. War ich hinweg über sie?
"Denke schon", meine Stimme hallte kalt an den Wänden des Restaurants ab.
Nein das war ich noch nicht.

Hey Leute!
Wie findet ihr mein neues Kapitel? Was denkt ihr wird in den weiteren auf euch zukommen? Ich freue mich riesig auf Meinungen und Votes! Danke.

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