• nine •

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| Cagla |

"Es war nicht so abgemacht Cagla!", schrie er nun und zog seine dünnen Augenbrauen zusammen. "Ich konnte es nicht Ilyas. Wie sollte ich es ihm gleich erzählen? Er war doch erst zurück", murmelte ich.

"Du bist mit ihm verheiratet", schrie er und stand auf. "Du nutzt uns beide aus", fügte er hinzu.
"Ilyas ich liebe dich", wiederholte ich mich immer wieder und lief auf ihn zu.
"Für dich habe ich mein besten Freund belogen, habe ihn aufgegeben mit dir weiter zu leben. Dann erfahre ich das du mit ihm doch heiratest", sprach er gereizt.
"Verpiss dich Calga", schrie er und hielt mich davon ab ihn küssen zu wollen.
"Verpiss dich zu deinem Mann", knurrte er und schubste mich vor die Türe.
Schluchzend glitt ich die Wand herunter. Ich liebte doch Ilyas. Für ihn hatte ich mich in diese scheisse geritten.
Ich zuckte auf als mein Handy klingelte, Ferhat rief mich an.
"Komm zu Milan", sprach er knapp und legte auf. Verwirrt lief ich auf mein Wagen zu und fuhr zu Milan. Er sah kaputt aus, er hatte keine Kraft mehr. Ich hatte ihn nie zuvor so gesehen gehabt. Schuldgefühle machten sich in meinem Körper breit. Ich entschuldigte mich bei ihm und versuchte alles gerade zu biegen.

"Wir werden uns bald scheiden", erhöhte sich seine Stimme. Meine Aufmerksamkeit hatte er. Mir fiel ein, dass Ilyas mich nicht mehr akzeptierte. Schlagartig schüttelte ich mein Kopf. Ilyas würde es nur bereuen das er mich verlassen hatte, ich dürfte jetzt nicht von Milan's Seite weichen.
"Nein", sprach ich entschlossen. Der Schock in Milan's Gesicht war nicht zu übersehen, er nahm die Farbe rot ein. Die Aggressivität konnte man deutlich sehen, trotzdem würde ich mich nicht umstimmen lassen.

| Sila |

Der Kuli, welcher zwischen meinen Fingern hin und her schwankte Stoß im gleichmäßigen Takt an den Holztisch und ließ ein gedämpften Ton aus.
"Sorry für die Verspätung", ertönte eine männliche Stimme zu meiner Rechten. Ich blickte in die Höhe und sah Milan, welcher sein Kopf senkte und mir ebenfalls in die Augen sah. Lächelnd deutete ich auf den Stuhl und setzte mich dabei auf "Kein Problem".
"Hast du sie umstimmen können?", öffnete ich das große Thema. Seufzend schüttelte er sein Kopf.

"Frau Reine braucht die Papiere in schnellster Zeit", murmelte ich und strich mein glattes Haar zurück.
"Ist klar", sprach er und blickte mir tief in die Augen. "Ich brauche deine Hilfe Sila", flüsterte er und ließ mich neugierig die Augenbraue hinauf ziehen.
"Sie wird sich nie im Leben von mir scheiden lassen. Ich brauch einen weiteren Grund", sprach er.
"Komm zum Punkt Milan", seufzte ich nun.
"Das ist viel verlangt, aber ich habe keine andere Chance", zog er diese Sache weiter in die Länge.
"Kannst du meine Freundin sein?", fragte er plötzlich. Mit weit aufgerissenen Augen blickte ich zu ihm. "Für eine kurze Zeit. Ein Grund um die Scheidung einzureichen", murmelte er und blickte beschämt auf seine Hände. Ich schluckte schwer und hustete leise.
"Das könnte mein Job kosten Milan. Es tut mir leid", schüttelte ich mein Kopf. Er nickte gekränkt und nahm ein Schluck von seinem Kaffe, er sah verzweifelt aus.

"Hey", murmelte ich und bekam seine Aufmerksamkeit. Ich blickte in seine aufgebrachten Augen. "Wir schaffen das, keine Sorge", fügte ich hinzu und versuchte ihn zu motivieren doch scheiterte. Er schüttelte sein Kopf und ging seufzend durch seine Haare.
"Tut mir leid, war eine schlechte Idee. Lassen wir das einfach sein", sagte er und erhob sich von seinem Stuhl.
Geschockt blickte ich ihn hinterher, wie er eilig aus dem Café lief.
Es war zu viel verlangt. Wie sollte ich einfach seine Freundin spielen? Mein Job und auch seine Zukunft gefährden. Aufgebracht griff ich nach meiner Tasche und verließ ebenfalls das Café, nachdem ich meine Rechnung bezahlt hatte. Ich seufzte. Es tat mir weh eine Person so verzweifelt und traurig zu sehen.
Doch das könnte ich nicht machen. Ich hatte zuvor keine Beziehung und lebte immer mit dem Gedanken, dass mein erster Freund auch mein letzter sein sollte. Da könnte ich doch nicht einfach mit einem Fremden zusammen sein, nur um die Scheidung einzureichen.

"Wo bist du?", ertönte die Stimme meines Bruders nachdem ich sein Anruf entgegennahm.
"Ich fahre los", murmelte ich und steckte mein Schlüssel ein.
"Beeil dich, Gäste sind gekommen", ich bejahte verwirrt und fuhr nach Hause.
"Oh nein", ich machte mich auf die weiten Verwandten bereit als ich die Schuhe vor unserer Haustüre sah. Meistens kannte ich sie nicht einmal, doch es stellte sich jedesmal heraus das sie meine Verwandten waren.

"Hallo", sagte ich in die Runde als ich durch unser Wohnzimmer lief. Alle Blicke lagen auf mir.
"Hosgeldin (Herzlich willkommen)", kam es von jedem zurück. Verwirrt blickte ich durch die Menschen und erkannte nicht einmal ein Gesicht. Das könnten keine Verwandte von uns sein.
"Setz dich mein Kind", lächelte mein Vater und deutete auf eines der Stühle.
"Ich gehe mich nur oben kur-", ich wollte mein Satz beenden doch wurde von meiner Mutter auf ein Stuhl gezogen.
"Ok dann nicht", murmelte ich verwirrt und legte meine Tasche zur Seite.
"Wie geht es dir Sila?", fragte eine Frau im selben alter wie meine Mutter.
"Gut danke, Ihnen?", fragte ich und versuchte zu entschlüsseln wer sie war.
"Sehr gut, danke", lächelte sie. Meine Blicke schweiften durch die Runde und blieben bei einem Jungen in meinem Alter stehen, ihn kannte ich ebenso wenig.

"Sila", meine Aufmerksamkeit lag bei meinem Vater. "Du kennst doch noch Yigit oder?", lächelte er und deutete zum Jungen. Ich blickte in seine hellen Augen und zog meine Augenbrauen zusammen. Nein. Ich erinnerte mich nicht an ihn.
"Ehm. Pardon, hayir (nein)", murmelte ich.  Musterte sein schmalen Körper, sein langen Bart und die etwas zu lang geratenen Haare.
"Es ist lange her", sprach er mit seiner rauen Stimme die mich aufzucken ließ. Diese raue Stimme ließ mich schmunzelt in seine hellen Augen blicken.
"Yigit", lächelte ich nun und erinnerte mich an meinen Grundschulfreund welcher nach der 4. Klasse weggezogen war.
"Ich weiß wieder", nicke ich heftig mit meinem Kopf.
"Schön", sagte mein Vater lächelnd und klopft auf die Schulter von Yigit.
"Er ist ein guter Junge", sagte mein Vater und blickte in meine Augen.
"Ok", murmelte ich leise und versuchte nicht sehr verwirrt durch die Gegend zu blicken.
"Kizim", sprach mein Vater erneut "Natürlich nur mit deinem Segen und deinem Wille, würden wir ein Schritt weiter gehen. Doch es wäre von meiner Sicht aus etwas gutes und bestimmt positives wenn ihr euch näher kennen lernen würdet. Du würdest es nicht bereuen".

Der Schock saß zutiefst. Er lächelte mich bittend an. Meine Augen weit aufgerissen, blickten zu Yigit welcher sich lächelnd am Nacken kratzte.
"Sila?", fragte mein Vater lächelnd. Er würde mich niemals ohne mein Wille verheiraten.
Es war nur ein Vorschlag. Doch etwas grob nein zu sagen, bei seinen positiven Vorstellungen kam mir egoistisch vor.
Aufgebracht lächelte ich gezwungen und biss in meine Unterlippe.
"Ich habe einen geliebten", platze es aus mir heraus. Viele große Augen blickten zu mir.
Mein Vater entzog die Hand von Yigit's Schulter und sah mir intensiv in die Augen. Er war enttäuscht. Enttäuscht das ich es ihm wahrscheinlich nicht früher gesagt hatte. Eine Lüge. Es war eine Lüge, doch mit Yigit könnte ich mir nichts vorstellen.

"Wie lange?", fragte mein Vater nun.
"Seit paar Wochen", lügte ich und ließ mein Herz fest gegen meine Rippen pochen. "Ich hätte erwartet das du es mir früher sagst", sagte er leise zu mir und wendete sich zu Yigit welcher stumm da saß.
"Es tut mir leid", sprach mein Vater nun und ließ mich erneut schlecht fühlen.
Mein Fluchtweg war doch die dümmste Entscheidung überhaupt. Was für ein Freund?
Sie verabschiedeten sich und verschwanden von der unangenehmen Atmosphäre, welche ich herbeigerufen hatte.
"Es tut mir leid Baba", sagte ich leise und knabberte nervös an meiner Handyhülle.
"Es muss dir nicht leid tuen Sila. Ich wäre nur nicht so enttäuscht gewesen, wenn du es mir früher gesagt hättest", sagte er und küsste meine Stirn. Ich lächelte nickend und umarmte ihn. "Wie heißt er?", fragte er nun und ließ mich tief ein und aus atmen.
"Milan", murmelte ich und schloss für ein Moment die Augen. Nun müsste ich doch sein Angebot annehmen. Vorteile für ihn, Vorteile für mich.

"Bring ihn morgen her", sagte er und ließ mich an meiner eigenen Spucke verschlucken.
"Ist es nicht zu früh?", hustete ich.
"Ich möchte ihn nur kennen lernen. Ich habe doch das Recht, den Jungen kennenzulernen mit dem meine Tochter zusammen ist", erhob er die Augenbraue und ließ mich heftig nicken.
"Du hast recht Baba", sagte ich und quetschte meine schwitzenden Hände unter meine Oberschenkel.
"Ich sag ihm Bescheid", lächelte ich gezwungen und eilte auf mein Zimmer.
"Fuck", schrie ich aufgebracht und ging durch meine Haare. Das war's dann wohl.

Heyyyy!
Ein weiterer Kapitel. Wie findet ihr es? Was hält ihr von der 'fake Beziehung' Sache? Denkt ihr es wird positiv oder negativ enden? Ich freue mich auf Meinungen und Votes! Dankeschön.

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