"Warum ist es ein Mensch?!", brüllte er sie an.
"Ich weiß es nicht!", weinte sie. "Gott wollte es so."
Schon seit über fünfzig Jahren war sie ein Vampir. Und trotzdem glaubte sie an Gott, obwohl Vincent ihr verboten hatte, an ihn auch nur zu denken.
Er gab ihr eine Schelle, sodass sie gegen die Wand prallte und zu Boden sank. Aber sie hielt immer noch das Bündel mit ihrem Neugeborenen in den Armen, fest an sich gedrückt.
"Wage es nicht einmal, ihm nur einen Gedanken zu schenken!" Dann beäugte er verabscheuend das Mädchen und reckte den Kinn hoch. "Wenn es krank wird, werde ich es herauswerfen. In meinem Zuhause haben keine Krankheiten Platz. Und diese Niedriggeborene auch. Siehe zu, dass ich es nicht zu Gesicht bekomme.""NEIN!!!", schrie sie hysterisch. "Du kannst mit nicht mein Kind nehmen! Nicht noch einen!!" Sie lief ihm weiter hinterher, obwohl sie aufgrund ihres Hungers schwankte.
"Und ob ich das kann. Ich bin dein Mann, ich entscheide über dich und unsere Kinder.", entgegnete er kalt, aber nicht ruhig.
"Aber sie ist krank!!", weinte sie.
Vincent hielt das Mädchen rücksichtslos in seinen kräftigen Armen, womit er ihm starke Schmerzen zufügen müsste, da es sich aus allen Kräften wand. Das Kind weinte und ließ seinen Blick nicht von ihr. Nur dieses Kind hatte wirklich ihr Aussehen. Die Augen, es waren ihre Augen, genauso golden wie der heilige Schein der Sonne. Immer hatte sie Trost in ihnen gefunden, all diese drei Jahre. Und jetzt nahm er ihr wieder alles weg.
Sie schaffte es fast, die Hand des Mädchens zu ergreifen, doch er holte mit seinem Arm aus und schmetterte sie wahrhaft gegen die Wand, wobei sie schmerzerfüllt aufstöhnte. Doch dieser Schmerz galt nicht dem Aufprall, sondern dem Verlust des Kindes. Sie würde Vincent nicht mehr aufholen. Die würde ihr Kind nicht mehr retten.
Sie brach in Tränen aus, sank in sich zusammen. Analisa, das Mädchen, schrie kraftlos nach ihr, was ihr Herz zum Zerreißen brachte. "Meine süße kleine Analisa...", flüsterte sie und weinte nur noch heftiger.
Ihr ältester Sohn Daniel eilte zu ihr herbei, ließ sich neben ihr nieder und drückte sie tröstend an sich. "Mutter, ich werde sie zurückholen, ja?", flüsterte er.
"Nein.", schüttelte sie den Kopf unter Tränen. "Er wird uns schlagen, er wird uns alle schlagen."
Auch ihre älteste Tochter Venicia kniete nun neben ihr und schloss sie und ihren Bruder in eine Umarmung. "Wir stehen das durch, Mutter, wir sind stark."

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Das Leben ist kein Märchen
RomantikZwei Leute verbunden durchs Schicksal. Beide ungewollt verwandelt. Mit einer schweren Vergangenheit. Und einer nicht leichteren Zukunft. Aber... durch zufällige Ereignisse... treffen sie aufeinander. «"Du... kannst dir nicht vorstellen, wie gut ich...