Kapitel 13:

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Wie ein begossener Pudel stand ich vor meiner verschlossenen Zimmertüre. Loveday war bereits die Treppe nach unten gegangen um meine Mutter anzurufen. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich wollte mich gerade auf den Weg nach unten machen, als in meiner Hosentasche mein Handy anfing zu vibrieren. Ich zog es aus der Tasche raus und warf einen Blick auf das Display. Darauf stand "Anonym" in Großbuchstaben. Ohne weiter darüber nachzugrübeln betätigte ich die grüne Taste und hielt mir mein Handy ans Ohr. "Hallo?" "Hey, störe ich dich gerade?" Ein Grinsen huschte über meine Lippen und ich setzte mich auf die letzte Stufe der schmalen Wendeltreppe. "Nein, tust du nicht. Hallo Robyn!" Er lachte in den Hörer. "Bist du gut nach Hause gekommen?" Schwang da etwa Sorge in seiner Stimme mit? "Ja, ich bin gut angekommen, aber...", ich stockte, wusste  nicht, ob ich ihm davon erzählen sollte oder nicht. Kurz herrschte Stille zwischen uns. "Ist alles in Ordnung? Ist etwas passiert?" "Nun ja...", fing ich an, doch weiter kam ich nicht, Robyn unterbrach mich mit einem hektischen. "Geht es dir gut? Ist dir etwas zugestoßen?" Wow... Er machte sich scheinbar wirklich Sorgen um mich. Der Gedanke daran ließ mir das Blut in die Wangen schießen. "Nein, mir geht es gut! Wirklich!", beteuerte ich. "Aber irgendjemand ist wohl in mein Zimmer eingebrochen. Die Türe und alle Fenster standen offen und an meiner Decke steht etwas komisches geschrieben..." Mir lief ein Schauer über den Rücken, ich fühlte mich beobachtet und sah mich um. Es wäre wohl wirklich besser wenn ich heute Nacht in einem der Gästezimmer schlief. Ich stand auf und lief langsam die Treppe nach unten. "Robyn bist du noch dran?" "Ja. Ich denke nach. Was genau stand da?" Ich seufzte tief. "Ich weiß es nicht..." "Wie, du weißt es nicht?" Ich lief den Flur entlang und sprach sehr leise weiter, da ich Angst hatte, dass Loveday mich hören könnte. "Ich konnte es nicht lesen, es waren eine Art Hieroglyphen. Ich habe versucht im Internet ähnliche Schriftzeichen zu finden, aber keine Chance.", ich seufzte ein weiters Mal. "Hast du ein Foto davon gemacht?" "Nein. Daran habe ich in dem Moment nicht gedacht." Robyn gab ein Grummeln von sich. Im gleichen Moment bog Loveday um die Ecke. "Lettice, Mäuschen, da bist du ja. Ich habe mir schon Sorgen gemacht." Erschrocken legte ich auf und ließ mein Handy so schnell es geht wieder in meiner Hosentasche verschwinden. Ich fühlte mich ertappt. "Ähm... ja... Ich habe noch mit Annika telefoniert.", log ich. Sie musste nicht unbedingt wissen, dass es einen Jungen Namens Robyn gab, da ich vermutete dass sie meine Mutter davon in Kenntnis setzen würde. "Ach so ist das, okay. Ich habe dir im kleinen Gästezimmer das Bett bezogen. Und bitte, Lettice, geh heute Nacht nicht in den Turm. Versprich mir das!" Ich blinzelte sie an. "Das würde mir nicht viel bringen, du hast den Schlüssel für mein Zimmer." Sie seufzte schwer. "Ja, okay, ich verspreche dir, dass ich heute nicht hoch gehe." Ich gab mich geschlagen. "Kommst du aber noch einmal mit nach Oben? Ich würde mir gerne noch ein paar Klamotten aus meinem Schrank holen." "Na gut, dann komm." Loveday lief voraus und ich folgte ihr. Oben angekommen schloss sie die Türe auf und warf zuerst ein vorsichtigen Blick in das Zimmer, anschließend schaltete sie das Licht ein. Schnell quetschte ich mich zwischen ihr und dem Türrahmen ins Innere des Zimmers. "Aber beeil dich." Sie lies die Türe offen stehen und ich schnappte mir schnell frische Kleidung für morgen und mein Schlafshirt. Ich warf vorsichtig einen Blick nach draußen. Loveday war gerade in ihr Handy vertieft. Meine Chance! Schnell zückte ich mein Handy und schoss ein Foto von dem Schriftzug. Ich würde es Robyn schicken, sobald ich im Gästezimmer alleine war. Mit den Klamotten unter meinem Arm schaltete ich das Licht wieder aus, trat aus meinem Zimmer und zog die Türe hinter mir zu. "Ich habe alles, du kannst wieder zuschließen.", riss ich Loveday aus den Gedanken. Sie tippte wie verrückt auf ihrem Handy herum. Sicher hatte sie eine Nachricht an meine Eltern geschrieben.

Nachdem sie die Türe wieder verschlossen hatte, folgte ich ihr nach unten. Sanft strich mir Loveday übers Haar. "Schlaf gut kleine Sólin, möge Mondprinz Darion über deine Träume wachen." Sie zog mich an sich und umarmte mich. "Mondprinz Darion? Loveday, was ist nur heute mit dir los?" Nachdem ich mich aus ihrer festen Umarmung befreien konnte, schüttelte ich nur den Kopf und sah sie verwirrt an. Sie winkte ab. "Ach, das ist nur ein Charakter aus einer dieser Kindergeschichten." Stirnrunzelnd sah ich die beste Freundin meiner Mutter an. "Na wenn du das sagst." Ich griff nach der Türklinke des Gästezimmers. "Die Hauptsache ist doch, dass du gut schlafen kannst." "Das mach ich bestimmt." Ich lächelte sie noch ein letztes Mal an, betätigte die Türklinke und verschwand im Gästezimmer.

Ich schmiss mich bäuchlings auf das kleine Bett und kramte mein Handy wieder aus der Hosentasche. Das Display leutete auf und zeigte mir 3 Anrufe in Abwesenheit von Anonym an. Bestimmt war das Robyn, immerhin hatte ich vorhin ohne ein Wort zu sagen aufgelegt. Ich wollte versuchen ihm zurück zu rufen, doch leider funktionierte das nicht, weil mir seine Handynummer nicht angezeigt wurde. Ich seufzte. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass er noch einmal versuchte mich zu erreichen, also schaltete ich den Ton an und plazierte das Mobiltelefon auf dem Nachttisch neben mir.

Ich sah mich um. Schon verrückt, dachte ich, ich wohne schon seit ich denken kann in diesem Haus, aber dem kleinen Raum, der als Gästezimmer umfunktioniert wurde, hatte ich nie besonders viel aufmerksamkeit geschenkt. Ich ging auf ein großes Bücherregal, welches dem Bett gegenüber stand, zu und las einige der Buchtitel, vielleicht war ja etwas interessantes dabei. In der vorletzten Reihe entdeckte ich schließlich ein Buch mit schwarzem Einband und kleinen gelben Sternen darauf. Ich zog es aus dem Regal um den Titel zu betrachten. "Der Prinz und das Meer" stand in schnörkeliger Schrift darauf. Ich klappte das Buch auf. Die erste Seite zeigte ein Bild, auf dem ein junger Mann mit einer ziemlich großen Krone auf dem Kopf zum Mond sprach. Was darunter stand verschlug mir schier die Sprache. "Mondprinz Darion, Herrscher von Pantheos, Prinz des Mondes und Herr über die Geizeiten.", las ich laut vor. Als ich das Buch etwas durchgeblättert hatte und einige Passagen der Geschichte gelesen hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass es sich hierbei nicht um irgendein bedeutungsloses Kindermärchen handelte. Für mich sah das eher aus wie ein Geschichtsbuch. Vieles davon war von Hand geschrieben und auf der Rückseite des Einbandes prangte ein Zeichen, welches mir verdächtig bekannt vorkam. Schnell zückte ich mein Handy und verglich das Zeichen auf dem Einband mit denen, die ich in meinem Zimmer an der Decke gesehen hatte und tatsächlich, das Zeichen auf dem Buch war eines der fünf die an meiner Zimmerdecke standen.

Die Straße zum MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt