"Wow, ihr habt einen verzauberten Flügel?", er strich voller Ehrfurcht über die Notenablage. "Ich war bisher immer der Meinung, er wäre verflucht.", lachte ich. Er sah mich ernst an. "So etwas wundervolles ist niemals ein Fluch.", berichtigte er mich. "Das mag sein. Nur hatte ich bisher nicht viel Ahnung von Dingen, die auf Juvica als edel gelten.", seufzte ich. "Tut mir leid.", gab Robyn kleinlaut von sich. "Nein, mir tut es leid. Ich sollte eigentlich viel mehr über meine Heimat wissen... Aber eigentlich weiß ich rein gar nichts, bis auf die Namen des Königspaares und ihrer... Tochter." Ich seufzte und sah auf die Uhr. Die fünfzehn Minuten waren schon so gut wie vorbei. "Ich sollte langsam wieder zu den anderen. Sie machen sich sonst noch Sorgen." "Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist. Ich habe keine Ahnung, ob die Saturnkrieger sich noch irgendwo in der Nähe aufhalten." Ich sah aus dem Fenster und beobachtete wie die Bäume im Wind tanzten. "Denkst du wirklich, dass sie meinetwegen hier sind?" Robyn stand auf und lief an eines der großen Fenster, durch welches das Mondlicht schien. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und betrachtete nachdenklich seine Spiegelung in dem Glas. "Es ist natürlich nur eine Vermutung. Aber es macht Sinn. Immerhin bist du bald volljährig und sollst dich verantworten, um ein gesamtes Königreich zu führen." Bei dem Gedanken daran schüttelte es mich. Robyn drehte sich in meine Richtung und streckte seinen Arm nach mir aus. Ich stand auf, lief auf ihn zu und legte zögerlich meine Hand in seine. Er zog mich etwas näher an sich. Ich sah zu ihm hoch, versuchte in seiner Mimik zu lesen, was er gerade dachte. "Können Sie Walzer tanzen, Mylady?", fragte er mich mit einem charmanten Grinsen auf den Lippen. Er verbeugte sich tief vor mir und gab mir einen zarten Handkuss. Mir schoss das Blut in die Wangen und mein Gesicht fühlte sich an, als würde es glühen. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, sprach er weiter: "Tatsächlich ist dieser Tanz sogar auf Juvica sehr beliebt. Er wird in jedem Ballsaal getanzt. Königin Roselle tanzte ihn sogar mit dem König an deren Hochzeit. Zumindest wurde es mir so erzählt." Er lächelte mich an. "Also, wie sieht es aus? Kannst du tanzen?" Etwas beschämt schüttelte ich den Kopf. "Nein, ich habe zwei linke Füße.", lachte ich. Robyn sah mich erstaunt an. "Das müssen wir ändern! Eine Prinzessin muss doch ordentlich tanzen können.", schmunzelte der schwarzhaarige.
Er griff nach meiner rechten Hand und platzierte sie auf seiner Schulter, die linke Hand nahm er behutsam in seine. Seine rechte Hand ruhte auf meiner Hüfte, während er mich sanft etwas näher an sich zog. "Eigentlich ist das gar nicht so schwer. Es ist immer wieder derselbe Ablauf." Er vollführte die Tanzschritte wie im Schlaf und zog mich mit sich. Nach einigen Stolperern und dem kläglichen Versuch stehen zu bleiben, konnte ich einigermaßen mit ihm Schritt halten. Wir wirbelten durch den Raum, während das Klavier sanft vor sich hin spielte. Es machte tatsächlich Spaß, wenn man erst einmal den Dreh raus hatte. Zumal es mir dank Robyn leichter fiel, da er die Führungsposition im Tanz mehr als perfekt meisterte. Der Moment mit ihm war perfekt, doch leider wurde er durch das Klingeln meines Telefons zerstört. Etwas widerwillig griff ich nach dem dummen Ding. Anna rief an. Natürlich, sie werden sich sicher fragen, wo ich so lange bleibe, dachte ich. Ich hielt mir das Ding ans Ohr. "Hey Anna. Ich bin schon auf dem Weg zu euch." Im Hintergrund konnte man das Knacken des Lagerfeuers hören. "Was machst du denn so lange? Ich denke, wir löschen demnächst das Feuer, meine Eltern holen uns in einer Stunde ab." Sie seufzte. "Verstehe... Ich bin gleich bei euch.", mit diesen Worten legte ich auf und wandte mich wieder an Robyn. Er lächelte, doch etwas schwang in seinem Lächeln mit. War das etwa Traurigkeit? "Ich lasse dich nur ungern gehen. Ich mache mir Sorgen, dass diese Soturi dich in ihre Hände bekommen könnten." Ich trat neben Robyn und sah erst aus dem Fenster und anschließend zu ihm hoch. "Dann begleite mich. Meine Freunde haben sicher nichts dagegen." Ich sprach es nur sehr leise aus, aus Angst, er könnte über diesen Vorschlag lachen. Doch entgegen meiner Ängste fing er an zu grinsen und erwiderte: "Ich weiß zwar nicht, ob ich gegen die geschulten Krieger von Juvica ankomme, aber wenn ich sehe, dass du in Sicherheit bist, dann wäre ich beruhigt." Ich grinste über beide Backen, schnappte mir die kleine Stofftasche und zog Robyn mit mir mit. "Na dann sollten wir besser keine Zeit mehr verlieren, wir haben nur noch eine Stunde zeit.", kicherte ich, aufgeregt wie eine kleines Kind an Heiligabend. Ich ließ seinen Arm los, als wir das Grundstück verlassen hatten und in Richtung Stausee liefen. "Danke, dass du mit kommst.", ich war ehrlich erleichtert. "Hey, ich habe dir versprochen, dass ich auf dich aufpasse.", lächelte er mich an. Er nahm seine Aufgabe sehr ernst. Es fiehl mir auf, als ich ihn heimlich von der Seite aus beobachtete. Robyn sah sich aufmerksam um und war die ganze Zeit über in Alarmbereitschaft. Ich konnte schon das kleine Lagerfeuer sehen und als wir bei Theo, Sofia und den Anderen ankamen, packte ich den Sekt aus. "Hey ich habe spontan noch einen Freund mitgebracht, ich hoffe, dass es okay ist." Keiner schien etwas dagegen zu haben. Theo öffnete eine Flasche Bier und streckte sie Robyn zu. "Hier, nimm. Wir haben noch genug und es muss leer werden.", lachte Theo. "Leute, das ist Robyn, seid bitte nett zu ihm.", grinste ich in die Runde.