Kapitel 17:

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Als ich in der Küche ankam, stand Loveday schon am Herd und kochte etwas. Es roch fantastisch. "Guten Morgen.", gähnte ich, mit der Hand vor dem Mund. "Oh, guten Morgen Kleines." Sie lächelte mich an. "Ich hoffe, du hast gut geschlafen."Ihr Lächeln wurde mitleidig. "Ganz okay." Ich hoffte, sie würde es dabei belassen. "Was kochst du denn da?", versuchte ich das Thema zu ändern. "Spiegeleier mit Bacon und dazu gibt es frische Brötchen vom Bäcker.", sie strahlte mich an. Ich grinste zurück. "Super lecker! Ach, Loveday, wie viel Uhr haben wir denn eigentlich?" "Halb acht, warum? Hast du etwas vor?", trällerte sie. "Nein, bis jetzt noch nichts." "Achso? Es wundert mich nur, dass du schon so früh auf bist." Ein weiteres Gähnen unterstrich meine Müdigkeit. "Mich ehrlich gesagt auch." Sie lachte laut. Während sie weiter das Frühstück vorbereitete, suchte ich in der Zeit Teller und Besteck aus den Schubladen und verteilte sie auf dem Tisch. "Du, Loveday, ich würde dich gerne etwas fragen." Sie schob den Speck und die Eier auf die Teller. "Ich beantworte sie dir, wenn du Lena holen gehst.", grinste diese. "Was bedeutet eigentlich mein Name?" Gespannt sah ich die verwirrt drein schauende Blondine an. "Nun, der Name stammt aus dem englischen und bedeutet so viel wie Freude. Soweit ich weiß haben deine Eltern dir den Namen gegeben, weil sie froh sind, dass du am Leben bist." Meine Eltern? Das ich nicht lache, schimpfte ich in Gedanken. Doch es ergab Sinn, wenn auf Juvica wirklich ein Bürgerkrieg herrschte, dann waren sie wohl alle froh, dass es mir gut ging und ich am Leben war. Ich lächelte Loveday abwesend an. "Danke. Das klingt schön." Ich atmete tief ein und streckte mich. "Dann gehe ich Lena holen." Mit diesen Worten drehte ich mich von ihr weg und machte mich auf den Weg in das erste Obergeschoss.

Oben angekommen klopfte ich an der Türe zu Lenas Zimmer. "Schwesterherz, Loveday hat uns Frühstück gemacht." Keine Antwort. Ich klopfte erneut. "Lena?" Langsam öffnete ich die Türe einen Spalt weit. Lena saß auf ihrem Bett und hatte Kopfhörer auf den Ohren, kein Wunder, dass sie mich nicht hören konnte. Mit einem Satz schmiss ich mich zu ihr aufs Bett, was sie kurz aufschreien ließ. "Guten Morgen Schwesterherz, da du auf mein Klopfen nicht reagiert hast war ich so frei einfach herein zu kommen." Sie funkelte mich erst böse an, fing anschließend aber an zu lachen. "Du hast mich fast zu Tode erschreckt!", prustete sie lauthals. Als wir uns beide wieder beruhigt hatten und sie sich mit den Händen einige Tränen vom Lachen aus den Augenwinkeln gewischt hatte musterte ich sie eindringlich. "Hab ich was im Gesicht, oder warum siehst du mich so blöd an?", meinte sie neckisch. "Nein, nein. Alles gut.", abwesend fuhr ich mir durch mein ungekämmtes Haar. "Loveday hat uns Frühstück gemacht und ich soll dich abholen." Wir grinsten uns an. "Hoffentlich ist es essbar.", flüsterte sie mir zu, als hätte sie Angst, dass Loveday uns hören konnte.

Wir machten uns gemeinsam auf den Weg nach unten und setzten uns zu Loveday an den Tisch. "Guten Morgen Lena.", flötete sie mit einem Strahlen im Gesicht, welches mir etwas gruselig vor kam. An Tagen wie diesen war die Laune der Blondine schier unerschüttlerich, egal was passierte, sie war immer fröhlich. Gruselig. "Loveday, was machen wir jetzt eigentlich mit dem Gekritzel an meiner Zimmerdecke?", ich versuchte betont beiläufig zu klingen. "Ich würde vorschlagen, dass wir das nach den Frühstück zusammen von deiner Wand zu enfternen." Ich seuftze sehr tief. "Ich hoffe inständig, dass das wieder weg geht, wir haben nämlich nichts mehr von der dunkelblauen Farbe." Loveday lächelte mich liebevoll an. "Mäußchen, muss es unbedingt wieder dunkel Blau sein? Wäre es sehr schllimm, wenn wir es mit weiß überstreichen würden?" Einen kurzen Moment lang wog ich ich ihren Vorschlag ab, entschied mich aber sogleich dagegen. "Nein, es soll wieder dunkel Blau werden.", sagte ich entschlossen. Lena fing an zu lachen und verschluckte sich dabei an ihrem Orangensaft. "Wegen diesen albernen Sternen?", lachte sie. "Das wolltest du letztes Jahr fertig machen und was hast du gemacht?", sie holte tief Luft. "Naja, ziemlich viel, nur die Sterne hast du nicht aufgeklebt.", beendete sie ihren Satz, wobei sie das "nicht" stark betonte. Ich verdrehte genervt die Augen. "Na und? Ich möchte das noch machen.", gab ich kleinlaut von mir. "Was denn für Sterne?" Loveday sah verwundert zwischen Lena und mir hin und her. "Ich wollte mir kleine Aufkleber in From von Sternen kaufen. Die leuchten dann im Dunkeln und das sieht schön aus.", erklärte ich ihr. Ein verträumtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. "Deswegen soll die Zimmerdecke dunkel Blau bleiben, das sieht einfach magischer aus sowohl Tags- als auch Nachtsüber." Lena versuchte krampfhaft ein Lachen zu unterdrücken, weswegen ich mir beleidigt meine Gabel mit Spiegelei in den Mund stopfte. "Lettie, werde doch bitte endlich erwachsen und lass die Sterne, Sterne sein.", in Lovedays Stimme schwang ein unerwartet strenger Unterton mit. Mit halb offen stehendem Mund sah ich Loveday an. "Meinst du das ernst, oder ist das ein Scherz?" Sie stand auf und blickte mich streng an. "Nein, ich meine das wirklich ernst. Du wirst bald 18 Jahre alt, solltest du dich nicht deinem Alter entsprechend benehmen? Ich habe mit 18 das erste Mal geheiratet und du träumst noch immer den Sternen hinterher." Irritiert sah ich ihr hinterher, wie sie mit ihrem Teller in Richtung Küche marschierte. Was war denn bitte in sie gefahren? Lena und ich wechselten verwirrte Blicke. Mit zusammengezogenen Augenbrauen stand auch ich auf, nahm meinen Teller und mein Glas und lief ebenfalls in Richtung Küche.

Loveday stand am Waschbecken und spülte die Pfannen, Besteck und Teller. Schweigend stellte ich meinen Teller auf der Anrichte ab und musterte Loveday eindringlich. "Maike, was ist los? Du bist doch sonst nicht so." Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass Lena sich neben der Küchentüre positioniert hatte und uns gespannt belauschte. Loveday fuhr herum. "Nenn mich nicht Maike!", fuhr sie mich an. Erschrocken wich ich einige Schritte zurück. Sie rieb sich die Stirn und seufzte tief. "Entschuldige bitte. Das sollte nicht so forsch klingen." Mit weit aufgerissenen Augen sah ich sie an. Verwundert darüber, dass sie so aufgebracht reagierte schüttelte ich nur den Kopf. "Schon gut. Ich geh mit dem Hund raus und spüle den Rest später ab." Ich wirbelte herum und rauschte aus dem Zimmer, vorbei an Lena, welche die gesamte Situation vermutlich genauso wenig verstand wie ich. Ich ging in das Gästezimmer, in welches ich für letzte Nacht einquartiert wurde, holte meine Kopfhörer raus, kämmte mir geschwind die Haare und steckte mir das Handy in die Hosentasche. Auf einmal hatte ich es eilig aus dem Haus raus zu kommen, alles hier schien mich erdrücken zu wollen. Ich band Willow an die Leine und verließ so schnell es geht unser Grundstück.

Zuerst lief ich zum See, setzt mich dort auf eine Bank und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Überfordert rieb ich mir die Schläfen, mein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Watte gefüllt. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus und versuchte mich zu beruhigen. Ich sah Willow zu, wie er zufrieden, mit seinem Lieblingsball im Maul, über die Wege lief. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und wechselte das Lied, anschließend öffnete ich meine Nachrichte. Keine neuen Nachrichten. Kurz überlegte ich, ob ich Robyn eine Nachricht schreiben sollte. Wer weiß, ob er sie heute überhaupt noch lesen würde, immerhin hatte er auf meine letzte Nachricht auch noch nicht geantwortet. Nach reichlichen Überlegungen, beschloss ich, ihm einfach zu schreiben. Ich dachte mir, dass er schon antworten würde, sobald er es ließt. "Hey Robyn, ich hoffe du ließt diese Nachricht rechtzeitig. Ich warte heute Abend um 19 Uhr im Wald auf der Lichtung mit der großen Eiche auf dich." Senden. Falls er heute Abend nicht dort auftauchen sollte, wäre das auch kein Problem für mich, immerhin liebte ich diesen Platz und allein die Tatsache, dass ich mich dort wieder einmal aufhalten konnte war wundervoll.

Ich stand auf und nahm Willow wieder an die Leine. Gemeinsam schlenderten wir einmal um den See herum.

Die Straße zum MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt