Kapitel 13

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Irgendetwas Stumpfes drückt von rechts in meine Seite. Anfangs versuche ich noch, es zu ignorieren, aber das Drücken hört einfach nicht auf. „Hnn..." grummle ich und drehe mich soweit wie möglich von was auch immer meinen wohlverdienten Schlaf stört, weg. Doch schon wenige Sekunden später ist das nervende Ding wieder da und zwingt mich, aufzuwachen.

Sobald ich meine Gedanken soweit aus dem Land der Träume gerissen habe, dass ich mitbekomme, was um mich herum geschieht, registriere ich auch, dass es Tylers Fuß war, der Schuld an meinem Erwachen ist.

„Tyler hör auf.", versuche ich ihn mit meinen perfekten Argumentationsfähigkeiten zu überzeugen. Aber er hört nicht auf, sondern tritt mich sogar mit noch mehr Druck.

„Wach auf Lilli, ich hab meine Aufgaben vom letzten Spiel erfüllt und da dachte ich mir, wenn wir heute eh eine neue Runde beginnen, dass wir unter anderen Bedingungen spielen könnten." Tyler klingt selbst als hätte er extreme Probleme seine Augen offen zu halten.

„Und wieso musst du mir diesen Vorschlag mitten in der Nacht machen?"

„Weil die Bedingen Schlafmangel ist."

„Hmpf."

„Nicht wieder einschlafen, es ist Zeit für Tic-Tac-Toe.

„Es ist Zeit um zu schlafen, oder Zeit um dich umzubringen, aber bestimmt nicht Zeit um Tic-Tac-Toe zu spielen.", erkläre ich genervt, doch da mein Kopf in ein Kissen gedrückt ist, klingen meine Worte gedämpft.

Tyler antwortet mir daraufhin nicht mehr, tritt mich nur stark genug, damit ich aus dem Bett falle. Doch etwas so banales kann mich nicht davon abhalten, zu pennen. Meine Decke und mein Kissen sind mit mir zusammen herunter gefallen und der Boden ist fast genauso gemütlich wie das Bett.

Doch Tyler ist erbarmungslos und hat anscheinend viel zu viel Selbstdisziplin, jedenfalls schleppt er sich aus dem Bett und bereitet unser Spiel vor. Da ich keine Lust habe zu verlieren, nur weil ich nicht geistesgegenwärtig genug bin, um ein Kreuz auf ein Blatt zu kritzeln, kämpfe ich mir zumindest in eine sitzende Position. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es gerade mal vier Uhr morgens ist, was bedeutet, dass ich eine ganze verdammte Stunde Schlaf gekriegt habe. Wenn Tyler, dieser Idiot, wusste wann wir spielen wollen, warum hat er mich dazu gebracht bis nachts um drei mit ihm vor der Konsole herumzusitzen?

Die Antwort auf diese Frage ist simpel: er ist ein Arsch. Was ich ihm auch mitteile, als er sich neben mich hockt und ich mir die Aufgaben durchlese. Dann beginnen wir zu spielen. Und erstaunlicher Weise, dauert es auch gar nicht lang, bis der Gewinner feststeht. Nämlich ich.

Da hat mein geschätzter Tyler sich wohl ein bisschen verrechnet, denn ihm fielen die Augen während des Spiels deutlich öfter zu als mir und das, obwohl normalerweise ich der Langschläfer von uns beiden bin. Und so hat er verloren und muss nun vier schmachvolle Aufgaben erledigen, der arme Kleine.

„Mal sehen, was ich machen muss... Also ich muss in einem Aufsatz das Wort Penis schreiben, egal ob out of context oder nicht, ich muss in der Straßenbahn für fünf Minuten tanzen, so dass es mindestens sechs Leute sehen, dann muss ich mich übertrieben deutlich bei einer Lehrerin einschleimen und muss... nicht dein fucking Ernst oder? Ich muss Dominique einen Dildo schenken?"

Dominique einen Dildo zu schenken, war meine Idee. Ich hab sie damals aufgeschrieben und mit in das Zettelurnen-Topf-Vasen-Dings getan. Und ich konnte mir damals genauso wenig wie heute mein fieses Lächeln verkneifen.

„Das mit Dominique ist eine echt bescheuerte Idee, das ist dir klar oder? Meine Cousine ist nicht dumm, die wird mitbekommen, dass etwas faul ist und unser kleines Spiel sollte eigentlich ein Geheimnis bleiben."

Spiel mit mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt