Meinen Sonntagmorgen nutze ich voll aus und schlafe bis meine Mutter in der Tür steht um mir zu sagen, dass ich gefälligst aufstehen und mich um Huhn kümmern soll. Oh und, dass das Mittagessen fertig ist und alle schon am Tisch sitzen und auf mich warten. Da sie das alle so betont und nicht einfach sagt, dass mein Vater schon da ist, bedeutet wohl, dass mein bester Freund auch dabei ist. Was mich verwundert, da wir die letzten drei Tage praktisch nur beieinander waren und wir eigentlich auch eine Art Privatleben außerhalb unserer Freundschaft haben sollten.
Aber, da ich momentan keinen Bock auf Ärger mit meiner Mutter habe und Huhn nicht verhungern soll (ich bin zwar schon ein Tierquäler weil ich sie in diesem definitiv nicht artgerechten Käfig halte, aber sie zu Tode hungern lassen, das mach ich dann doch nicht), quäle ich mich aus dem Bett und ziehe mir eine Jogginghose und ein Shirt an, welches auf meinem Fußboden herumlag.
Dann kümmere ich mich im mein Haustier und verkrümle mich ins Badezimmer um erst einmal ausgiebig das heiße Wasser zu verschwenden und mich dann frisch gewaschen an den Esstisch zu setzen. Meine Eltern sind schon mit Essen fertig und werfen mir missbilligende Blicke zu. Nur weil ich eine Dreiviertelstunde zu spät bin... Pingelig.
Da ich dann auch noch ganz provokativ (denn jetzt habe ich Lust meine Mutter auf die Palme zu bringen, keine Ahnung warum, spätpubertärer Trotzanfall oder sowas... vielleicht will ich auch einfach nur, dass sie gehen) einen winzigen Happen nach dem anderen esse und mir beim Kauen genug Zeit lasse, um währenddessen einzuschlafen, wird es meinen Eltern zu dumm und sie verlassen die Küche. Sodass nur noch Tyler und ich dasitzen und essen. Da Tyler natürlich schon sehr viel weiter ist als ich (bei seiner dritten Portion wahrscheinlich, manchmal frisst der wie ein schwarzes Loch) beginnt er, nachdem er seine Nachspeise gegessen hat, mir von einem Mädchen zu erzählen, dass er gestern Abend kennengelernt hat.
„Sie heißt Lisa und ist echt niedlich. Also niedlich im Sinne von gerade mal eins fünfzig groß mit dunkelbraunen Locken und rosa Lipgloss, während sie mich anlächelt. Ansonsten war sie einfach heiß, mit Minirock, sexy Arschwackeln und eindeutigen Absichten, als sie mir ihre Nummer gegeben hat. Meinst du, ich sollte sie knallen?"
Bei diesen Worten kommt mir unweigerlich dieser unglaublich schlechte Anmachspruch in den Sinn ‚Knall mich, ich bin ein verzauberter Böller'. Und ich kann nicht aufhören, mir Lisa, eins fünfzig mit dunkelbraunen Locken vorzustellen, wie sie genau das sagt. „Seit wann fragst du mich, ob du mit jemandem schlafen solltest? Normalerweise machst du es einfach."
„Ja, aber du weißt doch, Sex vor der Ehe ist Sünde."
...
„Du kommst eh in die Hölle Tyler. Mit wie vielen Leuten hattest du denn bitte schon vorehelichen Sex? Und, keine Ahnung ob das nun tatsächlich in der Bibel steht oder nur Schwachsinn ist, aber du hast auch mit Kerlen gevögelt. Ist Homosexualität da nicht auch Sünde? Außerdem bist du nicht mal gläubig. Was für einen Mist erzählst du mir hier bitte?"
Tyler lacht und klaut mir eine Bratkartoffel vom Teller (Ja, es gibt Bratkartoffeln mit Rührei und irgendeinem seltsamen Salat zum Mittag, oder in meinem Fall: Frühstück). „Gut, ich wollte einfach wissen, ob ich ihre ‚eindeutigen Absichten' richtig gedeutet habe. Wäre scheiße, wenn sie sich eine Beziehung erhoffen würde. Ich hab zwar kein Problem ihr das Herz zu brechen wenn ich muss, aber ich bin auch nicht unnötig grausam."
„Ach nein?"
„Nein Lilli, bin ich nicht."
„Gut okay, du bist zwar derjenige mit den Erfahrungen im Bereich ‚ein Quickie in der Besenkammer und dann nie wieder sehen' und hast definitiv mehr Ahnung davon, was sich diese armen, blinden und naiven Geschöpfe, die sich auf dich einlassen, erhoffen, aber ich helfe dir gerne. Was hat sie denn gesagt?", es ist mir nicht möglich, den ironischen Tonfall aus meiner Stimme herauszuhalten.

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Spiel mit mir
Lãng mạnElias: ein mehr oder weniger braver Einser-Schüler im letzten Jahr auf dem Gymnasium. Sarkastisch, Schwarz liebend und 1,75 Meter groß. Tyler: ein nicht wirklich braver Einser-Schüler, ebenfalls im letzten Jahr auf dem Gymnasium. 1,96 Meter groß, re...