Kapitel 11

95 15 5
                                        


Heute ist wieder Mittwoch, was bedeutet, dass heute wieder meine Lapdancestunde ansteht. Und ich will da so überhaupt nicht hin. Der Schultag war langweilig und ereignislos und so sollte eigentlich auch mein Nachmittag sein. Es gibt bestimmt zehntausend andere Dinge die man an einem bewölkten Mittwochnachmittag machen kann, bei denen man sich nicht vorkommt, als hätte man seine Männlichkeit auf dem Schwarzmarkt verkauft.

Aber wer weiß, vielleicht verlaufe ich mich auf dem Weg zu dem Tanz-Studio-Raum-Dingens und komme einfach nie an. Auch wenn das ziemlich feige wäre und Spielschulden sind Ehrenschulden bla bla... wobei, Lapdance lernen hat nicht viel mit Ehre zu tun, zumindest fühlt es sich nicht so an. Und das kann man mir wohl auch ansehen, da ich mit hängenden Schultern die Gänge des Gebäudes langschlurfe ohne den Blick vom Boden zu heben, noch immer hoffnungsvoll einfach falsch abzubiegen.

Allerdings ist mein Traum vom niemals ankommen einfach nur Wunschdenken, denn aus diesem Gebäude herauszufinden, ist deutlich schwerer als hineinzukommen. Inzwischen stehe ich vor der richtigen Tür und kann schon undeutlich Musik dahinter ausmachen.

Elias, du kannst immer noch vorbei laufen, geh einfach weiter, niemand hat dich gesehen! Niemand kann beweisen, dass deine Geschichte nur erfunden ist, du hast dich einfach verlaufen, geh einfach an der Tür vorbei und du kannst... Mist.

„Hallo Elias, da bist du ja! Die anderen sind schon alle bereit, komm rein und beeil dich mit dem Umziehen!" Susanne, aka meine Lapdancelehrerin, steht in der Tür zu dem Tanzstudio und lächelt mich fröhlich an. Jetzt ist es zu spät um einfach zu gehen. Dämliche Füße, warum seid ihr nicht schneller abgehauen?

„Hey Susanne. Ich komme schon, Augenblick." Sage ich, klinge dabei deutlich optimistischer als ich mich fühle und durchquere dann den Raum voller gaffender Frauen, um mich in meiner eigenen, privaten Umkleide umzuziehen. Diesmal bin ich sogar auf den Kurs vorbereitet und habe außer einer bequemen Sporthose und einem Shirt, in dem ich mich gut bewegen kann auch Schuhe dabei, die für sowas hier geeignet sind (allerdings werde ich jetzt nicht genauer erläutern, was für Schuhe das sind, das will sich niemand vorstellen...).

Sobald ich den Umkleideraum wieder verlasse spüre ich von links hasserfüllte Blicke und sehe, als ich mich umdrehe, Stulpenblondine an der Wand lehnen und mich wütend anfunkeln. „Hallo alle miteinander!" rufe ich in den Raum, nicke Blondie zuckersüß lächelnd zu und begebe mich dann in die gegenüberliegende Ecke des Raums, wo Potter schon sitzt und auf mich wartet. Als ich zu mir komme schenkt sie mir ein schüchternes, aber zumindest ehrliches Lächeln. „Hey Elias, ich hab dir beim letzten Mal gar nicht gesagt, wie ich heiße. Ich bin Lily." Stellt sie sich vor und what the fuck, sie heißt sogar Lily...

„Hey Lily, schön dich kennen zu lernen. Verrätst du mir, wie du mit Nachnamen heißt?" frage ich sie und hoffe inständig, sie sagt Potter. Denn dann würde ich ihre Eltern so hart feiern! Ich mein, wie geil wäre das denn bitte?

„Ähm... Schuster. Warum willst du das wissen?" sie sieht mich verwirrt an und ich beeile mich, ihr zu erklären, dass ich kurzzeitig dachte, ich würde sie von irgendwoher kennen. Was sie zu beruhigen scheint.

Aber ist schade, dass sie nicht genauso heißt, wie die Mutter eines der berühmtesten Zauberer in der Geschichte der Literaturwelt. Naja, man kann nicht alles haben (und ich werde sie in meinen Gedanken trotzdem weiterhin Potter nennen, passt einfach zu gut).

„Okay Leute, wir fangen an. Ähnliches Programm wie letzte Woche, erst aufwärmen und dann dehnen!" ruft Susanne nachdem sie in die Hände geklatscht hat und dreht dann die Musik lauter. Zu meinem Bedauern ist es nicht die Art von Musik, die ich in meiner Freizeit hören würde, aber die Lieder sind relativ aktuell und wahrscheinlich nur halb so beschissen, wie sie sein könnten.

Spiel mit mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt