Spiel mit mir

Kapitel 2

Montagmorgen 7.00 Uhr: viel zu früh um aufzustehen, viel zu spät um noch ordentlich zu Frühstücken bevor die Schule anfängt. Viel zu früh um gut auszusehen, viel zu spät um an den schlecht liegenden Haaren noch etwas zu ändern. Viel zu früh um sich schon in irgendeiner Weise sportlich zu betätigen, viel zu spät um langsam zur Schule zu laufen. Wer zur Hölle hatte die geniale Idee den Unterricht um 7.45 Uhr beginnen zu lassen?

Als ich vor dem Spiegel sehe und versuche meine Frisur noch einigermaßen unter Kontrolle zu bringen steht Tyler plötzlich hinter mir.

"Alter wo bleibst du denn? Wir müssen langsam los." drängt er mich und ich gebe den Kampf mit dem Haarspray auf. Schnell greife ich mir im Flur eine dünne Jacke, ziehe meine Schuhe an und bin kurze Zeit später aus der Wohnung. Tyler und ich müssen rennen um die Straßenbahn noch zu erreichen, die uns zur Schule bringt. Wie bereits gesagt, es ist zu früh um sich sportlich zu betätigen...

Ich komme also zerzaust und gerade wieder zu Atem gekommen an, während Tyler aussieht als könnte nichts in der Welt ihn aus der Ruhe bringen. Direkt hinter dem Schultor und neben einer Gruppe nervig kichernder Mädchen, die alle nicht älter als vierzehn Jahre alt sein können und denen Tyler gerade ein Lächeln zuwirft, woraufhin ihr Kichern lauter und nerviger wird, stehen Joshua und Kim. Die beiden gehören zusammen mit Isabell zu meinen engsten Freunden. Verzweifelte Eltern, die um alles in der Welt cool klingen wollen, würden wohl sagen wir wären eine 'Clique'. Dieses Wort klingt inzwischen selbst in meinen Gedanken abgenutzt und ausgelaugt.

Um unsere anderen drei Freunde, wobei eine davon momentan nicht zu gegen ist, schnell und präzise zu beschreiben mache ich es kurz (Keine Sorge, so schnell muss sich die Namen niemand merken, sie werden allerdings noch öfter vorkommen, sind immerhin die Leute an der Schule, die ich am wenigsten umbringen will). Kim, auch Mausi genannt, ist das süßeste, quirligste und optimistischste Mädchen der ganzen verdammten Stadt. Man sieht sie so gut wie nie traurig oder genervt und manchmal, aber wirklich nur manchmal, will man sie genau deswegen im nächstbesten Schrank einsperren und nicht mehr herauslassen. Sie lacht selbst noch wenn die Welt untergeht... Dann ist da noch Joshua, der typische Sportlertyp. Seine Hobbies sind Bewegung, gesunde Ernährung und schlechte Witze, was ebenfalls dazu führt, dass man ihm nach dem dritten Vortrag über den übermäßigen Konsum von Zucker in den Schrank stecken will. Dann ist da noch Isabell, die Schulschönheit schlechthin. Sie ist alles was man mit dem beliebtesten Mädchen der Schule in Verbindung bringen würde: intelligent, verdammt sexy und zu arrogant um die Hälfte ihrer Mitschüler auch nur eines Blickes zu würdigen. Zudem ist sie das genaue Gegenteil von Kim. Wenn Kim dir Mut macht vor einem Vortrag und dir sagt, dass du es schaffen wirst, zählt dir Isabell zwanzig Fakten auf, wieso es unwahrscheinlich ist, dass du dich nicht bis aufs Blut blamieren wirst.

Aber was soll ich sagen, die drei sind, wenn sie nicht gerade tierisch nerven, die besten Freunde, die man haben kann.

"Einen wunderschönen Guten Morgen Elias und dir natürlich auch Tyler! Wie war euer Start in den Tag denn so?" erklingt Kims Stimme, in der ein Elan steckt, den kein normaler Mensch um diese Uhrzeit haben sollte.

"Ziemlich gut soweit. Nur das Elias mal wieder..." setzt Tyler an und wird sofort von Kim unterbrochen.

"Verschlafen hat? Das ist ja nun wirklich nicht schwer zu erkennen. Denn ganz ehrlich, dieses T-Shirt zu der Hose? Echt jetzt?" fragt Kim und läuft einmal um mich herum um meinen Kleidungsstil zu analysieren. Ich achte nicht übermäßig auf mein Äußeres, nur ein bisschen, ganz im Gegenteil zu Kim, die das Haus nicht verlassen würde, wenn sie dabei nicht gut aussieht.

"Wieso sollte eine schwarze Jeans nicht zu einem schwarzen Shirt passen?" grummel ich zurück und fange ihre Hand gerade noch ab, bevor sie mir durch die Haare wuscheln kann.