Kapitel Dreizehn

326 40 15
                                    


"Ich kann einfach nicht glauben, dass er... dass er eine Waffe mit sich rumtrug!", schluchzte Harry leise in seine Hände und wische sich mit den Daumen die Tränen von den Wangen, "Ich muss zu ihm!"

"Das musst du nicht. Er wollte dir etwas antun! Louis verdient deine Anwesenheit nicht!"

Der Lockenkopf wimmerte hin- und hergerissen, "Aber er liebt mich. Und ich liebe ihn. Er wollte mir nichts tun."

Harry war anfangs fester Überzeugung, dass es eine logische Erklärung gab. Doch er erfuhr, dass Louis kein Wort von sich gab, während er in der Untersuchungshaft saß. Er gestand es zwar nicht, aber abstreiten tat er es auch nicht.

"Haz, er liebt dich nicht, glaube mir das. Trink etwas Wasser und beruhige dich."

Ihm wurde ein kühles Glas Wasser vors Gesicht geschoben, in welchem zwei Eiswürfel sich langsam auflösten.

"Kann ich nicht einen Tee haben, bitte?"

"Nein. Wasser ist besser für dich, glaub mir", lächelte der junge Mann und legte eine Hand auf seine Schulter, "Schaffst du es allein ins Fitnessstudio oder muss ich dich begleiten?"

Der Jüngling wollte protestieren, denn er fühlte sich nicht dazu in der Lage, sich auf dem Laufband auszupowern. Sein Körper war wieder unterkühlt, denn er hatte die ganze Nacht draußen auf der kalten Bank gesessen und auf einen Anruf von Louis gewartet.

"Ich schaffe es allein", murmelte er trotzdessen und stand von dem harten Stuhl auf, streckte seine Gliedmaßen.

Sichtbare Augenringe hatten sich abgebildet und kleine Risse zogen sich über seine rauen Lippen, die mittlerweile seit fast drei Tagen ungeküsst waren.

"Okay, bis dann. Trainiere so viel du kannst und wir sehen uns morgen!"

Harry nickte schwach und signalisierte seine Zustimmung, bevor er sich mit schmerzenden Beinen aus dem Gebäude schliff und sich mit einer Hand die Mütze auf dem Kopf festhielt. Er beschloss, den rechten Weg zu nehmen, anstatt nachhause zu gehen und in Kürze stand er vor dem Gefängnis.

"Ich möchte bitte zu Louis Tomlinson", murmelte er leise am Empfang und ließ sich von einem alten Mann durch die sterilen Gänge mit nur kleinen Fenstern führen.

"Halbe Stunde", grummelte er knapp und öffnete eine Tür, in dem Louis mit einem Wächter saß.

"Harry! Du bist hier!", rief Louis aufgeregt und sprang sofort auf, um ihn in Empfang zu nehmen.

"Sitzen bleiben!"

Der Wächter packte ihn am Arm und griff drohend in seine Tasche, drückte ihn zurück auf den Stuhl. Louis' Haare waren ungestylt, er hatte einen leichten Bart und sah so aus, als hätte er sich in den Tagen, die er hier verbrachte, kein bisschen um sich selbst gekümmert.

Zögerlich setzte der Lockenkopf sich ihm gegenüber und wirkte sehr fragil, als er sich auf dem Holzstuhl niederließ.

"Harry", flüsterte Louis und streckte eine Hand nach ihm aus, strich mit seinen Fingern über seinen Handrücken, "Du bist endlich da. Lass mich dir das erklären..."

"Eine halbe Stunde hast du Zeit", nickte Harry und sah ihm in die Augen. Sie waren immer ehrlich.

"Ich weiß nicht, wie das Ding in meine Tasche kam, ich schwöre! Ich- ... Ich habe dich verfolgt, weil ich wusste, dass du nicht zu deiner Mum fliegen würdest", begann er ruhig und ließ ihn dabei nicht aus den Augen, "Milan will dir etwas antun, Harry! Bitte, bitte, bitte glaube mir das und mache eine Anzeige gegen ihn!"

"Louis", atmete der Jüngling mit Tränen in den Augen aus, "Ich kann dir einfach nicht glauben. Er ist so nett zu mir... Vielleicht bildest du dir etwas ein."

Schnell schüttelte der Ältere den Kopf und griff fest nach seiner Hand. Es war sie letzte Chance, un ihn zu überzeugen. Bevor es zu spät war.

"Harry, bitte!", wimmerte er verzweifelt, als sich Tränen in seinen Augen stauten, "Ich liebe dich so sehr. Dir darf nichts passieren!"

"Ich liebe dich auch", flüsterte Harry und stand auf, "Aber ich kann dir nicht mehr vertrauen. Bis bald."

Louis sprang auf und packte ihn an den Armwn, zog ihn aggressiv von der Tür weg, "Du musst bleiben! Du musst mir glauben! Bitte, Harry! Nein, lass mich los!"

Der Wärter packte Louis an den Schultern und riss ihn zu Boden, bevor er ihm Handschellen anlegte und "Jetzt ist gut, mein Junge!" knurrte.

Geschockt beobachtete Harry das Geschehen, doch dann konnte er nur noch flüchten und versuchen, das zu vergessen, was gerade passiert war.

Er liebte Louis. Und wie sehr er das tat, würde er erst beim letzten Atemzug merken.

~~~

"Harry!"

Der Lockenkopf hob dem Kopf und erblickte den jungen Schwarzhaarigen, der auf ihn zu joggte.

"Hi, Zayn", murmelte Harry leise und lief mit gesenktem Kopf den Weg weiter.

"Ich habe gehört, was mit Louis passiert ist. Es tut mir so Leid", sagte er leise, legte eine Hand auf seine Schulter und musterte ihn von oben bis unten, "Harry, du bist so dünn geworden."

Aggressiv schubste er den Älteren von sich, schrie durch den Park, "Was willst du eigentlich von mir? Du wolltest mich im Krankenhaus umbringen, schon vergessen?"

"Nicht ich, Har-"

"Natürlich du! Du hast mir doch das verdammte Kissen ins Gesicht gedrückt und erst aufgehört, als ich nicht mehr gezappelt habe!"

"Har-"

"Nicht", unterbrach der Jüngling ihn ruhig und wischte sich eine Träne weg. Nie hätte er gedacht, dass Zayn für so etwas in der Lage sein könnte. Er wirkte immer so ... friedlich und trotz der vielen Tattoos zerbrechlich.

"Geh nicht zu der Show, bitte", war das Letzte, das Zayn von sich gab, bevor er an Harry vorbei lief und sich weiter Vorwürfe machte.

Er hatte ihm nicht das Kissen ins Gesicht gedrückt. Und er wollte ihn auch nicht unbringen. Aber das konnte er natürlich nicht sagen, denn es ging um seine Schwester.

WORDS: 931

~~~

A/N: Any thoughts?

Raspberry Lips Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt