4 Ganesha

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Zuerst Einkaufen oder zuerst Gepäck holen? Das schlimmere zuerst. Also wählte ich den Weg in Richtung des Büros. Wie immer war es unangenehm dem Vorgesetzten zu begegnen. Er lächele mich an. Ich lächelte zurück. Das selbe Spiel wie immer.

"Ich bin gekommen um mein Gepäck mitzunehmen." "Wie kommst du darauf dass ich es dir wiedergebe?" Er neigte den Kopf zur Seite."Wo ist es?" fragte ich. Er deutete zu seinem massiven Eichenschrank in der Ecke. Mein Gepäck war oben drauf. Ich lief hinüber. Er sprang auf und packte mich bei den Handgelenken. Wieso hatte ich nur nicht daran gedacht, mein Gepäck mitzunehmen?
Ich versuchte zurück zuweichen. Hinter mir war der Schrank.

Er lächelte noch immer. "Wie wichtig ist dir dein Gepäck?" Es war alles was ich hatte. Mein Gesamtes Eigentum.

Seine Hände wanderten zu Regionen an denen ich sie nicht haben wollte. Ich kniff die Augen zusammen. "Denk immer daran" flüsterte er mir ins Ohr. Ich war schlecht darin, Dinge zu vergessen. Ich würde nie vergessen können. Er liess von mir ab. Ich hatte Glück. "Sag Danke." Ich presste die Lippen zusammen.

Er setzte sich wieder an seinen Bürotisch. "Was soll nur aus dir werden, Ganesha? Was habe ich nur falsch gemacht mit dir?" Ich fischte meinen Koffer vom Schrank herunter. Als ich mich wieder umdrehte betrachtete er mich mit einem lüsternen Ausdruck im Gesicht. Ich lächelte. Und verliess das Büro.

Draussen atmete ich tief durch.
Ein. Aus. Ein. Aus.

Dann ging ich einkaufen.

Zurück im Appartement buk ich mir eine Pizza auf. Wenn mir schon ein Ofen zur verfügung stand, wollte ich dies auch nutzen. Der Typ war auf dem Sofa eingenickt. Ich begann den Tisch zu decken.

Der Typ war wieder Aufgewacht. Er kam in die Küche. "Warum hast du jetzt eigentlich mein Geld benutzt? Du erledigst ja wohl auch genug Aufträge, um viel Geld zu haben!" Ich würde dieses Geld nie anrühren. "Persönliche Gründe" "Persönliche Gründe? Was soll jetzt das wieder heissen?" Es schien ihn wütend zu machen, dass ich sein Geld benutzt hatte. "Ich zahle dir das Geld zurück." "Darum geht es nicht. Wozu bist du Auftragskillerin geworden wenn nicht für's Geld?" Ich hatte keine Wahl gehabt. "Persönliche Gründe" widerhohlte ich mich. Mit einem Schnauben wandte er sich ab. Meine Antwort schien ihn nicht zu befriedigen.

Sein Blick fiel in den Ofen. "Pizza zum Frühstück?" "Warum nicht?" Ich ass vor Aufträgen immer genug, sodass mich mein Hunger nicht ablenken konnte.Das war mir beim letzten mal passiert. Dieses mal wolle ich das nicht riskieren. "Das gehört sich einfach nicht." Er schien den praktischen Wert einer Pizza nicht zu verstehen. Ich hatte das Gefühl, ihm etwas Schuldig zu sein. Ich hatte ihm vorher keine Auskunft über meine Vergangenheit gegeben. Das war irrational. Trotzdem. Ich versuchte es ihm zu erklären. "Es ist schnell und sättigt gut." " Das trifft alles auch auf Müsli zu." Ich verstand nicht, wie man Müsli essen konnte. "Rührei?" Ich hatte nie gelernt zu kochen. Das teilte ich ihm mit. Sein Gesichtsausdruck liess sich am ehesten als Überraschung, gepaart mit Empörung deuten. Ich mochte den Schwung seiner Augenbrauen. Ich sah wieder weg.

Er war noch eine Weile still. Dann deutete er auf den Tisch. "Du hast das Falsch gemacht" Ich runzelte die Stirn. Ich konnte nichts Falsches Entdecken. "Gabel links, Messer rechts" Machte das einen Unterschied? Ich tauschte es trotzdem. "Gabel links, Messer rechts" murmelte ich vor mich hin, um es mir zu merken. Das konnte vieleicht noch nützlich sein. Als ich aufblickte, beoachtete er mich. Ich sah ihn fragend an. In diesem Augenblick gab der Ofen das Signal, dass die Pizza zum Verzehr bereit war.

Mein Leben, Mein TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt