Kapitel 15

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Valentin kam immer näher. Mittlerweile stand ich schon an der Wand und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Er wirkte überhaupt nicht mehr betrunken, sondern so nüchtern wie noch nie. Aber als er genau vor mir zum Stehen kam und die Hände links und rechts von meinem Kopf an die Wand stemmte, wurde ich eines Besseren belehrt. Sein Atom roch stark nach Alkohol.

Valentin senkte seinen Kopf meinem entgegen und strich langsam mit der Nase meinen Kiefer entlang. Er erhob seinen Kopf leicht und schaute mir aus stechend grünen Augen entgegen. Sein Blick war so furchteinflössend, sodass ich meinen Kopf senkte. Plötzlich packte er mit der Hand mein Kinn und drückte mein Gesicht hoch. Ich wimmerte bei dieser groben Berührung auf. Seit wann war er so?

"Entspann dich. Ich werde dir nichts tun", säuselte er und drückte gleichzeitig sein Knie zwischen meine Beine. Ein weiteres Mal wimmerte ich auf und zog zitternd Luft ein. So hatte ich Valentin nie erlebt. War es wirklich der Alkohol, der ihn zu solchen Dingen machen lies?

Ich wollte Valentin bitten, mich loszulassen. Aber genau in dem Moment, in dem ich meinen Mund aufmachte, senkte er hart und fordernd seine Lippen auf meine. Mein Mund war noch von meinem Versuch etwas zu sagen geöffnet. Natürlich nutzte er diese Gelegenheit aus und steckte seine Zunge in meinen Mund. Er wühlte darin herum und ein ekliger Alkoholgeschmack breitete sich in meinem Mund aus. Mir traten Tränen in die Augen und keine Sekunde später liefen sie mir schon über die Wangen.

Ich hatte Angst und wollte hier weg. Meine einziger Ausweg war, ihn gewaltsam von mir zu lösen. Da er sich aber mit seinem vollen Gewicht gegen mich presste, klappte das wegschubsen nicht. Aus Verweiflung biss ich ihm auf die Zunge. Sofort lies er von mir ab, ich nutzte diese Zeit aus um ihn weiter von mir wegzustoßen. Er taumelte zurück. Ein weiteres mal schubste ich ihn und diesesmal fiel er zu Boden. Ich ging auf ihn zu und stellte einen meiner Schuhe an seinen Hals. Ein wenig Druckausübung lies ich röcheln und nach Luft schnappen. Sofort hob ich meinen Fuß wieder, denn ich wollte ihm nicht so sehr wehtun.

"Werd wieder nüchtern. Ich bin erstmal für die nächsten Tage weg", erklärte ich und wischte mir die Tränen von den Wangen. Ich stürmte in mein Zimmer und nahm die Tasche aus meinem Schrank. Zum Glück war sie noch vom letzten Mal gepackt, sodass ich nur noch eine Decke und Geld mitnehmen musste. Dann schloss ich schnell mein Zimmer ab und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Diesmal stand die gesamte Meute draußen und johlte und lachte über irgendetwas. Ich bahnte mir den Weg durch die Menschenmasse und rannte die letzten Meter zu meinem Auto. Nachdem ich in der Garage angekommen war, fischte ich den Schlüssel für das Auto aus meiner Hosentasche und entsperrte es mit einem Knopfdruck. Die Tasche schmiss ich auf die hintere Sitzreihe und startete den Motor. Ich trat das Gaspedal voll durch und fuhr mit fauchendem Motor aus der Garage. Sofort machten mir die Menschen Platz und ich fuhr aus dem Hof. Im Rückspiegel konnte ich Valentin neben Aiden stehen sehen und wie sie wild diskutierten. Dann schlug Aiden einmal mit der Faust auf Valentin's Gesicht ein und Valentin fiel zu Boden. Das alles passierte innerhalb weniger Sekunden.

Doch ich konnte und wollte jetzt nicht umdrehen. Valentin machte mir Angst und ich würde es keine Minute neben ihm aushalten, egal ob Aiden dabei war oder nicht.

***

Müde rieb ich mir den Schlaf aus den Augen, während ich an mein Auto gelehnt meinen Kaffee trank. Die Nacht hatte ich auf einen Rastplatz in meinem Auto verbracht. Da es leider heute Samstag war, musste ich so früh wie möglich aufstehen um den Reisenden aus dem Weg zu gehen. Kurzerhand hatte ich mich auf den Toiletten abgeschminkt und die morgendliche Routine durchgeführt. Ich hatte vor, zu meinen Eltern zu fahren und dort die nächsten Tage verbringen. Was blieb mir denn auch anderes übrig?

Mein Blick fiel auf das Handy, was auf der Motorhaube neben mir lag. Das Display zeigte einen Anrufer an. Mittlerweile rief Valentin mit unterdrückter Nummer an. Vielleicht erhoffte er sich dadurch, dass ich ranging. Werde ich trotzdem nicht tun, da ich jetzt erstmal Abstand brauchte.

No LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt