Kapitel 4

701 35 3
                                    

Valentins POV

Von hinten schlug eine flache Hand auf die Schranktür ein. Ich blickte in das Gesicht von Ana und zog überrascht eine Augenbraue hoch.

"Wage es an meinen Schrank zu gehen und du wirst morgen nur noch halb der Mann sein der du jetzt bist", drohte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. Dieses Mädchen machte einem ja richtig Angst! Beschwichtigend hob ich beide Hände hoch. Auch wenn sie noch so klein und schwach aussah, unterschätzen durfte man sie auf keinen Fall.

"Ist ja gut! Ich wollte doch nur helfen", gab ich kleinlaut von mir. Diese verwöhnte Prinzessin brachte mich ja schon dazu, mich eingeschüchtert zu fühlen!

Ich setzte mich auf ihr Bett und sah mich in ihrem Zimmer um, während sie in einpaar Sachen einpackte.

"Du brauchst nur einpaar Sachen einzupacken. Wir haben genug für dich zuhause", sagte ich, gerade als sie eine zweite Tasche hervorholen wollte.

"Also ist das kein schlechter Scherz? Das ist alles echt? Keine versteckte Kamera irgendwo? Wollen mir meine Eltern eine Lektion erteilen? Denn wenn sie das wollen, dann haben sie es schon längst erreicht, denn solangsam ist das alles nicht mehr lustig", gab sie von sich und holte einmal zitternd Luft. Ich konnte sehen wie sich Tränen in ihren Augen sammelten und sie leise anfing zu schluchzen. Ich ging auf sie zu und nahm sie in den Arm. Ja, sie tat mir leid. Aber so richtig. Was musste mein Vater denn auch für ein scheiß Angebot machen?! Von außen war mein Vater herzlich und gutmütig, eigentlich war er aber ein richtiges Schwein.

Er wollte, dass die Eltern von Ana ihm ihre Tochter aushändigten. Ansonsten würde er ihre Kinder töten. Und welche Eltern wollten schon,  dass die eigenen Kinder starben, nur weil sie einen Fehler begangen hatten? Natürlich würden sie eher ihre Tochter hergeben, anstatt mit ansehen zu müssen, wie ihre Kinder starben. Sie hatten immernoch die Hoffnung, dass Ana dadurch dieses schlimme Schicksal erspart bliebe.

Grausam, skrupellos, herzlos, kalt, unberechenbar. Das sind perfekte Attribute, die meinen Vater beschreiben. Er würde eindeutig über Leichen gehen, nur um seine Ziele zu erreichen. Und in diesem Fall, ging es ihm eigentlich nicht ums Geld, sondern eher darum andere Menschen leiden zu sehen. Das ist sein Lebensinhalt. Das ist sein Antrieb.

Trotzdem hat er seine Grenzen, was mich wirklich sehr beruhigt. Ein Mensch von seinem Macht-Radius sollte eigentlich keine Schwachstellen haben. Er hat sie und wenn er wirklich zu weit gehen würde, wäre ich derjenige der ihn stoppt. Da spielt es keine Rolle, ob er mein Vater ist oder nicht.

Beruhigend strich ich dem Mädchen in meinen Armen über den Rücken, bis sie aufhörte zu weinen und sich beruhigte.

"Hände weg von meiner Schwester", kam eine Knurren von der Tür.

No LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt