Kapitel 9

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Valentin's Pov

"Na komm schon, Baby! Das wird schon nicht so schlimm werden", flötete die kleine Brünette, die an meinem Arm klebte und mich die ganze Zeit ableckte, wie ein Welpe. Bah! War das eklig. Aber dafür kann sie andere Dinge besser.

Die Kleine wollte mich gerade in so eine Schnulze schleppen, worauf ich eigentlich echt keinen Bock hatte. Trotzdem lies ich mich von ihr in den Kinosaal zerren. Wenigstens würde ich danach auf meine Kosten kommen

Wir setzten uns hin und warteten auf den Start.

"Val?", ertönte mein Spitzname rechts von mir. Ich blickte auf und sah in das Gesicht meines besten Freundes.

"Hey, Aiden! Was machst du denn hier?", fragte ich und deutete auf den Platz neben mir. Eine stumme Aufforderung mir Beistand zu leisten.

"Bin mit Ana hier. Sie hat mich ernsthaft in diesen Film geschleppt", sagte er amüsiert und deutete hinter sich, wo meine kleine Adoptivschwester auftauche. In meinem Inneren brodelte es bei dem Anblick, der sich mit bot. Ana lächelnd, hübsch sie sonst immer, mit einer Popcorn-Tüte in der einen Hand und die andere auf Aiden's Rücken platziert. Doch als sie mich sah, verschwand das Lächeln sofort.

"Das ist ja wirklich interessant", gab ich angepisst von mir und wendete mich meiner Begleitung zu, ohne den Beiden einen weiteren Blick zu widmen. Hab ich ihr nicht verboten sich mit Aiden abzugeben?! Und jetzt ging sie auch noch mit ihm ins Kino! Ich fass es nicht! Und was macht Aiden?! Hat nichts besseres zu tun, als sich an sie ranzuschmeißen. Am Ende bin ich wieder der Dumme, der zwischen den Parteien verhandelt. Toll, wirklich wundervoll!

Den ganzen Film über zerbrach ich mir den Kopf darüber, wie ich das am Besten sabotieren konnte. Das wäre doch nie so abgelaufen, wenn sie auf mich gehört hätte. Dann hätte ich jetzt keine Probleme oder Sorgen!

"Tut mir Leid, aber ich komm nicht mit dir nachhause. Ich ruf dich an", verabschiedete ich mich von Lisa, meinem 'Date'. Natürlich würde ich sie nicht anrufen, hab ja noch nicht mal ihre Nummer, aber so blöd wie sie aussah, war sie anscheinend auch.

"Mach das", schnurrte sie verführerisch und drückte mir einen eklig, feuchten Kuss auf die Backe. Ich nahm mir vor, zuhause aufjedenfall erst mal diesen scheiß, klebrigen Lipgloss von meinem Gesicht bekommen. Das ist ja richtig widerlich! Das ganze wurde auch noch von Aiden und Ana getoppt, als sie lachend aus dem Kino kamen und Händchen hielten. Respekt! So viel Mühe hatte sich Aiden bei einem Mädchen noch nie gegeben.

Trotzdem! Es wird Zeit meine Autorität spielen zu lassen!, sagte ich mir selbst und hielt auf die beiden zu.

"Ach komm Aiden! So schlimm war der Film doch gar nicht", lachte Ana und rempelte Aiden einmal von der Seite an, doch er bewegte sich keinen Millimeter. Ich lief nun in einem Abstand von 10 Metern hinter den Beiden. Trotzdem konnte ich sie noch gut verstehen.

"Natürlich! Hast du dich mal umgesehen? Nichts als Mädchen und Pärchen dort drin. Als Rache schleppe ich dich in den nächsten Resident Evil!", beschwerte Aiden sich.

"Damit habe ich kein Problem". Ich war nun bis auf zwei Meter vor gerückt und gesellte mich an Aiden's Seite.

"Womit hast du kein Problem?", fragte ich gelassen. Natürlich hab ich alles mitgehört, aber irgendwie musste ich mich ja in das Gspräch einklinken.

"Valentin! Ich dachte du wärst mit deiner Freundin weg?", fragte Aiden.

"Womit hast du kein Problem, Ana?", fragte ich nocheinmal, aber einwenig betonter. Auf Aiden's Frage wollte ich gar nicht erst eingehen. ich war froh dieses Mädchen losgeworden zu sein.

"Ich hab kein Problem damit Resident Evil zu gucken", gab sie selbstsicher von sich.

"Schön. Leider müsst ihr das aber verlegen. Ana wir fahren nach Hause".

"Aber-", versuchte sie sich zu verteidigen.

"Konrad hat noch was mit dir zu klären", redete ich einfach weiter.

"Hätte er was zu sagen, dann hätte er mir das selbst gesagt", erwiderte sie giftig.

"Willst du mir jetzt hier einen Aufstand machen, oder was?". Ich umfasste mit meiner Hand ihren Oberarm und zog sie von Aiden weg.

"Ist schon okay, Ana. Es wird wohl wichtig sein, wenn Valentin dir das sagt", mischte sich Aiden ein. Was war denn mit dem los?! War er verliebt oder was? Normalerweise war er nicht verständnisvoll.

Nachdem die Beiden sich mit einer Umarmung voneinander verabschiedet haben, zog ich Ana hinter mir her, in Richtung Auto.

"Lass mich los", zischte sie und versuchte ihren Arm aus meinem Griff zu befreien.

"Du tust mir weh und wenn du nicht loslässt, habe ich morgen einen blauen Fleck!". Sie schrie so laut, dass einige Menschen uns hinterher sahen. Geschlagen lies ich ihren Arm los und schob sie stattdessen vor mir bis zum Auto her. Dort öffnete ich ihr die Tür und ignorierte den genervten Blick, den sie mir beim Einsteigen zuwarf. Ich setzte mich auf meinen Platz und startete den Motor. Während der ersten zehn Minuten blieb es ruhig, bis ich es nicht mehr aushielt. Ich mag die Stille nicht, vorallem kein peinliches Schweigen oder wütende Ruhe.

"Hab ich dir nicht gesagt, dass du dich von Aiden fernhalten sollst?". Ich versuchte meine Stimme ruhig klingen zu lassen, was mir leider nicht wirklich gelang, weil ich echt angepisst war.

"Und habe ich dir nicht gesagt, dass du dich aus meinen Sachen raushalten sollst?".

"Nein. Hast du nicht. Du sagtest, dass ich mich nicht deinen großen Bruder nennen darf, das war alles".

"Dazu hast du ja auch kein Recht", fauchte sie. Kam einem kleinen Tiger gleich, sogar fast genauso furchteinflössend.

Leise musste ich lachen, bei der Vorstellung. Ana und ein Tiger. Wie sie jemandem die Augen auskratzt, war aber auch eine lustige Vorstellung.

"Was lachst du denn jetzt so? Daran ist nichts lustig und jetzt hör verdammt nochmal auf zu lachen!". Ein Schlag auf meinen Oberarm lies mich aufhören. Gespielt geschockt schaute ich Ana an, die schaute jedoch immernoch böse drein.

"Das hat weh getan!". Hat es eigentlich nicht, aber ich wollte sie wieder lachen sehen oder irgendwas anderes, bloß keine Wut oder Hass.

"Tja, wie du mir, so ich dir. Habe ich einen blauen Fleck von dir, bekommst du auch einen", sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei schob sie die Unterlippe vor und starrte trotzig aus der Windschutzscheibe. Sie sah dabei verdammt süß aus, wie ein kleines Kind, das seinen Willen nicht bekommt.

"Also, was will Konrad von mir?". Sie scheint die Stille auch nicht auszuhalten.

"Nichts". Sie sah mich in einer Mischung aus Verwirrtheit und Wut an.

Scheiße, ich wollte doch keine Wut bei ihr hervorrufen.

No LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt