Epilog

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"Valentin! Lass mich runter, jetzt sofort!", schrie ich lachend und trommelte auf seinem Rücken mit meinen kleinen Fäusten.

"Niemals!", rief er genauso laut lachend und rannte mit mir auf seiner Schulter hängend die wenigen Treppen zum Haus hoch.

Das mit Valentin und mir ist so eine Sache. Drei Jahre und 239 Tage sind seit meinem siebzehnten Geburtstag vergangen. In diesen knapp vier Jahren haben Valentin und ich so etwas wie eine 'On-and-Off-Beziehung' geführt. Meistens war es wegen dem immer gleichen Thema. Er wollte unbedingt umziehen und einen Neustart in einer neuen Stadt wagen. Am besten irgendwo in Amerika, England oder Kanada. Ich verstand Valentin nicht wirklich, denn er will unbedingt in ein englischsprachiges Land ziehen. Natürlich hat man dort als Architekt viel mehr Chancen einpaar gute Jobs zu holen. Ich war aber immernoch mitten im Studium und wollte nicht abbrechen und in ein anderes Land umziehen. Ich habe Valentin oft gesagt, dass ich gerne nachkommen werde, falls ich eine Stelle dort finde und mein Studium erfolgreich beendet hatte. Eine Stelle die gut bezahlt und mich trotzdem flexibel bleiben lässt.

Vor sieben Monaten hat Valentin es ohne mich versucht in Amerika eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Er war fünf Monate weg und heute wieder zurück gekommen, nachdem er eingesehen hatte, dass ich ihm fehlte, so wie we es am Telefon beschrieben hatte.

Er schloss die Haustür auf und setzte mich in der kleinen Eingangshalle ab, nachdem er die Haustür abgeschlossen hatte.

"Du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe", sagte er leise und nahm mein Gesicht in seine großen Hände. Er war über die Jahre noch gutaussehender geworden. Sein Drei-Tage-Bart gab ihm diesen männlichen Touch, der jede Frau zum Sabbern brachte. Ich wollte gar nicht erst fragen wie oft er mit einer anderen Frau in dieser Zeit im Bett war. Ich konnte auch gar nicht fragen, denn in den letzten sieben Monaten hatten wir uns darauf geeinigt uns zu trennen. Es war zu dem Zeitpunkt, als er mir gesagt hatte, dass er vor hatte für eine längere Zeit nach Amerika zu gehen und dort sein Glück zu versuchen. Wir hatten in dieser Zeit so gut wie gar keinen Kontakt; wenn es hoch kommt, konnte ich acht Telefonate und 9 kurze Nachrichtenverläufe zählen, nicht mehr. In der Zeit hatte ich in seiner Villa in der Stadt gelebt. Einige Male habe ich Besuch von Nicole und Konrad und meiner Familie gekriegt. Aiden war auch da gewesen und hat mich versucht einwenig abzulenken. Ich hatte diese Trennung nicht gut ausgehalten und mich nach Valentin gesehnt. Auch Aidens Freundin, Sofia war immer dabei und hat mich mit Mädchenzeug beschäftigt. Sie war eine gute Freundin und ich war froh, dass Aiden und sie sich gefunden hatten.

"Wie lange bleibst du dieses Mal?", fragte ich seufzend und zwang mich dazu einen Gefühlsabstand zu halten. Ich war noch nicht bereit dazu, schon wieder verletzt zu werden. Aber was tat man nicht alles für den Mann den man liebt? Ich gehe gerne durch die Hölle, nur um ihm nahe zu sein.

"Ich bleibe. Lange", sagte er lächelnd und wollte mich schon küssen, ich zog aber zurück.

"Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt und nahm seine Hände von meinem Gesicht und hielt sie in meinen Händen.

Er seufzte laut und schaute mir in die Augen als er sagte: "Es war ein Fehler ohne dich zu gehen. Jeden Tag habe ich dich vermisst und mich jede Nacht gefragt, wieso ich eigentlich dahin geflogen bin, als ich alleine im Bett lag. Es war erfolgreich und ich habe sogar einen zweijährigen Arbeitsvertrag bekommen", sagte er.

"Aber wenn du einen Vertrag hast, wieso bist du dann hier? Und wieso sagst du, dass du hier bleibst?", fragte ich und wollte schon wieder weinen. Mir war klar, dass ich in den nächsten Minuten schon wieder verletzt werden würde.

"Ich wollte das eigentlich heute Abend beim Abendessen fragen und es besonders machen, aber ich glaube nicht, dass ich noch warten kann", sagte er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Er kniete sich zu Boden und holte eine kleine Schachtel aus seiner Hosentasche.

"Anastasia, ich habe ich den letzten Jahren begriffen, dass du diejenige bist, auf die ich gewartet habe. Jemand, der mir in der Arsch tritt und mir sagt, dass ich meinen Träumen nachjagen soll. Jemand, der genau weiß wie wichtig mir meine Träume und Ziele sind und sich ihnen und mir nicht in den Weg stellt. Jemand, der mir egal in welcher Situation zur Seite steht und auf mich aufpasst. Ich liebe dich, seit dem Moment, als du mich damals vor vier Jahren vor dem Kino geküsst hast und seit dem Tag ist meine Liebe zu dir nur noch mehr gewachsen. Ich habe vor, den Rest meines Lebens mit dir zu verbringen und deswegen frage ich dich, ob du Teil davon sein willst und mich heiraten willst?", fragte er und öffnete nach seinem kleinen Antrag die Schachtel und präsentierte mir den kleinen Diamantring.

Er war wunderschön mit einem rechteckigen großen Stein in der Mitte und an den Seiten zwei verknoteten Bändern, die mit kleinen Steinen besetzt waren.

"Ja", flüsterte ich und wartete geduldig als er mir den Ring an den Finger steckte, bevor ich ihm in die Arme sprang und das Leben aus ihm küsste.

"Wir werden warten bis du mit deinem Studium fertig bist, dann gehen wir zusammen nach Amerika wenn du willst. Du kannst es dir immernoch überlegen und wenn du nicht willst, ist es okay für mich", sagte er lächelnd und lehnte seine Stirn an meine.

"Was ist mit dem Arbeitsvertrag, den du bekommen hast? Sag bitte nicht dass du abgelehnt hast", fragte ich leise.

"Nein, ich hab meinen Chef gebeten von hier aus arbeiten zu können und er war zwar nicht begeistert aber einverstanden. Aber er war wiederum so begeistert von meinen Zeichnungen, dass er mir den Vertrag immernoch hingeschoben hatte, als ich ihm meine Bedingungen genannt hatte."

"Wenn es dein Wunsch ist wirklich nach Amerika auszuwandern, dann werde ich dem nicht im Weg stehen. Ich werde mit dir kommen und mir einen Job suchen. Wir werden das schon irgendwie schaffen und wenns schief geht, können wir immernoch hier her zurück kommen", sagte ich leise und genoss den Moment.

"Ich liebe dich, Ana", sagte er und küsste mich.

"Ich liebe dich auch", flüsterte ich an seinen Lippen und lies mich von ihm hoch in das Schlafzimmer tragen, wo wir unsere Verlobung feierten. Nach sieben endloslangen Monaten waren wir endlich wieder zusammen und jetzt auch noch verlobt. Wenn Valentin ans Ende der Welt gehen wollte, würde ich immernoch mitkommen und ihm bei allem beistehen und ihn vorallem unterstützen, wo ich nur kann.

Er ist mit mir durch meine eigene Hölle gegangen und hat nicht eine Sekunde daran gedacht, mich zu verlassen. Damals hatte er mit mir gelacht und mich an seiner Schulter weinen lassen. Er ist mein bester Freund, mein Beschützer und mein Mann. Ohne ihn war alles trist und grau und jetzt wo ich ihn wieder hatte, werde ich ihn nicht mehr loslassen. Egal wie es in den letzten paar Monaten meines Studiums aussehen wird, ich werde meine Meinung nicht ändern und mit Valentin nach Amerika auswandern. Ich hatte aus meinen Fehlern gelernt und werde sie nicht nochmal begehen, auch wenn es heißt, meine Wünsche an zweite Stelle zu stellen. Für Valentin würde ich alles machen.

No LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt