Kapitel 18

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Valentin verkrampfte sich einwenig bei seinen Worten, so als ob er zum Sprung ansetzten wollte, um ihr den Kopf abzureissen. Ich wollte auch nichts sehnlicher, als dieser Dorfmatratze zu zeigen, wo ihr Platz war, aber ich blieb ruhig und lies nichts von meiner Wut erkennen. Bis sie das sagte, was sie hätte nie sagen sollen.

"Deine Mutter würde sich im Grab umdrehen, wenn sie sehen könnte wie ihre Tochter rumhurt! Und dann auch noch mit einem Jungen, der wie ihr eigener Sohn war! Das du auch noch den Anstand besitzt dich ihre Tochter zu nennen!", schrie Natalie mir entgegen. In mir kochte die Wut auf dieses hässliche Etwas vor mir. Dieses Miststück hatte doch gar keine Ahnung von meinem Leben, meiner Mutter oder den Umständen! Sie schaute mich belustigt an, während ich versuchte mich von Valentin loszureißen und auf sie einzuschlagen, bis all ihre Knochen in unnatürlichen Winkeln abstanden. Ich schmiss ihr alle möglichen Schimpfwörter entgegen, doch es interessierte sie kein bisschen!

"Lass mich los! Valentin, lass mich verdammt nochmal los!", schrie ich jetzt ihn an. Er dachte aber nicht daran, sondern schmiss mich einfach über seine Schulter und setzte mich in den Wagen. Dann drückte er mir einen kurzen Kuss auf den Scheitel und verschloss das Auto. Mit einem Mal, war meine Wut verraucht. Ich wollte zwar immer noch auf sie losstürmen, aber ich war ruhig.

Ich wusste, was Valentin damit bezwecken wollte. Ich solle nicht einfach so aus dem Auto steigen und auf Natalie zu stürmen. Doch er selbst bahnte sich jetzt seinen Weg zu ihr und baute sich vor ihr auf. Aus meiner Position konnte ich sehen, wie seine Rückenmuskulatur sich spannte und Natalie einen ängstlichen Gesichtsausdruck bekam. Sie diskutierten über irgendetwas.

Valentin zeigte in Richtung Kino, eine Aufforderung zu gehen und ich konnte Natalies resignierten Blick sehen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und wollte Valentin küssen. Ich merkte wie ich die Zähne zusammen biss und meine Hände sich zu Fäusten formten.

Valentin aber stieß sie von sich und deutete einmal mehr in Richtung Kino, gefolgt von einer Schimpftirade von ihm. Letztendlich verließ Natalie den Parkplatz, lies es sich aber nicht nehmen, mir noch einen vernichtenden Blick zu zuwerfen. Eins musste man ihr lassen, denn sie wusste, dass wir beide noch lange nicht fertig waren.

***

Valentins POV

Wieso hatte ich mich eigentlich auf dieses Mädchen eingelassen?! Zuerst stellt sie sich zwischen mich und Ana, dann stört sie uns und schließlich beleidigt sie Ana auch noch. Ich war so glücklich Ana in meinem Arm zu halten, dass ich sogar gelächelt habe. Ich habe ja gar nicht gesehen, wie wir auf Natalie zugegangen sind und dann plötzlich stand sie vor mir und hat mich vollgelabert!  

Vorsichtig wagte ich einen Blick auf meinen Tiger. Sie hatte nichts gesagt, als ich ins Auto gestiegen bin und auch schon die gesamte Fahrt lang schwieg sie. Vielleicht dachte sie ja auch darüber nach, ob unser Kuss ein großer Fehler war und wie sie mir jetzt beibrachte, dass es nie wieder passieren wird. Oder sie nahm es mir übel, dass ich Luca geschlagen hatte.

Ich hatte aber ziemlich gute Gründe dafür. Erstens, knallt er alles, was auf drei nicht aufm Baum hockt, zweitens, sollte er seine dreckigen Finger von meiner Ana nehmen und drittens, hat mich das so rasend gemacht, dass Natalie sich einfach zwischen mich und Ana gestellt hat und da brauchte ich nun mal ein Ventil, an dem ich meine Wut auslassen konnte. Und Luca? Tja, der hat mir die perfekte Gelegenheit gegeben. Aber ich würde ihr keine Vorwürfe machen, denn sie hat die Wahl. Sie hat immer die Wahl bei mir; sie kann nicht mehr in Dinge reingezwängt werden, die sie eigentlich gar nicht will. Mir ist klar, dass ich sie durch diese Freiheiten vielleicht verliere und nicht enger an mich binde. Und es fällt mir schwer, ihr die Wahl zu lassen, denn ich bin nun mal sehr besitzergreifend.

No LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt