Kapitel 13

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Er hatte Recht. Ich mag ihn, wirklich. Wahrscheinlich sogar mehr, als er mich.

"Und wieso bist du dir da so sicher, dass ich dich mag?".

"Weil keiner mir widerstehen oder mich hassen kann. Ich mein, guck mich an!". Obwohl ich wusste, dass er spaßte fand ich es nicht witzig.

"Hättest du meinem Monolog aufmerksam zugehört, dann wüsstest du wie sehr ich diese Seite an dir hasse", erwiderte ich deshalb trocken. Er lies es komischerweise ohne eine giftige Gegenantwort auf sich sitzen, deswegen schaute ich vorsichtig zu ihm herüber. Sein Kopf war gesenkt, seine Hände hatte er seitlich von sich an der Bank abgestützt.

"Du hasst mich?", fragte er fast ungläubig und drehte den Kopf um mich anzuschauen.

"Nein... also ja, eigentlich schon. Dein Hauptcharakterzug ist nunmal deine Arroganz oder Überheblichkeit, das kannst du nicht abstreiten. Und ich hasse diesen Teil an dir. Da komm ich mir immer so unbedeutend vor, vorallem mit dem Hintergrund, dem, was passiert ist.

Schau dich an und schau mich an. Du bist perfekt, dein Leben ist perfekt oder zumindest Sorgenfrei. Alle lieben dich, ausnahmslos! Und bei mir? Meine Eltern haben mich hergegeben und ich werde sie vielleicht erst in einpaar Jahren wieder sehen. Ich habe keine Familie mehr, aber du hast sie und deine Familie würde dich nicht einfach so hergeben, denn-"

"Nein. Du weißt nicht ob sie mich nicht doch einfachso weggeben würden und vorallem weißt du nicht, ob sie mich lieben. Ich weiß es ja selbst nicht. Und mein Leben ist nicht perfekt. Nicole ist völlig auf Konrad fixiert und Konrad ist völlig auf seine Arbeit fixiert. Ich habe nie wirklich großartig Aufmerksamkeit von meinen Eltern bekommen, du schon... weißt du manchmal habe ich das Gefühl, dass sich die Leute einfach nur für mich interessieren, weil sie auch zu den 'Coolen' gehören wollen. Sie mögen mich nicht, sind Arschkriecher. Du bist ganz anders, weil du ehrlich bist und mir auch mal die Meinung sagen kannst ohne Angst zu bekommen, dass ich dich fertig mache. Ich habe dich gerne um mich, weil du mich dazu bringst am Boden zu bleiben. Du bringst die guten Seiten in mir hervor und trotzdem kann ich das mit der Arroganz nicht einfach unterdrücken. Ich weiß, dass ich überheblich und sowas bin, aber ich bin es wirklich nicht gerne. Es tut mir Leid, wie ich mich manchmal dir gegenüber verhalte, aber ich hab es mir so schlimm angewöhnt, dass ich es nicht so einfach abschalten kann", beendete er seine lange Rede.

"Du kannst es nicht abschalten, weil es dir als Schutz diehnt", erklärte ich sachlich. Doch als ich in sein fragendes Gesicht blickte, war mir klar dass er es mal wieder nicht verstand.

"Na, es ist doch so. Manche Menschen werden aggressiv wenn sie irgendwie verletzt oder angegriffen werden. Aber du lässt dir nichts anmerken. Du bist eigentlich innerlich am Ausrasten, tust aber so als ob es dich nicht interessiert".

Einige Minuten war es still, in denen jeder von uns beiden seinen eigenen Gedanken nach hing.

"Ich finde so kann es zwischen uns nicht weiterlaufen. Dieses hin und her verwirrt mich. Ich wünsche mir, dass wir ganz normal miteinander umgehen können, verstehst du?". Ich konnte Valentin wirklich verstehen, mich nervte es auch sehr.

"Vergessen und normal miteinander umgehen?".

"Ja. Lass uns gehen, es wird kalt", sagte Valentin und schaute in den Himmel, der sich ziemlich verdunkelt hatte. So machten wir uns still schweigend auf den Weg zurück zu seinem Auto.

Die nächste Stunde hatte keiner ein Wort mehr gesagt, einfach weil keiner von uns beide etwas sagen wollte.

"Wohin fahren wir jetzt eigentlich?", fragte ich nach einiger Zeit.

"Konrad und Nicole wollten für die nächsten paar Tage Urlaub machen und sind vor zwei Stunden zum Flughafen. Also sind wir dann allein".

"Wie, die machen Urlaub? Und wie lange sind wir eigentlich schon unterwegs?", fragte ich verwirrt.

No LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt