Kapitel 25

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Anas POV

Vergiss nicht- man braucht nur wenig, um ein glückliches Leben zu führen, sagte Marc Aurel, 15-er römischer Kaiser. Ja, vielleicht ist es nicht gut einen römischen Kaiser zu zitieren. Aber wo er Recht hat, hat er Recht.

Ich hatte wirklich wenig in meinem Leben; meine Eltern waren nicht wirklich reich aber auch nicht arm. Wir hatten genug Geld um uns die nötigen Sachen leisten zu können und es hat sich niemals jemand darüber beschwert. Meine Familie und ich waren glücklich mit unserem bescheidenen Leben.

Ich hatte nie die Möglichkeit gehabt, mich mal mit meinen Eltern hinsetzten zu können und mit ihnen über normale Dinge zu reden. Trotzdem hatte ich mich nie darüber beschwert, da beide Vollzeit arbeiteten. Sechs Tage die Woche zu arbeiten und zwei Pubertierende Kinder im Haushalt zu haben sind zwei Dinge die sehr schwer zu handeln sind.

Und wenn man jetzt von diesen wenigen Dingen, die mir geblieben sind, Freunde und Geschwister abzieht, dann bleibt übrig...? Richtig.  

Nämlich Nichts.

Ich war wirklich glücklich mit den wenigen Dingen in meinen Leben; ich konnte mich weder beschweren noch Luftsprünge machen. Aber ich war glücklich, bis mir diese Dinge genommen wurden.

Fast drei Monate sind seitdem vergangen. Ich habe in dieser Zeit alles verloren, was ich liebte. Mein Leben lag in einem großen Scherbenhaufen vor mir und ich konnte einfach nicht anders, als jedes einzelne Teil aufzuheben und an seinen ursprünglichen Platz zurück zu legen. Ich versuchte vergeblich alles zu retten, sah aber gleichzeitig ein, dass ich keinerlei Chancen besaß. Stur wie ich bin, versuchte ich es trotzdem; versuchte mein altes Leben wieder hinzubiegen und an den wenigen Stücken festzuhalten, die mir blieben. Einpaar Mal habe ich mich an den scharfen Kanten der Scherben geschnitten und blieb blutend zurück. Diese Wunden heilten zwar, hinterließen aber sichtbare Narben. Mir fiel es zum Beispiel nicht leicht, zu vertrauen oder mich auf neue Menschen einzulassen. Ich wollte alleine sein, meine Wunden lecken und weiter an dem Mosaik meines Lebens arbeiten.

Nur hatte ich mit einer Sache überhaupt nicht gerechnet. Und diese Sache kam in Form einer Person. Es war die Hilfe eines Menschen, die ich am wenigsten erwartet hätte. Valentin.

Er half mir dabei die Scherben meines Lebens zu ordnen, sie an den richtigen Platz zu legen. Auch er wurde dabei verletzt; es machte ihm trotzdem nichts aus. Er stand mir bei, jede Sekunde, jede Minute. Er tröstete mich, wischte meine Tränen weg, brachte ein Lächeln auf mein Gesicht und nahm mich in eine warme Umarmung. Vorallem aber lenkte er mich ab, brachte mich dazu andere Dinge zu sehen als nur den Scherbenhaufen vor mir oder viel mehr in mir. 

Ich wusste nicht wann es geschah und erst Recht nicht, wie. Einer Sache war ich mir aber sicher: ich verliebte mich in ihn.

~ein Monat nach dem letzten Gespräch von Ana & Valentin~

Ich lief auf den Haupteingang zu, steuerte die Freiheit-bringenden Türen an. Lange hatte ich auf dieses Wochenende hingefiebert. Ein Wochenende mit Valentin, Aiden und Paul in einem nahegelegenen Spa.

Valentin war nicht in der Schule gewesen, denn er regelte alles mit seinen Eltern und packte das Gepäck ins Auto. Eigentlich hat er viel mehr die Dinge mit Konrad geregelt. Er war von unserer Idee nicht wirklich begeistert, aber ich glaube nicht, dass Valentin sich davon abbringen lässt. Nicole hat sich gefreut als wir ihr sagten, dass wir mal ein Wochenende außerhalb des ganzen Stress verbringen.

Sowohl sie, als auch Konrad waren nicht wirklich darüber überrascht, dass Valentin und ich ein Paar waren. Sie fanden es am gleichen Abend heraus, als mir Valentin von Konrad erzählte. Ich konnte Konrad für drei Tage nicht in die Augen blicken, konnte mich nicht in seinem näheren Umkreis befinden. Es war nicht so, dass ich Angst vor ihm hatte, es war viel mehr Abscheu die ich für ihn in diesen Momenten empfand. Was er seinem Kind, seinem einzigen Sohn und seiner Frau angetan hatte, war unbeschreiblich. Er widerte mich an.

No LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt